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No. 35. Berlin, den 31. August 1899. XIV. Jahrgang. Eigenthum des Verbandes der Handelsgärtner Deutschlands, Organ des Gartenbau-Verbandes für das Königreich Sachsen, herausgegeben unter Mitwirkung der hervorragendsten Fachmänner des In- und Auslandes. Das „Handelsblatt für den deutschen Gartenbau etc.“ erscheint am Donnerstag jeder Woche. Abonnementspreis für Nicht-Verbandsmitglieder in Deutschland u.Oesterreich-Ungarn pr. Jahrgang 8 M. 50 Pf., für das übrige Ausland IO M., für Verbandsmitglieder kostenlos. Verantwortlich: F. Nevermann, Steglitz-Berlin, Geschäftsführer des Verbandes der Handelsgärtner Deutschlands. Redaktion: F. Johs. Beckmann, Steglitz-Berlin. Verlag: Verband der Handelsgärtner Deutschlands, eingetragen auf Seite 179, Band IV, des Genossenschaftsregisters des Königl. Amtsgerichts zu Leipzig. Wir bitten unsere Mitglieder um möglichst schnelle Mittheilung jeder für unsere Zeitung wichtigen Notiz über 7 agesereignisse Personalien, Vereinswesen u. s. w. Die für die Veröffentlichung im Handelsblatte geeigneten Artikel werden honorirt. Streifzüge durch russische Gärtnereien und Anlagen. Von M. Hoffmann, Hofgärtner in Berlin. Die Eilers’sche Gärtnerei, in Kamenoostrow- Petersburg gelegen, im Ganzen etwa 97 Gewächshäuser umfassend (21/2 Werftfläche unter Glas), enthält etwa zu 2/3 Rosen, zu 1/3 Lilien und sonstige Florblumen-Treiberei. Die Häuser, meist aus Holz gebaut, werden durch im Innern angebrachte Eisenkonstruktionen in Zusammenhang gehalten, und sind bezüglich ihrer Erwärmung sowohl mit Kanal- wie Warmwasser-Heizung (18 Kessel) versehen. Rosen zum Schnitt sowie Camellien sind auf Kästen im Hause ausgepflanzt. Die Kästen stehen hier auf Ziegel unterlage, so dass der Raum für die unter ihnen liegenden Warmwasserröhren frei bleibt. Auf diese Weise werden nicht nur an Raum (Fortfallen der Töpfe) sowie Material gespart, sondern der Kultivateur hat die Anregung, das Trockenhalten der Pflanzenwurzeln, völlig in der Hand ■und kann mit dem Giessen schneller fertig werden, die einzelnen Pflanzen weniger vergiessen. Der Zusammen hang der Häuser unter sich, welche übrigens nie gedeckt werden, hat auch den Vortheil mehr ausgleichender Temperaturverhältnisse; übrigens ein gleiches Prinzip, welches bei den amerikanischen Rosentreiberen besonders mit in Betracht kommt. Hauptprinzip: Vereinfachung des Betriebes! Besser blühende Exemplare, so namentlich bei den Camellien, werden dann zu entsprechender Zeit in Töpfe gepflanzt und hier mit 4—5 Rubel pro Topf bezahlt. Die Pflanzen im freien Grunde getrieben, namentlich Camellien, sind im Triebe empfindlich, daher dicht zu be schatten. Die für Maiblumentreiberei bestimmten Beete, ähnlich den vorgenannten Kästen, bestehen im Boden aus Latten, in bestimmten Entfernungen von einander gelegt, über denen Moos zur Erhaltung der Feuchtigkeit aus gebreitet liegt. Die Keime, entweder in Kisten oder ent sprechend grosse Körbe gepflanzt, werden alsdann auf die Moosunterlage gestellt und an den Seiten mit Moos um geben, angetrieben; meist das ganze Jahr hindurch mit Ausnahme der Sommermonate Juni-Juli. Behufs Erhaltung der Keime hat Eilers ein grosses Eishaus angelegt, dessen Doppelholzwände innen mit Sägespähnen ausgefüllt auf einem etwa 1 m hohen Steinfundament ruhen. Das hier in der Dachabtheilung lagernde Eis hält den Innenraum auf etwa —2—3° R., völlig hinreichend, um den Keim in Ruhe zu halten. Gleichzeitig dient aber dieser Raum auch zum Zurückhalten anderer Pflanzen u. s, w., z. Th. von Lilien-Zwiebeln, Treibsträuchern der verschiedensten Art, sowie zur Konservirung abgeschnittener Blumen. Äusser genannten Artikeln werden hier namentlich viel zu Binderei zwecken gebraucht: Adiantum-Wedel, ä Stiel 3 Kopeken (77s Pfennig), weit über 20 000 Stück im Jahre. Während hier die Orchideen - Kultur noch quasi als Zukunftsmusik betrachtet wird, bilden zur Zeit Lilien: Lilium Harrisi in Verbindung mit Deutzien, Dahlien u. s. w. das Haupt- Treib-Kontingent. Die bei der Rosentreiberei beobachteten Einzelheiten, Sorten u. s, w. werden weiterhin bei der Rosentreiberei Freundlich’s Erwähnung finden. Zur Vervollständigung dieses so hervorragenden Etablissements sei noch erwähnt, dass Eilers bei seinen sieben in Petersburg zu unterhaltenden Blumengeschäften natur gemäss viel Material, Pflanzen und Blumen gebraucht, namentlich zur Winterszeit ganz bedeutende Massen abgeschnittener Blumen und diese täglich aus Berlin erhält. Das Eilers’sehe Geschäft, ursprünglich in der Grabenstrasse zu Petersburg gegründet, befindet sich seit etwa 20 Jahren hier auf Kamenoostrow, einer, durch zwei Neva-Arme gebildeten Insel. Dass es zur Leitung einer so grossen Einrichtung in erster Linie der tüchtigen kaufmännischen Hand bedarf, ist natürlich, aber ebenso für jede Abtheilung tüchtiger Kultivateure. Eilers, jetzt