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282 Handelsblatt für den deutschen Gartenbau etc. so doch namentlich in einzelnen Theilen als gelungen be zeichnet werden kann. Die Hoffnung, ein allgemeineres Bild namentlich der Berliner Gärtnerei dort vorgeführt zu sehen, ist jedoch bis heute nur zum geringen Theile erfüllt worden und das bisher Erreichte ist zum grossen Theile einer nie ermüdenden Opferwilligkeit einer Anzahl von Firmen zu danken. Eine Begeisterung für die Aus stellung ist, abgesehen von Ausnahmen, niemals in gärtnerischen Kreisen zu Tage getreten. Es können ver schiedene Gründe hierfür massgebend gemacht werden Ein grosser Theil der Schuld an der ungenügenden Betheiligung muss auf die unzweckmässige Anordnung fallen, diebesonders darin liegt, dass man nicht, abgesehen von der Dauer-Ausstellung, in kürzeren oder längeren Zwischen räumen bestimmte Zeiten für Sonder-Ausstellungen fest setzte. Man hätte bei solcher Anordnung mehr im eigenen sowohl als auch im Interesse der Aussteller gehandelt und hätte sich die ganze Reihe von Tagen erspart, wo die Gartenbau-Abtheilung — wieder abgesehen von den Dauer- Ausstellungen — ein Bild bietet, welches sich nicht gerade vortheilhaft für eine Wiedergabe eignet. Durch die ge schaffenen Zustände hat man besonders auch Anforderungen an Unter-Gruppen-Vorstände und -Preisrichter gestellt, die zu erfüllen mehr als Rücksicht und Geduld erfordert. Auch die Berichterstattung ist hierdurch ganz bedeutend erschwert worden. Ein zweiter grosser Mangel besteht in der verfehlten Anlage des zur Verfügung stehenden Platzes. Wenn wohl gesagt worden ist, dass das der Gruppe XXII zugetheilte Terrain das schönste der ganzen Ausstellung sei, so trifft das in Bezug auf diejenigen Theile, welche für Dauer- Ausstellungen in Benutzung genommen worden sind, bis auf wenige Ausnahmen zu, nicht aber für den Theil, wo in einer ganzen Reihe von Treibhäusern und nicht gerade praktisch erbauten Hallen gärtnerische Erzeugnisse zeit weilig zur Schau gestellt werden. Hier ist eine drangvoll fürchterliche Enge, deren Missbehagen am Anfang noch dadurch erheblich verschärft wurde, dass dieser Theil durch die elektrische Rundbahn zu einer Sackgasse ward, aus welcher ein Ausweg erst nach Suchen und mit Ueber- Windung von Hindernissen gefunden werden konnte. Hierin ist wenigstens infolge energischer Proteste seit einiger Zeit durch einen bei den Hallen befindlichen neu geschaffenen Uebergang über die elektrische Bahn Abhilfe geschaffen. Wie schon am Anfang erwähnt, ist das Bild, welches die Ausstellung bietet, ein immer freundlicheres geworden und es ist begründete Aussicht vorhanden, dass die noch fehlenden Monate nach dieser Richtung hin noch eine weitere regere Betheiligung bringen werden. Wird dennoch am Schlüsse der Ausstellung eine volle Befriedigung nicht vorhanden sein, so möge man an der leitenden Stelle nicht vergessen, dass man durch die lange Zeit aufrecht er haltene Weigerung, den auswärtigen Mitgliedern der in Berlin sesshaften gärtnerischen Vereinigungen die Theil- nähme zu gestatten, selbst die Schuld daran trägt. Die Stellung, welche die Leitung unseres Verbandes in dieser Frage von je her eingenommen hat, ist bekannt genug. — Die Haupthalle — wie wenig sie einen solchen Namen verdient, haben wir vorhin schon angedeutet — hat im Laufe der Monate bezüglich ihres Inhalts schon manche Wandlungen durchgemacht. Sie ist ein räumlich be scheidenes, mit festem Dach versehenes Holzgebäude, dem vor allen Dingen Luft und Licht fehlt. Als Mitte einen Rasen zur Aufnahme verschiedener Gruppen u. s. w. bildend, dienen die Seitenwände den Aufstellungen von abgeschnittenen Blumen und Bindearbeiten. Die Nachtheile der Halle für die darin ausgestellten Pflanzen traten in den ersten Wochen nicht so sehr her vor, mit der fortschreitenden Jahreszeit machten sie sich jedoch mehr und mehr bemerkbar, und was jetzt die schon erwähnte Opferwilligkeit Einzelner der Halle zur Aus schmückung zuwendet, ist in wenigen Tagen unansehnlich geworden. Man sollte sich noch jetzt dazu entschliessen, auf die Aufstellung von Pflanzen in dieser Halle ganz zu verzichten, und dieselbe nur der Aufnahme von ab geschnittenen Blumen und Blumenarbeiten dienen lassen. Man kann dies um so eher, als anderweitig noch genügend Platz in geschlossenen Räumen für die Aufnahme von Pflanzen vorhanden ist. Die Halle würde dadurch ge winnen. Im Anfänge war dieselbe mit blühenden Gruppen reich gefüllt. Eine häufig erneuerte Gruppe verschiedener Pflanzen, als Azaleen, Niododendron, engl. Pelargonien, Calceolarien, Epiphyllum, Amaryllis, Clivien u. s. w., von B. Niem etz-Rixdorf bildete lange Zeit einen Mittelpunkt. Von demselben Aussteller stammte eine Gruppe Oinerarien. Zwei Gruppen blühender Nelken brachte A u g. Borzech owski - Gr. - Lichterfelde , ebenfalls zwei Gruppen grösserer Azaleen-Pflanzen W. Weimar- Britz bei Berlin. Schön waren die gefüllten englischen Pelar gonien von Paul Nickel-Berlin und eine Kulturleistung ersten Ranges die grossen Schaupflanzen von Cyclamen aus der Gärtnerei von Aug. Lenz-Neuendorf-Potsdam. Schneebälle und Akazien stellte A. Clotofski-Berlin aus, desgleichen eine Palmendekoration, Gruppen von rothen und blauen Hortensien von A. Bullrich- Pankow und G. Wendt- Britz wechselten dann mit einander ab und Anfang Juli waren zwei Gruppen vorzüglicher, stark ent wickelter Maiblumen von Ludw. Vollert- Lübeck der Hauptanziehungspunkt. Seit einiger Zeit bilden Gruppen von hochstämmigen Hydrangeapaniculata von W. Weimar, Lilium lancifolium von A. Clotofski und Cyclamen von B. Niemetz die Hauptgruppen der Pflanzen-Ausstellung in der Halle. Zahlreich vom ersten Tage an vertreten waren die Bindereien, und was nicht genug anzuerkennen ist, sie sind auch bis auf den heutigen Tag zahlreich geblieben. In uneigennützigster Opferwilligkeit haben die Aussteller dieser Abtheilung fortlaufend — dass sie selbst nicht fort gelaufen sind, ist zu bewundern — ihre Ausstellungs gegenstände erneuert, sie haben sich nicht dadurch ab- halten lassen, dass ihre Anstrengungen an sehr vielen Tagen nur von recht Wenigen gewürdigt und gesehen worden sind. Es ist ihnen in erster Linie mit zu danken, wenn das „stille“ Viereck der Berliner Gewerbe-Ausstellung in der letzten Zeit ein etwas lebhafteres Gepräge an genommen hat. Die ausgestellten Arbeiten sind in grosser Zahl — abgesehen von Ausnahmen, die auch hier nicht fehlten — geschmackvoll und gut ausgeführt zu nennen, bei dem abwechslungsreichen Bilde, welches sie darbieten, ist auf Einzelleistungen nicht gut einzugehen. Hervor ragend vertreten sind die wohl sämmtlich gut bekannten Berliner Firmen Chr. Drescher, A. Thiel, Th. Hübner, H. Fassbender, Hugo Helbig, J. Meyer und die Gartenbauschule für Damen, Abtheilung für Binderei. Die zuletzt genannte Schule weist sich in der genannten Abtheilung als leistungsfähig und beachtenswerth aus, ihr Dasein erbringt hier nicht nur den Befähigungs-, sondern auch den ihr gern zugestandenen Berechtigungsnachweis, alles Andere aber soll sie an den Nagel hängen, sintemalen es „vom Uebel“ ist. Unter den in der Halle ausgestellten abgeschnittenen Blumen sind in erster Linie die auch fortwährend erneuerten Nelken von Fr. Studier-Gr.-Lichterfelde zu erwähnen; sie verdienen die Beachtung, welche ihnen namentlich aus Fachkreisen geschenkt werden, vollauf. Unter den Neu- Züchtungen des Ausstellers sind besonders einige in weiss, tiefdunkelroth und rosa bemerkenswerth. E. Koch- Zehlendorf bringt in abwechselnder Reihenfolge ab geschnittene Staudenblumen zur Vorführung, es sind alt bekannte Sorten, neue Sachen haben wir darunter nicht gefunden. Bei Bindereien und abgeschnittenen Blumen sei hier gleich die in einem eigenen Pavillon zur An schauung gebrachte Ausstellung von J. C. Schmidt- Berlin erwähnt. Diese bedeutendste Berliner Firma lässt sich auch hier den Ruf, an der Spitze der hiesigen Blumen geschäfte zu stehen, nicht nehmen; die in dem hübsch und