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No. 42. Berlin, den 19. Oktober 1899. XIV. Jahrgang. Eigenthum des Verbandes der Handelsgärtner Deutschlands, Organ des Gartenbau-Verbandes für das Königreich Sachsen, herausgegeben unter Mitwirkung der hervorragendsten Fachmänner des In- und Auslandes. Das „Handelsblatt für den deutschen Gartenbau etc.“ erscheint am Donnerstag jeder Woche. Abonnementspreis für Nicht-Verbandsmltglieder in Deutschland u.Oesterreich-Ungarn pr. Jahrgang8 M. 50 Pf., für das übrige Ausland IO M., für Verbandsmitglieder kostenlos. Verantwortlich: F. Nevermann, Steglitz-Berlin, Geschäftsführer des Verbandes der Handelsgärtner Deutschlands. Redaktion: F. Johs. Beckmann, Steglitz-Berlin. Verlag: Verband der Handelsgärtner Deutschlands, eingetragen auf Seite 179, Band IV, des Genossenschaftsregisters des Königl. Amtsgerichts zu Leipzig. Wir bitten unsere Mitglieder um möglichst schnelle Mittheilung jeder für unsere Zeitung wichtigen Notis über 7 agesereignisse Personalien, Vereinswesen u. s. w. Die für die Veröffentlichung im Handelsblatte geeigneten Artikel werden honorirt. Eine Behandlung der neuesten Cactus-Dahlien. Von Max Rosenberg, Handelsgärtner in Halle-Giebichenstein. Wer die Dahlien - Ausstellung im Palmengarten zu Leipzig besucht oder den Bericht über dieselbe gelesen, hat den Eindruck bekommen, dass die Kultur der Cactus- Dahlien einen bedeutenden Fortschritt gemacht hat. Den englischen Züchtungen, welche doch bis vor kurzem den Vorrang hatten, standen einige deutsche Sachen zur Seite, die den englischen nichts nachgeben, einige sogar dieselben nach meinem Dafürhalten übertreffen. Es ist nun nicht meine Aufgabe, die Ausstellung zu besprechen, sondern lediglich meine Erfahrungen über die Neuheiten der letzten zwei Jahre zu berichten. Es sei bemerkt, dass die Kultur der Dahlien ein Hauptzweig meines Geschäftes ist, und ich infolge dessen sehr viel Aufmerksamkeit diesen so wunderschönen Blumen widme. Ich will denn die Neuheiten, welche für nächstes Jahr in Aussicht stehen und die ich in diesem Jahre kennen geleint habe (es sind deren sehr viele), zuerst behandeln, und beginne ich mit den deutschen Züchtungen, unter welchen, wie schon erwähnt, einige vielversprechende Sorten sind. Andenken an C. Haacke's Wwe. erinnert in der gleich mässigen Form an Mrs. Francis Fell, doch ist sie etwas gewölbter. Die Farbe ist von zartem lilarosa, nach der Mitte silberweiss, sie soll sehr reichblühend sein. Sonnenstrahlen ist wohl eine bedeutende Verbesserung von Ch. Deegen und dürfte wegen ihrer schönen Form sich bald sehr beliebt machen: jedoch müssen wir hier erst die Reichblütigkeit, welche wir erhoffen, abwarten. Sieglinde mit ihren zierlichen mittelgrossen Blumen von leuchtend Bernstein und zart chamois schattirt ist sehr hübsch, die Petalen sind sehr spitz und fein. Siegmund ist im wunderschönen Bau der vorstehenden fast gleich, die Farbe ist leuchtend karmoisinroth. Nibelungen gesellt sich wohl als dritte im Bunde gleich berechtigt den beiden vorhergehenden an, die Farbe ist glänzend karmin. Die Stiele dieser drei Sorten sind fest, sodass sie die Blumen aufrecht tragen. Trumpf dürfte sich für den Garten sehr gut eignen, da dieselbe allem Anschein nach reichblühend und auf rechtstehend ist, eine Bindesorte wird es wohl schwerlich. Bravo, dunkel scharlach, ist sehr ähnlich schon ver treten, die Blumen sind spitz. Hertha, welche lilarosa aufrechtstehende Blumen hat und sehr niedrig sein soll, wird sich für Dekoration gut machen; ihre Reichblütigkeit habe ich nicht kennen gelernt. Wieland von leuchtender lachsrosa Farbe, am Grunde schattirt, nenne ich als erste der sieben Dichtersorten, da sie mir wohl am besten gefällt. Die Sorte Goethe hat mit ihrem Namen kein besonderes Glück gehabt, man wird den Namen höher schätzen als die Sorte, welche diesen Namen erhalten hat. Schiller ist wohl besser in Harry Stredwick vertreten. Lessing in hellgelb, genügt mir auch noch nicht ganz, da, wenn nicht gerade besser, sie doch mindestens schon ebensogut vorhanden ist. Beuter als rothe ist wohl schön, aber es giebt in dieser Farbe gerade genug. Körner ist wieder in der Farbe zu beachten, aber ihre Form dürfte heute nicht mehr unter die der echten Cactus-Dahlien gerechnet werden. Herder gehört zu den bunten Sorten und wird für Liebhaber wohl begehrt werden, unter der Bedingung, dass sie gut blüht. Captain Broad ist eine niedrige Sorte und sehr reich blühend, in Form und Farbe wie Aegir, jedoch sind die Blumenblätter geschlitzt. Die Blumen stehen über dem Laubwerk.