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No. 49. Berlin, den 7. Dezember 1899. XIV. Jahrgang. Eigenthum des Verbandes der Handelsgärtner Deutschlands, Organ des Gartenbau-Verbandes für das Königreich Sachsen, herausgegeben unter Mitwirkung der hervorragendsten Fachmänner des In- und Auslandes. Das „Handelsblatt für den deutschen Gartenbau etc.“ erscheint am Donnerstag jeder Woche. Abonnementspreis für Nicht-Verbandsmitglieder in Deutschland u. Oesterreich-Ungarn pr.Jahrgang8M.5OPf., für das übrige Ausland IO M., für Verbandsmitglieder kostenlos. Verantwortlich: F. Nevermann, Steglitz-Berlin, Geschäftsführer des Verbandes der Handelsgärtner Deutschlands. Redaktion: F. Johs. Bechmann, Steglitz-Berlin. Verlag: Verband der Handelsgärtner Deutschlands, eingetragen auf Seite 179, Band IV, des Genossenschaftsregisters des Königl. Amtsgerichts zu Leipzig. Wir bitten unsere Mitglieder um möglichst schnelle Mittheilung jeder für unsere Zeitung wichtigen Notis über 7 agesereignisse Personalien, Vereinswesen u. s. w. Die für die Veröffentlichung im Handelsblatte geeigneten Artikel werden honorirt. Eine Schutzmarke für Neuzüchtungen?! Von Eugen S. Korner, Handelsgärtner in Spandau. In einer der letzten Nummern war die Anregung gegeben worden, Neuzüchtungen gesetzlich zu schützen, um dadurch dem Züchter eine bessere Verwerthung seiner Züchtung zu gewährleisten. Es hört sich nun zwar sehr hübsch an: „auf unserem Produkt liegt Schutzmarke!“ aber wäre denn dieselbe wirklich rentabel? Ich glaube nicht! Der Käufer von Neuheiten, d. h. der Gärtner, pflegt dieselben recht anständig zu bezahlen, obwohl ihr Werth sich zuweilen als sehr fragwürdig herausstellt. Natürlich sucht dieser Käufer von der Neuheit, wenn sich’s der Mühe verlohnt, sich möglichst schnelle und grosse Vermehrung zu verschaffen. Sein Geschäft liegt vielleicht derart, dass er Zugartikel benutzen muss. Die Gärtnerei ist gottlob noch so beschaffen, dass zur Herstellung ihrer Artikel nur der Mensch Verwendung findet. Da kann es denn vorkommen, dass durch irgend eine Achtlosigkeit eine Kultur einmal misslingt und die theuer erworbene Neuheit dieselbe herausreissen muss, mit anderen Worten: der Käufer der Waare muss, um die sich besser verkaufende Neuheit zu erhalten, eine weniger preiswerthe Waare derselben Sorte mitgehen heissen. Aber „mit des Geschickes Mächten ist kein ew'ger Bund zu flechten“, auch Neuheiten können missrathen, und man ist dann herzlich zufrieden, wenn die Waare überhaupt an den Mann gebracht wird. Man wird sich also kaum an einen bestimmten Preis binden können und wollen. Unsere Komposthaufen werden doch schon ansehnlich genug! Und wie denkt man sich denn nun die Anwendung der Schutzmarke? Das kaufende Publikum liebt es — und wir sollten uns dessen freuen —, selbst ein wenig zu gärtnerieren. Der Absatz würde sich, selbst wenn für den Erlass und die Anbringung einer Schutzmarke Mittel und Wege gefunden würden, erschweren, da die Käufer dieser Neuheiten nicht nach Lust und Gefallen mit ihrem Eigenthum verfahren könnten. Und für den Gärtner wird sich die theure Neuheit schwer, vielleicht gar nicht ab setzen lassen; es wird sich für ihn nicht mehr verlohnen, Neuzüchtungen anzuschaffen. Der Züchter selbst findet ebenfalls wenig Absatz mit den Resultaten vielleicht lang jährigen Fleisses, seine noch so reellen und kulturwürdigen Züchtungen werden sich trotz aller Anpreisungen schwer verkaufen; dieser Zweig seiner Gärtnerei wird sich als nicht mehr rentabel erweisen, und er wird demselben nicht die frühere Aufmerksamkeit zu Theil werden lassen. Eine Interesselosigkeit würde bald um sich greifen, welche ein Stehenbleiben der Gärtnerei zeitigen würde. — Mehr denn je aber haben wir zu zeigen, dass der deutsche Gärtner vorwärts schreitet. Chrysanthemum in Japan. In den Gärten des Mikado werden Chrysanthemum in ganz überraschenden Fantasieformen gezogen. Die kaiserlichen Sorten sind von enormer Grösse, mitunter so umfangreich wie Bäume, ihre zahlreichen Zweige stehen in vollkommener Regelmässigkeit um einen Mittelstamm. Am Ende eines jeden Zweiges zeigt sich eine voll erblühte Blume, nie welk oder verschossen in der Farbe und immer im gleichenStadium derVollkommenheit. Wenn abgepflückt, halten sie sich zweimal so lange als die Chrysanthemum in Europa und das Dank der überaus einfachen Art und Weise, wie die Japaner ihre Pflanzen kultiviren. Bei dem