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Handelsblatt für den deutschen Gartenbau etc. 279 geschlagen wurde, und zweitens, weil der Bedarf nur ein geringer war. — Das Geschäft in Alleebäumen war da gegen wieder gut. Es herrscht überall das Bestreben, die neuangelegten Strassen der erweiterten Städte sofort mit guten, geschulten Bäumen zu bepflanzen. — Umsatz und Preise der Koniferen sind sehr zurückgegangen. — Gut war der Absatz in Treibsträuchern. Die jetzt in so grossem Maasse gehandhabte Treiberei von Blüthen- Sträuchern hat nicht nur in Berlin, sondern auch ausser halb Berlins die Heranzucht grosser Mengen solcher Sträucher, zum Theil in Spezialkulturen, zur Folge gehabt. Trotz des grossen Angebots hielten sich die Preise auf der früheren Höhe. — Die bessere Qualität der auf gut bearbeitetem Boden angezogenen jungen Forst- und Ge hölzpflanzen und Obstwildlinge scheint Veranlassung zu sein, dass dieselben von Besitzern grösserer Ländereien, die aufgeforstet werden sollen, den aus Forstbaumschulen stammenden vorgezogen und dass für sie höhere Preise angelegt werden. Obstwildlinge spielen in der Ausfuhr eine gewisse Rolle, da fertige Obstbäume des Zolles und der Verkehrsschwierigkeiten wegen nur in verschwindender Menge bezogen werden. Auf das Geschäft mit Baumschulartikeln übt leider die übermässige Konkurrenz des Auslandes, besonders durch die bereits besprochenen Auktionen, einen un günstigen Einfluss aus. Während diejenigen Länder, nach denen Deutschland exportiren kann, durch Zölle gegen die Einfuhr deutscher Baumschulartikel geschützt sind, dient unser Land jährlich immer mehr als Ablagerungsort für die unverkauft gebliebene Waare des Auslandes. In neuerer Zeit hat sich bei den Produzenten des Aus landes eine für uns sehr unangenehme Geschäfts praxis herausgebildet. Vertreter von ausländischen Firmen, besonders von holländischen, bereisen von Juni bis September ganz Deutschland, suchen jeden Gärtner, oft selbst den kleinsten Blumenhändler, auf, und veranlassen diese zu Aufträgen. Nachdem so der grössere Theil von Waaren, sowohl der eigenen, wie der ihnen kommissionsweise übertragenen, zur Herbst- bezw. Frühjahrslieferung in Nota genommen ist, räumen die Produzenten die nicht bestellten Pflanzen aus und werfen sie in Auktionen auf den Markt, so dass der Fall ein getreten ist, dass die Besteller noch vor Eintreffen der aufgegebenen Waaren auf diesen Auktionen die gleiche Waare wie die bestellte zu bedeutend billigerem Preise, als mit dem Reisenden zu späterer Lieferung vereinbart, erstehen konnten. Dies betrifft die Herbstauktionen. Die im Frühjahr stattfindenden werden mehr vom Privat publikum besucht; jedoch ist die Liebhaberei des Publikums durch die Misserfolge bei Anpflanzung der erstandenen Ramschwaare wesentlich vermindert worden, und so entsteht die Lustlosigkeit zur Entnahme hier gezogener, besser geeigneter Pflanzen. Das Jahr 1895 war für den Baumschulbetrieb nur ein sehr mittelmässiges. Die Trockenheit des Sommers verursachte viel Arbeit, der Wuchs und die Entwickelung der Pflanzen blieb zurück, und die Preise waren zum grösseren Theil niedrig. 4. Samenhandel. Das Jahr 1894 hatte bei sämmt- lichen Saaten eine leidliche Mittelernte ergeben; eine Ausnahme machten wohl nur einige im Spätjähr kommende Samen, wie Astern, die wegen des nassen Herbstes 1894 weniger gut gediehen waren. Die Einkaufslust war bei mässigen Preisen eine gehobene; viele gangbare Artikel, wie Bohnen, Radies, Rettich, Zwiebel, Kohlrabi, Cichorien- Wurzel, fielen im Preise um mehr als 1/3, während Kopf salat, Erbsen u. a sich im Preise hielten. — Das Verkaufs geschäft im Frühjahr 1895 war nur mässig, so dass sicher grössere Läger blieben, als erwartet wurde. Der Grund mag bei Gräsern zum Theil daran liegen, dass sich die Grasnarben, durch reichlichen Schnee im Winter 1894/95 geschützt, gut erhalten hatten und keine Nachsaat oder Neuanlage erforderten. Bei einigen Grasarten waren auch Missernten zu verzeichnen. Bezüglich Agrostis stolonifera, Fioringras, waren wir auf Amerika angewiesen, wenngleich von dort die Saat auch nur spärlich an den Markt kam; Preis: schwere Waare 136—150 M., leichte 86—100 M. Festuca pratensis, Wiesenschwingel, war bei uns auch .knapp, Holland und Nordamerika lieferten den grössten Theil (94—HO M.; Festuca orina 60—80 M.); Alopecurus pratensis, Wiesenfuchsschwanz, war nur dürftig ein gebracht (156—170 M.), Poa pratensis, Wiesenrispengras, musste aus Amerika eingeführt werden (80—90 MA, Poa nemoralis (180—200 M.). Gut geerntet waren Lolium perenne, engl. Raygras (40—54 M.) und Lolium italicum, italienisches Raygras (42—60 M.), Lolium pratensis (60 bis 70 M.). Bromus mollis, weiche Trespe, (40—50 M.), Aira flexuosa, gebogene Schmele, (46—70 M.), sowie auch Cynosurus cristatus, Kammgras, welches letztere auf die Hälfte des vorjährigen, ausserordentlich hohen Preises von 400—440 M. hinunterging und so wenigstens wieder zu bezahlen war. Seradella gab es zur Genüge; die Preise waren angemessen*(14—26 M.), gelbe, blaue und weisse Lupinen (12—18 M.), Senf (28—35 M.), Wicken (18—24 M.) etc. wurden in Missen auf den Markt geworfen. Futterrunkeln schienen besonders gut ein gebracht zu sein, da die in Deutschland produzirte Waare nicht abgesetzt wurde; in England war der Samenertrag geringer, da die Pflanzen über Winter im Einschlag ge litten hatten. — Weiss-, Stein- und Wundklee (190—200M.) bezw. 90—110M., 100—120 M.) wurden nur in geringen Mengen, Rothklee (100—124 M.) dagegen reichlich geerntet, wobei schlesische Saat den Sieg davontrug. Oesterreich und Russland lieferten nicht so viel wie sonst und Amerika nur mittelmässig, während letzteres viel Schwedenklee (100—HOM.) brachte. Gelbklee (45—60 M.) war überall gut eingebracht; an Inkarnatklee (25—40 M.) musste Frankreich noch importiren, während es sonst exportirt. Luzerne behielt ihren alten Preis (HO—130 M.), der Preis für Sandluzerne stieg auf 130—140 M. Buch weizen stand 20—24 M. Die Preise für Esparsette waren niedriger (35 —40 M.), Avena elatior (Haferart) stieg im Preise (126—140 M.); Anthoxanthum Puelii (Geruchgras) war auch billiger (54—70 M.). Die Ernte fast sämmtlicher Blumen- und Gemüsesamen des Sommers 1895 ist in Quantität und Qualität im Grossen und Ganzen trotz des sehr spät ein setzenden Frühjahrs und der im Laufe des Sommers lang anhaltenden Trockenheit durchschnittlich sehr gut gewesen. Die Preise sind äusserst niedrig, das Angebot daher stärker als sonst. Das Gleiche gilt von den meisten Grasarten, welche meist zufriedenstellende Erträge lieferten, mit Ausnahme der Agrostis-Arten, die durch die ungünstigen Witterungsverhältnisse sehr gelitten haben und ausnahmslos hoch im Preise stehen. Englisches und italienisches Raygras haben hingegen einen sowohl quantitativ wie qualitativ guten Ertrag geliefert, so dass die bisherigen hohen Preise entsprechend niedriger ge worden sind. Auch fast sämmtliche Kleearten haben eine vorzügliche und reichliche Ernte in fast allen Produktions gebieten ergeben und sind entsprechend gut und zu billigen Preisen käuflich. 5. Abgeschnittene Blumen. Das Geschäft in ab geschnittenen Blumen war in den Monaten März, April, Mai und Juni befriedigend. Wegen der vorgeschrittenen wärmeren Witterung konnten in dieser Zeit keine Blumen mehr vom Süden eingeführt werden, und deutsche lang geschnittene Blumen fanden bei angemessenen Preisen leichten Absatz. In den Monaten Juli, August und Sep tember, in denen das Geschäft im Ganzen still ist, fanden die hiesigen Züchter dennoch einen genügenden Markt für ihre im freien Lande gezogenen Artikel. Im Oktober aber, sobald die Witterung kühler wurde, begannen, wie in jedem Jahre, die Zufuhren aus dem Süden in so be deutendem Maasse, dass unsere Züchter nicht mit den selben Artikeln konkurriren konnten. Die aus dem Süden kommenden Blumen sind in den meisten Fällen viel