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No. 41. Berlin, den 12. Oktober 1899. XIV. Jahrgang. Eigenthum des Verbandes der Handelsgärtner Deutschlands, Organ des Gartenbau-Verbandes für das Königreich Sachsen, herausgegeben unter Mitwirkung der hervorragendsten Fachmänner des In- und Auslandes. Das „Handelsblatt für den deutschen Gartenbau etc.“ erscheint am Donnerstag jeder Woche. Abonnementspreis für Nicht-Verbandsmitglieder in Deutschland u.Oesterreich-Ungarn pr. Jahrgang8 M. 50 Pf., für das übrige Ausland IO M., für Verbandsmitglieder kostenlos. Verantwortlich: F. Nevermann, Steglitz-Berlin, Geschäftsführer des Verbandes der Handelsgärtner Deutschlands. Redaktion: F. Johs. Beckmann, Steglitz-Berlin. Verlag: Verband der Handelsgärtner Deutschlands, eingetragen auf Seite 179, Band IV, des Genossenschaftsregisters des Königl. Amtsgerichts zu Leipzig Wir bitten unsere Mitglieder um möglichst schnelle Mittheilung jeder für unsere Zeitung wichtigen Notis über 7 agesereignisse Personalien, Vereinswesen u. s. w. Die für die Veröffentlichung im Handelsblatte geeigneten Artikel werden honorirt. Die Gartenbau-Ausstellung in Krefeld. Von Georg Arends, Handelsgärtner in Honsdorf. Bei strömendem Regen fand am 16. v. M. die Eröffnung der Gartenbau-Ausstellung für Rheinpreussen statt. Als Ausstellungslokal hatte man den Krefelder Thiergarten erwählt, der, wie der Name schon andeutet, ursprünglich ein zoologischer Garten werden sollte und in den letzten Jahren als Rennbahn diente. Jedenfalls hatte das Komite während des Sommers reichlich Mühe und Arbeit, den Garten so weit herzurichten, dass er für eine Gartenbau- Ausstellung brauchbar war. Der Eingang in die Aus stellung, den man in seinem früheren Zustande belassen hatte, machte einen schlechten Eindruck, der aber bald wieder verwischt wurde durch den hübschen Blick, den man beim Weiterschreiten über das ganze Ausstellungs gelände hatte. Frisch angelegte, saftiggrüne Rasenflächen mit zahl reichen Gruppen blühender Geranien, Begonien und dergl. hatten zum Hintergrund die schönen grossen Bäume und alten Alleen des Thiergartens und schufen so ein buntes Bild. Nur schade, dass die Wege so schlecht im Stande waren, dass es bei dem andauernden Regen zuweilen schwer hielt, sie zu passiren. Nachmittags klärte sich das Wetter auf und ermöglichte auch die genauere Besichtigung der draussen ausgestellten Sachen. Leider fehlten theilweise am zweiten Tage noch die Namen der Aussteller, angeblich weil die Herren Preisrichter noch nicht fertig waren. Diesen alten Zopf, dieses Misstrauensvotum für die zu Preisrichtern erwählten Herren, hatte man hier also doch noch. Ge schäftlich ist das für die meisten Aussteller ein grosser Schaden, wenn nicht bei der Eröffnung auch das Firmen schild angebracht ist. Vortheil davon haben höchstens die Katalogverkäufer; obgleich ja das Aufsuchen des Namens im Katalog eine recht zeitraubende und lang weilige Arbeit ist, muss man sich doch zuletzt dazu entschliessen. Die endlich bekannt gewordenen Urtheile der Preis richter stiessen vielfach auf starken Widerspruch und gaben zu vielen Reklamationen Veranlassung. Es fehlte in Krefeld, wie fast überall auf Ausstellungen, nicht an frisch zugekauften, namentlich belgischen Sachen, denen zum Theil ihre Herkunft sofort anzusehen war und die dennoch hier und da mit ersten Preisen ausgezeichnet wurden. Es war dies umsomehr unrecht, als dadurch manche recht anerkennungswerthen heimischen Leistungen in den Hintergrund gedrängt wurden. Das Zelt, in dem die Topfpflanzen Aufstellung ge funden hatten, war eine ganz hübsche Eisenkonstruktion. Ein grosser Fehler war jedoch, dass nicht genügend für Wasserabfluss gesorgt war, und so stürzten auf manche Pflanzengruppen ganze Giessbäche von Regenwasser her unter. Einige Theile des Zeltes waren in Folge der dunklen Leinwand nicht hell genug für die Pflanzen, sahen allerdings am Abend bei elektrischer Beleuchtung doch noch gut aus. Die etwa in der Mitte der Halle an der Hinterwand aufgestellte Kaisergruppe war wohl die schönste unter den Dekorationsgruppen und wirkte namentlich durch die reichlich verwendeten Latanien. Schlecht gewählt war die Beleuchtung mit rothem Licht am Abend, das die Pflanzen wie mit einer dicken Staubschicht bedeckt erscheinen liess. An derselben Längswand waren auch die Gruppen von Palmen, Oycadeen, Dracaenen, bunten Blattpflanzen aufgestellt, die fast durchgängig schöne Exemplare auf wiesen, theils aber wohl nicht Kulturprodukte der be treffenden Aussteller waren. Blattbegonien waren in mehreren Einsendungen vorhanden; grossartige, gutkulti- virte Pflanzen in besten Sorten waren in einigen derselben