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Eigenthum des Verbandes der Handelsgärtner Deutschlands, Organ des Gartenbau-Verbandes für das Königreich Sachsen, herausgegeben unter Mitwirkung der hervorragendsten Fachmänner des In- und Auslandes. Das „Handelsblatt für den deutschen Gartenbau etc.“ erscheint am Donnerstag jeder Woche. Abonnementspreis für Nicht-Verbandsmitglieder in Deutschland u. Oesterreich-Ungarn pr. Jahrgang8 M. 50 Pf., für das übrige Ausland IO M., für Verbandsmitglieder kostenlos. Verantwortlich: F. Nevermann, Steglitz-Berlin, Geschäftsführer des Verbandes der Handelsgärtner Deutschlands. Redaktion: F. Jobs. Beckmann, Steglitz-Berlin. Verlag: Verband der Handelsgärtner Deutschlands, eingetragen auf Seite 179, Band IV, des Genossenschaftsregisters des Königl. Amtsgerichts zu Leipzig. Wir bitten unsere Mitglieder um möglichst schnelle Mittheilung jeder für unsere Zeitung wichtigen Notiz über Tagesereignisse Personalien, Vereinswesen u. s. w. Die für die Veröffentlichung im Handelsblatte geeigneten Artikel werden honorirt. Einiges über Aralien und deren Kultur. Von Victor de Coene, i. Fa. Spielberg & de Coene, Handelsgärtner in Franz.-Buchholz. Durch die Frage 285 in diesem Blatte, Aralien be treffend, veranlasst, erinnerte ich mich wieder mehr der ebenso schönen als interessanten Pflanzengattung, die ich in einer meiner früheren Stellungen schon reichlich Ge legenheit hatte kennen zu lernen, und die wohl verdient, gerade heute, wo die Suche nach dem Neuen und Ab wechselnden so gross ist, mehr beachtet zu werden. Nicht die weit verbreiteten und bekannten Sorten Aralia Sieboldi und A. Sieboldi fol. var., sondern die zu derselben Familie gehörenden A. elegantissima, gracillima, Veitchi, Kerckhovei u. s. w., und vor allen A. Chabrieri sind es, die hier gemeint sind. Wer jemals diese Pflanzen schön ausgebildet gesehen hat, vergisst sie nie wieder und weiss auch, wie hervor ragend schön sich dieselben zwischen jeder Dekoration von Pflanzen, in Gewächshäusern und auf Blumentischen auszeichnen. Aber auch für Blumengeschäfte sind diese Pflanzen gute Artikel, denn überall erregen sie durch ihre interessante Erscheinung Aufsehen. Wenn man nun nach den Gründen fragt, weshalb diese Sorten so wenig kultivirt werden, dann bekommt man gewöhnlich zur Antwort: „Die Pflanzen wachsen schlecht und halten sich nicht gut“. Das war vielleicht früher so, aber heute ist das nicht mehr der Fall. Denn bei der heutigen Entwicklung der Gärtnerei und deren vorgeschrittenen Kulturen darf man sie nicht mehr als schwer wachsend bezeichnen, und jeder beobachtende Gärtner, der nur über ein reines temperirtes Haus verfügt, wird sie gut erhalten können. Wenn diese Aralien nun als Zimmerpflanzen nicht die besten sind, so sind sie hier nur eine von vielen Arten; denn welche Pflanzen wachsen im Zimmer g u t weiter? Fast alle halten sich nur eine kürzere oder längere Zeit; so gut aber wie die heute so sehr als Zimmerpflanzen empfohlenen Araucarien halten sich auch die Aralien sicher. Von vielen Kollegen wird nun gesagt: „Es dauert sehr lange, bevor man mit solchen Pflanzen als Handelswaare Erfolg hat.“ Das ist aber wieder mit vielen anderen Pflanzen auch der Fall, und mehr als zwei, höchstens drei Jahre erfordern' die Aralien auch nicht, um zur schönen Entwicklung zu gelangen, ja selbst in einem Jahr sind Kopfveredlungen oder Kopfstecklinge durch richtige Kultur zu schönen Verkaufspflanzen heranzuziehen. Der Schwerpunkt liegt nur in dem schnellen Heran schaffen von Vermehrungspflanzen. Die Vermehrung muss, weil Samen schwer zu erhalten ist und aus Samen gezogene Pflanzen sehr zu ihren Ungunsten variiren, durch Steck linge und Veredeln geschehen, und da sie nicht viel Stecklinge liefern, geht die Vermehrung etwas langsam vor sich. Wenn man aber jede Vermehrungsgelegenheit benutzt, so wird man doch verhältnissmässig schnell zu einem schönen Bestand kommen und bei nachstehender Vermehrungs- und Kulturmethode auch auf einen guten Erfolg rechnen können. Da sich die Arten wie elegantissima, gracillima, Veitchi und Kerckhovei verhältnissmässig schwer aus Stecklingen bewurzeln, so fährt man besser durch Veredeln auf Aralia reticulata, eine Sorte, welche sich leicht bewurzelt, schnell wächst und nach meiner Ansicht die beste Unterlage ist. Als die beste Zeit zum Veredeln erachte ich die. Monate August und September (aber auch das Frühjahr ist gut), ui d zwar geschieht es durch Keilschnitt, oder Anplatten wie bei Camellien, die Köpfe geben natürlich die besten Pflanzen,aber auch Stammstücke mit nur einem Blatt auge kann man zum Veredeln verwenden. Die Veredlungs stelle umbindet man mit Baumwollefäden und hält die Ver edlungen warm in einem geschlossenen Vermehrungskasten. Nach Verlauf von ca. vier Wochen sind dieselben sicher an-