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No. 34 Handelsblatt für den deutschen Gartenbau etc. 281 Raupen des Oefteren ablesen zu lassen, dagegen überliess ich die wilden Rosen ihrem Schicksale, was zur Folge hatte, dass sie in kurze/ Zeit vollständig entblättert waren und jede weitere Vegetation aufhörte. Von verschiedenen mich besuchenden Kollegen wurden mir allerhand Gegen mittel empfohlen, von einigen auch angerathen, die Rosen kultur aufzugeben, eine Zumuthung, die mir mit des Henkers Strick gleichbedeutend erschien. Ich griff daher zu den Gegenmitteln, bestehend in Kupfervitriollösung, stark verdünntem Petroleum u. v. a, um durch Bespritzen der Rosen die Raupen zu tödten; oder auch, wie mir versichert wurde, die Rosenblattwespe von den Rosen fern zu halten. VorsichtigerWeise beschränkte ich mich auf angestellte Versuche, welche ergaben, dass entweder mit der Blattwespenraupe auch die Rosen ein gingen, oder dass die Mittel unschädlich blieben. Ich ent schloss mich in Folge dessen, alle wilden Rosen heraus zu werfen und zu verbrennen und meinen Bedarf an Sämlingsstämmen aus anderen Quellen zu decken. Im nächsten Frühjahr schulte ich zur Anzucht von Hoch stämmen nur ein bescheidenes Quartier und liess beim Auftreten der Blattwespe an allen vorhandenen Rosen, durch wiederholtes gründliches Nachsehen sämmtliche an gestochenen Spitzen, soweit erforderlich, abschneiden. Es war das eine Arbeit, die mir zwar einige Geldkosten verursachte, aber doch insofern reichlich belohnt wurde, als ich schon im Laufe des Sommers beobachten konnte, dass das Auftreten dieser gelben Fliege rapid zurückging. Im Jahre 1895 hatte ich das Insekt wieder in das frühere Stadium zurückgedrängt und in diesem Jahre habe ich in meinen sämmtlichen Kulturen noch kein Dutzend solcher Fliegen gesehen. Von grossem Vortheil für die Vertilgung erscheint mir die Thatsache, dass sich das Ungeziefer sehr lokalisirt, also wenig wandert, ganz entgegen meiner früheren An nahme, dass mir das Biest aus anderen Rosenkulturen zugeflogen sei. Eine weitere beachtenswerthe Beobachtung musste ich im Frühjahr 1894 insofern machen, als sich das erste Auftreten in den hochstämmigen Okulaten zeigte, die im Herbst in die Erde gelegt waren, bei welcher Ge legenheit auch die Larven einen willkommenen Schutz erhalten hatten. Es geht daraus hervor, dass man die Okulate und überhaupt alle Rosen, welche man mit einem Winterschutze versieht, sorgfältig vor der Einbettung nachsehen muss. Soweit meine Erfahrungen mit dieser verwünschten Rosenblattwespe, die nebenbei bemerkt, entgegen anderen Rosenfeinden, nicht einmal einen thierischen Gegner kennt, denn nicht die geringte Wahrnehmung habe ich machen können, dass irgend welcher Flieger weder der ganz ab scheulich stinkenden Wespe, noch der von ihr erzeugten Raupe nachstellt. Es bleibt mir sonach nichts als die ernste Ermahnung übrig, den bereits von Herrn Pietzsch gegebenen Wink, alle angestochenen Triebspitzen sofort nach erfolgter Verletzung ohne Rücksicht auf etwa vor handene Knospen zu entfernen und zu vernichten, selbst auf die Gefahr bin, eine gleiche Episode zu gewärtigen, wie ich sie erfahren musste, die ich, weil sie einigen Humor enthält, zum Schlüsse anfügen will: Zur selben Zeit, als ich meine Kulturen nach an gestochenen Trieben durchsehen liess, wurde mir ein nicht unbemittelter junger Mensch anvertraut, der die Gärtnerei erlernen sollte. Ich stellte ihn, wie man das mit Neu lingen zu machen pflegt, sofort an diese weniger schwierige, wenn auch etwas langweilige Arbeit, übte jedoch insofern Rücksicht, als ich ihm das Absuchen der „hochstämmigen“ wilden Rosen übertrug. Nachdem der Betreffende diese Arbeit zur Hälfte vollendet hatte, wendete er sich zu einem meiner Leute mit der Bemerkung: „Wissen Sie, das Triebeabschneiden kann ich nun, nun könnte mich der Chef eigentlich eine andere Arbeit lehren!“ Leider konnte ich seinem Wunsche keine Rechnung tragen und weil er nicht einsehen konnte, dass jede Arbeit äusser einem An fänge auch ein Ende haben müsse, verständigten wir uns sehr bald darüber, dass er zum Gärtner — wohl auch zu anderen umständlichen Gewerben — nicht geboren sei. Leipzig-Lindenau. E. Kaiser. # Die neueste „schneeweisse“ Cactus Dahlie „Mrs. Francis Fell“. In No. 33 Ihres Blattes finde ich auf Seite 271 einen Artikel über: „Die neueste ,schneeweisse' Cactus Dahlie Mrs. Francis Fell 11 , von C. Kotte, worin auch auf meine Firma Bezug genommen worden ist. — Ich würde es unterlassen haben, darauf zu antworten, wenn nicht die Art der Bezugnahme auf mich eine solche wäre, dass sie auf jeden Leser den Eindruck machen muss, als sei es mir fremd, beurtheilen zu können, welche Anforderungen an eine Cactus Dahlie als tadellose Schnittblume zu stellen sind Ich gestatte mir zu bemerken, dass ich vor 2 Jahren bei meinem Besuche in England diese Mrs. Francis Fell als abgeschnittene Blume in Gläsern neben solchen der älteren Mrs. Feart ausgestellt fand und zwar so vollendet schön sowohl in Bezug auf das Reinweiss der Farbe, als auf die reine Cactusform der Blüthe, dass sie die letztere vollständig in den Schatten stellte. Eine blühende Pflanze dieser Mrs. Fell habe ich s. Zt. indess nicht gesehen, und da sie bei mir jetzt noch nicht in Blüthe steht, so kann ich heute noch kein abschliesendes Urtheil darüber fällen. Welchen Werth ich übrigens auf einen tadellosen Habitus der Pflanze, kräftigen Blüthenstiel und schönes Tragen der Blume auf dem Laube lege, beweist wohl am besten die von mir vor einigen Jahren gezüchtete und in den Handel gebrachte Cactus Dahlie,,Gartendirektor Siebert 11 , welche mit zu den besten Schnittblumen der Neuzeit gehört. Diese Dahlie wird denn auch von einer grossen Zahl „Spezialisten“ kultivirt und in den Katalogen gärtnerischer Firmen empfohlen; aber leider wurde s. Zt. von den Fachzeitschriften, mit wenig Ausnahmen, bei ihrer Besprechung der Name des Züchters einfach weggelassen. Erfurt. F. C. Heinemann. * * * Dem in der vorigen Nummer von Herrn C. Kotte verfassten Artikel über die Georgine Mrs. Francis Fell stimme ich nur theilweise bei. Auch ich kann im Bau der Pflanze nichts Schönes finden, dagegen will ich sowohl die Form der Blumen, als auch ihre Dankbarkeit im Blühen als gute Eigenschaft hervorheben. Mrs. Francis Fell ist, glaube ich, als Schnittblume noch lange nicht die schlechteste Georgine, die sich im Handel befindet; auch werden wohl in grösseren Arrangements die Georginen fast alle angedrahtet werden müssen. (Aber nur nicht bis unter die Blume, um diese selbst zu stützen. D. Red.) Zur Solitair-Pflanze wird sie sich wohl allerdings nicht eignen. Im Uebrigen bemerke ich noch, dass es nur sehr wenige echte Kaktus-Dahlien giebt, die ihre Blumen an starken Stengeln frei über dem Laube tragen. Mariendorf. Eduard Crass. • Der Gartenbau auf der Berliner Gewerbeausstellung. Eine ziemlich lange Zeit hat die Gruppe XXII der Berliner Ausstellung, der Gartenbau, zu ihrer Entwicklung gebraucht, um jetzt ein Bild zu zeigen, welches, wenn auch wohl nicht ganz den gehegten Erwartungen entsprechend,