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No. 15. Berlin, den 13. April 1899. XIV. Jahrgang. Eigenthum d es Verbandes der Handelsgärtner Deutschlands, Organ des Gartenbau-Verbandes für das Königreich Sachsen, herausgegeben unter Mitwirkung der hervorragendsten Fachmänner des In- und Auslandes. Das „Handelsblatt für den deutschen Gartenbau etc.“ erscheint am Donnerstag jeder Woche. Abonnementspreis fürNicht-Verbandsmitglieder in Deutschland u. Oesterreich-Ungarn pr.Jahrgang8M.5OPf., für das übrige Ausland 10 M., für Verbandsmitglieder kostenlos. Verantwortlich: F. Neverman, Steglitz-Berlin, Geschäftsführer des Verbandes der Handelsgärtner Deutschlands. Redaktion: F. Johs. Beckmann, Steglitz-Berlin. Verlag: Verband der Handelsgärtner Deutschlands, eingetragen auf Seite 179, Band IV, des Genossenschaftsregisters des König!. Amtsgerichts zu Leipzig. Wir bitten unsere Mitglieder um möglichst schnelle Mittheilung jeder für unsere Zeitung •wichtigen Notis über Tagesereignisse Personalien, Vereinswesen u. s. w. Die für die Veröffentlichung im Handelsblatte geeigneten Artikel werden honorirt. Der Süddeutsche Gärtner- Verband und seine Stellung zur Organisation der Gärtnerei. Seit ungefähr einem halben Jahre -tritt innerhalb des Süddeutschen Gärtner-Verbandes und namentlich in dem das Grossherzogthum Baden umfassenden Bezirk dieses Verbandes eine Bewegung zu Tage, welche den Anschluss der dortigen Gärtnerei an die Handwerkerorganisation bezweckt. Nachdem man sich eine Zeit lang nicht klar darüber war, ob dies in der Form von Zwangs- oder freien Innungen, Gewerbevereinen oder Gewerbeverbänden zu geschehen habe, ist man sich nunmehr darüber schlüssig geworden, entsprechend den vier für das Grossherzogthum Baden vorgesehenen Handwerkerkammern vier Bezirks vereine zu bilden und sich mit diesen den Handwerker kammern — zu überliefern. Die Ziele der Führer der dortigen Bewegung sind in einem Aufruf bezeichnet, der unter den Handelsgärtnern des Grossherzogthums Baden und ganz Süddeutschlands verbreitet wird. Wir drucken den Aufruf nachstehend ab. Durch die Bestrebungen in der norddeutschen Grossgärtnerei in der Zoll- und Handwerkerfrage ist es klar geworden, dass die Interessen der süddeutschen Handelsgärtner in den wichtigsten Punkten übersehen und nicht berücksichtigt, wenn nicht, wie öfters bemerkbar ist, bekämpft werden. Aus diesem Grunde hat es sich der Süddeutsche Gärtner-Verband, besonders die Leitung des Bezirks- Vereins Baden-Baden, Gernsbach, Rastatt, Bühl und Achern, zur Aufgabe gemacht, die Vertretung der süddeutschen gärtnerischen Interessen in jeder Hinsicht zu fördern und die Handelsgärtner Süddeutschlands, besonders des Gross herzogthums Baden, zu ersuchen, bei dieser Aufgabe mit zu wirken, um die bestehenden Wünsche an massgebender Stelle mit Erfolg vorbringen zu können. Zu einem solchen Beginnen ist es in erster Linie Vorbedingung, dass sich alle ständigen Gärtner dabei betheiligen, denn nur dann kann ein Erfolg sicher sein. Vor allem handelt es sich darum, bei der schwebenden Zollfrage eine volle, von der Regierung anerkannte Stimme zu erlangen, denn die norddeutschen Grosszüchter wollen unbedingt einen Zoll auf gärtnerische Einfuhrartikel. Dieser Zoll aber würde für die grosse Mehrzahl der süd deutschen Gärtner mehr Nachtheil wie Vortheil haben, wenn dabei nicht die Wünsche der letzteren berücksichtigt werden, und dass dies nicht der Fall ist, wurde dadurch bewiesen, dass bei der stattgehabten Konferenz bei der Reichsregierung zu Berlin nicht ein einziger süddeutscher Handels gärtner beigezogen worden ist,, es sollen wohl angeblich Einladungen ergangen sein, aber davon ist uns nichts bekannt.*) Zur Handwerkerfrage nehmen die norddeutschen Handelsgärtner eine sichtlich feindliche Stellung ein und wollen absolut zur Landwirthschaft gehören, was aus dem einfachenGrundegeschieht, weildort meistens grossgrundbesitzende Gärtnerei besitzer das Wort führen, welche natürlich zum Grossbetrieb gerechnet werden müssten. Bei uns in Süddeutschland steht der Gärtner ent schieden auf dem Standpunkte des Handwerkers, und wir haben von Seiten der Landwirthschaft keinerlei Unter stützung, eher das Gegentheil zu erwarten. Da nun gerade in unserm Fach das Lehrlings-, Ge- hülfen- und Meisterwesen zur brennenden Frage geworden *) Anm. d. Red. Es sind nicht nur angeblich, sondern that- sächlich vom Reichsamt des Innern drei Einladungen zu der Kon ferenz an süddeutsche Gärtner ergangen, einer der Eingeladenen (Herr A. Ho ss-Frankfurt a. M.) war erschienen, die beiden anderen haben nicht einmal geantwortet.