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Eigenthum des Verbandes der Handelsgärtner Deutschlands, Organ des Gartenbau-Verbandes für das Königreich Sachsen, herausgegeben unter Mitwirkung der hervorragendsten Fachmänner des In- und Auslandes. Das „Handelsblatt für den deutschen Gartenbau etc.“ erscheint am Donnerstag jeder Woche. Abonnementspreis für Nicht-Verbandsmitglieder in Deutschland u. Oesterreich-Ungarn pr. Jahrgang 8 M. 50 Pf., für das übrige Ausland IO M., für Verbandsmitglieder kostenlos. Verantwortlich: F. Nevermann, Steglitz-Berlin, Geschäftsführer des Verbandes der Handelsgärtner Deutschlands. Redaktion: F. Johs. Bechmann, Steglitz-Berlin. Verlag: Verband der Handelsgärtner Deutschlands, eingetragen auf Seite 179, Band IV, des Genossenschaftsregisters des Königl. Amtsgerichts zu Leipzig Wir bitten unsere Mitglieder um möglichst schnelle Mittheilung jeder für unsere Zeitung wichtigen Notis über Tagesereignisse Personalien, Vereinswesen u. s. w. Die für die Veröffentlichung im Handelsblatte geeigneten Artikel werden honorirt. o HER SCHUTZZOLL Der Verein Schlesischer Handelsgärtner zu Breslau und seine Schutzzollgegner. Wir erhalten folgendes Schreiben von dem genannten Verein zur Veröffentlichung zugesandt: „Dem Beschluss einer General - Versammlung des Vereins Schlesischer Handelsgärtner zu Breslau ent sprechend, trat der Verein mit allen schlesischen Gartenbau- Vereinen in Verbindung und lud diese zu einem Delegirten- Tage zur Besprechung über die Schutzzollfrage nach Breslau ein. Wenn auch der Verein in Rücksicht auf die hier in Schlesien herrschenden Eigenheiten von vornherein mit Ueberwindung von Schwierigkeiten rechnete, so war doch nicht anzunehmen, dass unser Vorhaben nicht etwa mit sachlichen Gründen, denn solche giebt es in Schlesien ebenso wenig wie in anderen Provinzen beziehungsweise Bundesstaaten, sondern von zwei Zentralstellen, einerseits Oberschlesien, andererseits Niederschlesien mit einer Ge hässigkeit bekämpft werden würde, die nur nackter Egois mus oder Streberthum zeitigen kann. Diesen angedeuteten Zentralstellen, welche mit Hochdruck gearbeitet haben, ist es zu danken, dass der Verein auf die Einberufung eines Delegirtentages wegen zu geringer Betheiligung verzichten musste. Es hatten sich von 52 eingeladenen Vereinen nur 12 entschlossen, Delegirte zu entsenden. Um dieses zu verstehen, muss man eben mit den schlesischen Verhält nissen voll und ganz vertraut sein. Die schrankenlose Konkurrenz des Auslandes liegt hier ebenso drückend und Alles lähmend auf Handels- und Herrschaftsgärtnereien wie anderswo. Schlesiens Gartenbau fühlt sehr wohl, dass, wenn eine Aenderung nicht eintritt, er einer schweren Krisis entgegengeht. Wenn trotz alledem Schlesien sich zu energischer Abwehr nicht aufraffen kann, so liegt das daran, dass es in Schlesien in kleinen Städten und Industrie orten noch viele Handelsgärtner giebt, die eigene Binderei haben. Der billige Bezug ausländischer Waare ist diesen bequemer als eigene Produktion. Dass sich auch in diesen kleinen Städten, wenn es mit dem Import so weiter geht, von den dortigen Handelsgärtnereien unabhängige Blumengeschäfte etabliren werden, halten die Herren nicht für möglich, bis einem nach dem anderen der Boden unter den Füssen entschwunden sein wird. Sodann giebt es in Schlesien mehr wie anderwärts Handelsgärtner, die, da sie es in besseren Zeiten zu gewissem Wohlstand gebracht haben, nun mit erhabener Gleichgültigkeit auf ihre um Besserung ihrer Lage ringenden Kollegen herabblicken. Ein anderer Theil ist nicht unabhängig genug und darf sich mit seinen Ansichten nicht an die Oeffentlichkeit wagen. Daraus ergiebt sich eine vollständige Zersplitterung der zunächst in Frage kommenden Faktoren. Die schlesischen Herrschaftsgärtner, unter denen es viele giebt, die der Sache volles Ver- ständniss entgegenbringen, gehören fast alle sogenannten Gartenbauvereinen an und diese gehören wieder dem „be rühmten“ Gartenbauverbande an. Den Gartenbauvereinen gehören mehr Nichtgärtner als Gärtner an und stehen demnach die Berufsgärtner in der Minorität. Wenn in Schlesien der Obst- und Gartenbau etwas von sich hören liess, so war das meistens, wenn einer der Herren das Bedürfniss fühlte, sein Knopfloch geziert zu sehen oder seinem Drange nach einem Titel oder Prädikat nicht widerstehen konnte. In diesem Falle veranstaltete man dann eine Obst- und Gartenbau-Ausstellung, hierbei entsann man sich noch stets einer schlesischen Handels gärtnerei und diese wieder liess sich noch stets dazu aus nutzen, unter schweren pekuniären und persönlichen Opfern die Ausstellungen durch namentlich blühende Pflanzen effektvoll und für das zahlende Publikum zugfähig zu