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No. 43. Berlin, den 26. Oktober 1899. XIV. Jahrgang. Eigenthum des Verbandes der Handelsgärtner Deutschlands, Organ des Gartenbau-Verbandes für das Königreich Sachsen, herausgegeben unter Mitwirkung der hervorragendsten Fachmänner des In- und Auslandes. Das „Handelsblatt für den deutschen Gartenbau etc.“ erscheint am Donnerstag jeder Woche. Abonnementspreis für Nicht-Verbandsmltglieder in Deutschland u. Oesterreich-Ungarn pr. Jahrgang 8 M. 50 Pf., für das übrige Ausland IO M., für Verbandsmitglieder kostenlos. Verantwortlich: F. Nevermann, Steglitz-Berlin, Geschäftsführer des Verbandes der Handelsgärtner Deutschlands. Redaktion: F. Johs. Beckmann, Steglltz-Berlin. Verlag: Verband der Handelsgärtner Deutschlands, eingetragen auf Seite 179, Band TV, des Genossenschaftsregisters des Königl. Amtsgerichts zu Leipzig Wir bitten unsere Mitglieder um möglichst schnelle Mittheilung jeder für unsere Zeitung wichtigen Notis über 7 agesereignisse Personalien, Vereinswesen u. s. w, Die für die Veröffentlichung im Handelsblatte geeigneten Artikel werden honorirt. Jubiläums-Ausstellung des Landesobstbau vereins für das Königreich Sachsen in Verbindung' mit der „Allgemeinen deutschen Obstausstellung“ bei Gelegenheit der XV. Versammlung deutscher Pomologen und Obstzüchter vom 14. bis einschliesslich 19. Oktober 1899 in Dresden. Betrachtungen von F. Brettschneider, Berlin. „Der Titel ist gerade lang genug und recht vielver sprechend“ wird mancher der Leser sagen, wenn er den selben vor sich sieht, wie wird der Inhalt der Betrachtungen sein? wird er ebenso langathmig ausfallen oder aber ein treffendes klares Bild der bewussten Ausstellung bringen? Der Umfang der Ausstellung entspricht fast ihrem Titel und wollen wir versuchen, den Raum des Blattes und die Zeit des Lesers nicht allzuweit in Anspruch zu nehmen und dennoch eine entsprechende Schilderung ohne Prä- miirungs-Aufzählungen zu geben. Zu allererst wollen wir der allgemeinen Freude und Anerkennung Ausdruck geben, die alle Obstzüchter, Lieb haber und Kenner empfanden und auch äusserten, als sie feststellten, welche Fortschritte nicht nur das Ausstellungs wesen speziell unter den Obstzüchtern gemacht hat, wie man endlich gelernt und verstanden hat, über sichtlich und gefällig, dem Auge wohlthuend, die gebrachten Früchte vorzuführen, sondern auch, mit wie grösstentheils peinlicher Sorgfalt alle unansehnlichen, nur die Sammelwuth kennzeichnenden Obstsorten fern gehalten wurden und so eine Ausstellung geschaffen, die ihrem Vorläufer, der 1897 er Hamburger Obstausstellung, voraus ist, wenn man berücksichtigt, dass diese letztere ihre Glanzpunkte in den Produkten des glücklichen Tirols und des sonstigen Auslandes z. Th. gefunden hatte. Das hier in Dresden geschaffene Bild der Darstellung des deutschen Obstbaues, ist so hervorragend durch die Qualität der Früchte sowie, in den meisten Fällen, auch in der Sortenwahl, dass der Ausspruch, die Ausstellung sei die beste der bisher gebotenen Obstausstellungen, unbedingt zu rechtfertigen ist. Nicht zum wenigsten hat aber auch die Ueber- sichtlichkeit, Eintheilung und der ganze Sinn des Pro gramms hierzu beigetragen und Anleitung gegeben! Hat man doch endlich die berühmte Konkurrenz, die soviel Unheil angerichtet: „Für die grösste und schönste Sammlung u. s. w.“ fallen gelassen und die gemein schaftlichen Leistungen bevorzugt, so dass eine Uebersicht über die Leistungsfähigkeit des deutschen Obstbaues in seiner volkswirthschaftlich-wichtigen Gesammtheit sich dem Beurtheiler bietet. Diese genossenschaftlichen Aus stellungen bilden den Glanzpunkt des ganzen Unter nehmens. Erfreulich ist, dass solche Wandlung ein getreten und nicht nur einzelne Paradestücke ausgestellt, sondern dass dem Publikum durch Massen einer bewährten Sorte gezeigt wird, was anbauwürdig ist, was wirth- schaftlichen Werth hat. Vergegenwärtigen wir uns, was die vor 13 Jahren in der nächsten Nähe Dresdens, in Meissen abgehaltene Aus stellung im Vergleich mit der jetzigen Leistung bot, so kann der Obstzüchter als Theil der Gesammtheit stolz sein, welche Fortschritte der deutsche Obstbau gemacht und wie das Verständniss für Richtigkeit und Wahl der Sorten, markt fähige Beschaffenheit der Früchte und endlich für , über sichtliche und praktische Darbietung in der Aufstellung zugenommen hat. Das Verdienst hieran kann sich getrost der „Deutsche Pomologenverein" in Gemeinschaft mit den lokalen „Obstbauvereinen“ zuschreiben, es kann denselben nicht bestritten werden. Betrachten wir uns aber die Ausstellung mit dem Interesse des Handelsgärtners, speziell des Baumzüchters, so wird sich auch bei diesem die Befriedigung bemerkbar machen, dass die sog. Sortenreiterei in den Hintergrund