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Erd- oder Auspflanzhäusern, wo wirklich nicht viel ver brennen kann und auch sehr viele (trotzdem im Winter bei sehr starker Kälte überall kleine Essen bemerkbar werden), in keiner Versicherung aufgenommen sind. Werden solche massiv gebaut, so kommt es sehr häufig vor, dass die Erbauer solcher Erdhäuser den Landversicherungs- Inspector gar nicht darauf aufmerksam machen, dass die selben nicht versichert werden sollen und derselbe dann gezwungen ist, solche zu taxieren und aufzunehmen. — Ebenso giebt es auch Gärtner, die in Folge benöthigter Hypotheken recht gern sehen, wenn sie eine grössere Brandkasse haben, da die Brandkasse in vielen Verhält nissen immer noch einen Massstab des Werthes bildet. Die Zahl der paar grösseren Geschäfte, welche sogenannte Centralheizungen haben, ist verhältnissmässig zu klein, um eine solche Aenderung herbei zu ziehen. Meiner An sicht nach haben wir an dem Aufsichberuhenlassen dieses Antrags wenig eingebüsst. Was die Einrichtungon der Gärtnerlehranstalten be trifft, so ist diejenige des Freiherrn von Friesen meiner Ansicht nach eine Gärtnerfabrik. Das freiherrliche Stecken pferd bildet eben die Gärtnerei, wenn auch nicht zu ver kennen ist, dass es dem Besitzer ein schönes Stück Geld gekostet hat und in gewissen Spezialitäten, z. B. in der Verwerthung des Obstes, auch wirkliche Verdienste zu verzeichnen sind, so muss man doch einem solchen In stitute mit den wenigen Lehrkräften das Recht abspre chen, jährlich so und so viel junge Leute, die sehr wenig von der Gärtnerei verstehen, in die Welt zu schicken. Sprach sich doch einer unserer angesehensten und tüch tigsten Gärtner auf der Verbandsversammlung vergangenes Jahr dahin aus, dass er 5—6 solcher, die Röthaer Anstalt besuchthabender junger Leute nach und nach beschäftigt hätte, aber keinen habe gebrauchen können. Den jungen Leuten geht eben die für alle Zeiten für Geschäftstrei bende wichtige Hauptsache der Praxis ab. Noch mehr als die jungen Leute, die ja, wenn sie den Muth dazu haben, immer noch lernen können und so mit der Zeit auch brauchbare Gärtner werden, sind die Eltern solcher Zöglinge zu bedauern, welche sich durch die hochklingen den Namen solcher Anstalten zu den verhältnissmässig bedeutenden Ausgaben für die Ausbildung ihrer Söhne verlocken lassen und dadurch oft nicht ihren Zweck er reichen, wohl aber für billige Arbeitskräfte der An stalten sorgen. Ich weiss es aus meiner langen Praxis, dass die Eltern solcher jungen Leute gern geben, in der guten Hoffnung, etwas Tüchtiges aus ihren Söh nen zu machen. Dabei schreibt der Freiherr von Friesen in seinem Jahresbericht von 1884, Seite 19, dass die Nachfrage nach den jungen Leuten, welche die Anstalt verlassen, von Seiten der Handelsgärtner (?) immer steigend wäre. — Meine Coliegen und ich fürchten die Concurrenz der Anstalt nicht und es ist auch kein Neid, welcher mir die Feder in die Hand drückt, wenn aber Geschäfte, wie die Röthaer Anstalt im vergangenen Herbst, sich per °/o starke Eichen, Kastanien etc. mit 8 M. bezahlen lassen, welches ein jeder anderer Züchter für das Herausnehmen zu bezahlen hat, so können diese Preise nur auf nichtskostende Hände und Staatsunter stützungen zurückzuführen sein. Es wird in Folge dessen Zeit, dass von Seiten der Gärtner die Eltern junger Leute dahin aufgeklärt werden, dass sie ihren Söhnen erst eine praktische Lehrzeit durchmachen und dann, sollte der junge Mensch Kraft und Lust in sich fühlen, weiter ausbilden lassen. Heute ist derjenige viel besser daran, der praktisch arbeiten kann und Theorie nebenbei be treibt, als ein theoretisch tüchtig gebildeter (was aber in Rötha nach der Auslassung des Herrn Prof. Dr. Blomeyer in der Landesculturrathsversammlung, da es eine Anstalt dritter Klasse ist, auch nicht möglich ist) junger Mann, welchem die Praxis seines Geschäftes völlig abgeht. In der Gärtnerei sind Leute, wie in der Landwirth- schaft junge, angehende Verwalter, die als Leute-Auf seher für einen geringen Lohn bei den Arbeiten ver wendet werden, nicht zu gebrauchen. Zu der Errichtung einer landwirthschaftlich-gärtne- rischen Versuchsstation wünsche ich, dass die Regierung bei unserer im Grossen und Ganzen günstigen Finanz lage Sachsens dieser Vorlage beistimmt und die Ver suchsstation recht bald errichtet werden möchte. Man wird ja sehen, nachdem einmal eine Gartenbaustatistik eingeholt worden ist, was die Gärtnerei von heute be deutet und dann auch vielleicht der Frage näher treten, einen sächsischen Gartenculturrath zu gründen. Wir hatten vor 1880 eine Vertretung in unseren Gewerbe kammern, doch wurden wir nachträglich nach einer Ge setz-Verordnung nebst Apothekern, Schauspielern, Fäh reninhabern etc. für nicht dazu berechtigt erklärt, bis vor Kurzem wieder die obenerwähnte Vertretung der Gärtner im Landesculturrath geschaffen wurde. c%• Unsere Konkurrenz. In einer mittleren Stadt Schlesiens besteht ein Pro vinzialarbeitshaus, sogenanntes Korrektionshaus, verbun den mit einem Landarmenhaus, dessen Verwaltung seit Jahren über ein nicht unbedeutendes Areal verfügt. Dieses sollte von vornherein an einen Gärtner verpachtet werden. Da sich jedoch zu den gestellten Bedin gungen kein Uebernehmer finden wollte, nahm die Ver waltung der betreffenden Flächen — auch Terrassen an alten Festungs wällen, Rabatten an langen Mauern u. s. w.— selbst in die Hand und engagirte unter irgend einem Modus einen Gärtner. (Hier möchte ich den erfreulichen Umstand erwähnen, dass äusserst selten unter den oft bis 2000 Insassen einmal ein Gärtner in dem Arbeits hause zu finden ist.) Trotzdem nun die Oeffentlichkeit einer solchen An stalt ausgeschlossen ist, muss leider täglich konstatirt werden, was für eine Konkurrenz dem auch hier wie wohl überall gedrückten Gärtnerstande erwachsen ist und jedenfalls noch fühlbarer erwachsen wird. Denn noch sind lange nicht alle Spargelbeete, Beerenanpflan zungen u. s. w. ertragsfähig und noch nicht alle leeren Stücke bebaut. An gutem Dünger und Kompost fehlt es der Anstalt bei den vielseitigen Arbeitsbetrieben nicht. Was kostet die Arbeit? Nun zur Hauptsache! Spargel und andere zarte Gemüse, Melonen und Beerenkompot haben doch die Korrigenden und Land armen nicht zu verlangen?! Also es musste ein reger Verkauf eingeleitet werden für die zu viel angebauten Früchte u. s. w. Direktes Feilhalten auf dem Markte geht aber nicht an, darum kauften unsere Gemüse- und Obsthändlerinnen die ihnen auf den Markt gebrachten Artikel genannter Anstalt zu einem Lumpenpreise, damit sich die Ueber- bringer nicht lange aufzuhalten brauchten. Oft passirte es dabei, dass das hier übliche Marktstandsgeld nicht gezahlt wurde, weil die betreffenden städtischen Beamten nicht überall zugleich sein können, während die feil haltenden Gärtner das Standgeld für jeden Korb zahlen müssen. Nachdem hierüber einige Stimmen laut wurden, kaufen jetzt die betreffenden Händler das Gemüse etc. gleich in der Anstalt. Ein grosser und vielleicht der beste Theil der ver schiedenen Erzeugnisse dieses Gärtnereibetriebes wird aber dem Publikum ins Haus geschickt. Möglicherweise ist dies nicht der einzige Ort, wo solches und ähnliches vor sich geht, und eine Petition an den deutschen Reichstag um Abhilfe für derartige