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1 gleich geachtet zu werden, verdienen die Kennedia, sowie die echten Acacia. Wir wollen nach bestem Wissen versuchen, für diese, in ihren Ansprüchen ziemlich gleiche Gattungen einige annähernde Regeln der Cultur zu geben; betonen aber, dass es für Neuholländer im Allgemeinen nötbig ist, dem einzelnen Individuum sowie den speziellen Verhältnissen von Witterungs wechsel und temporären Erscheinungen mehr Beachtung zu schenken, als es die meisten unsrer andern Kalthauspflanzen nöthig haben. Vielleicht hat auch dieser Umstand, das Erforderniss einer grösseren Sorgfalt und Aufmerksamkeit in der neuesten Zeit mit dazu beigetragen, dass diese Culturen verschwanden, weil man glaubte, dieselben seien jetzt nicht mehr lohnend, wo möglichst schnelle Cultur, einfach fabrik mässig betrieben, hübsche Verkaufswaare liefern muss. Wer nur einmal ein gut cultivirtes Exemplar oben genannter Gattungen sah, wird mir Recht geben, dass diesen lieblichen Kindern Flora’s Unrecht geschehen ist, dieselben auf den Aussterbeetat zu setzen. Haupterforderniss für diese Culturen ist ein Gewächshaus mit reichlicher Luftvorrichtung, womöglich alle Fenster beweglich, aber doch dicht gegen Tropfwasser bei Regen güssen. Ebenso ein sorgfältig mit durchlassendem Untergrund eingerichtetes Sandbeet mit Schatten Vorrichtung, denn obige Gattungen vertragen weder zu grosse Nässe, noch Trocken heit; weder Platzregen noch Sonnenbrand; im Winter ver langen sie reichlich Luft bei jedem milden Wetter. Die empfindlichsten obiger Genus sind wohl die Lechenaultia, doch bei sorgfältiger Beachtung des Obengesagten ist dieselbe unendlich dankbar. In einem Haus für englische Pelargonien wird der passendste Platz für Lechenaultien sein, möglichst nahe am Licht und doch nicht dicht am Glas. Dieselben sind gegen zu grossen Niederschlag im Winter sehr em pfindlich. Für die anderen Gattungen ist ein etwas kühleres Haus zu empfehlen. Die Vermehrung aller dieser Arten geschieht am besten im Februar mit halbhartem Holz, wo sich eben neues Leben zu zeigen beginnt. Die Stecklinge werden' gleich sorgfältig behandelt wie Eriken, stehen zwar etwas lange, doch wenn man das rechte Holz zur rechten Zeit nahm, so wird man in 3—4 Wochen dieselben bewurzelt haben. Die jungen Pflänzchen in kleine Töpfchen in torf artiger faseriger Haideerde, reichlich mit scharfem Quarz- Sand versetzt, gepflanzt, werden auf ein halbwarmes lichtes Beet gebracht, welches an schönen Märztagen auch gut ge lüftet werden kann. Gleichmässige Temperatur und gleich mässige Feuchtigkeit, das sind die Leb ensregeln der N euholländer. In den Frühjahrsmonaten ist ein mehrmaliges Entspitzen vorzunehmen, um reichliche Verzweigung hervorzurufen. Mit Johanni hört man damit meistens auf, weil sich bei vielen schon das Knospenholz bildet. Chorizema und Kennedia blühen aber meist im Juni und Juli, dürfen also im Früh sommer nicht pincirt werden, wenigstens nicht diejenigen Pflanzen, welche zum Verkauf bestimmt sind. Im Sommer auf durchlässigem Sandbeet werden sie derart eingefüttert, dass man mit spitzem Pfahlholz Löcher von der Grösse der Töpfe einsticht, so dass unter dem Topf noch ein Luftraum bleibt. Die Töpfe müssen einzeln auf das Sorgfältigste ge gossen werden. Wer Eriken zu kultiviren versteht, wird auch hier das Richtige treffen. Ein mehrmaliges leichtes Spritzen an warmen Tagen, während der heissesten Stunden ein Schatten hoch angebracht, sodass eine grössere kühle Luftmasse darunter erzeugt wird; alsdann bei drohenden Gewittergüssen Schutz durch Zudecken; bei anhaltenden Landregen öfteres Durchsehen etwaiger durch Regenwürmer verstopften Abzugslöcher der einzelnen Töpfe und im Winter- Luft bei jedem irgend schönen Wetter; das sind die Grund gesetze für die Cultur der Neuholländer. Wir hielten es für unsere Pflicht in jetziger Zeit, wo so vieles überhäuft und schwer noch mit Nutzen abgesetzt werden kann, auf diese zierlichen Gattungen hinzuweisen, die ebensowenig verdienen der Vergessenheit anheimzufallen, als sie ebensoviel versprechen dem aufmerksamen Züchter ein dankbarer Artikel zu sein. _—-c% Erfrieren der Pflanzen. Gestützt auf die verschiedensten Erscheinungen und wohl auch experimentale Versuche hat man vielfach nachzuweisen versucht, dass die Pflanzen erst dann erfrieren, wenn ein zu schnelles Auftbauen der gefrorenen Theile stattfindet. Das in unserer Praxis übliche Verfahren des Ueberbrausens ge frorener Pflanzen mit kaltem Wasser und Entziehung wär merer Temperaturverhältnisse, wodurch eine zu schnelle Er wärmung und dadurch zu schnelles Auftbauen der gefrorenen Pflanzentheile verhindert wird, hat auch vielfach bewiesen, dass an und für sich zartere Pflanzen nach einem verhält- nissmässig starkem Gefrieren vor dem Tode gerettet wurden. In den wenigsten Fällen werden derartige Experimente jedoch derart gewissenhaft controllirend ausgeführt, dass man eigentlich nicht recht mit Bestimmtheit behaupten kann, ob die Pflanzen ohne die Vorsichtsmassregeln eines langsameren Aufthauens nicht auch erhalten geblieben wären. Eine Bestärkung für die Ansicht, dass das Erfrieren erst durch zu schnelles Auftbauen verursacht wird, fand man auch in dem einseitigen Erfrieren vieler Pflanzen, insbeson dere Nadelhölzer etc. etc., wobei bemerkbar wird, dass stets die mehr dem Süden oder der Sonne zugekehrte Seite am meisten oder ausschliesslich durch Frost gelitten hat, während die vor schneller Erwärmung mehr geschützten Seiten oft schadlos erhalten bleiben. Dr. Müller in Thurgau, welcher diesen Erscheinungen bisher eine besondere Auf merksamkeit gewidmet hat, soll jetzt den Nachweis geführt haben, dass Pflanzentheile in allen den Fällen, wo sie beim schnellen Auftbauen die Erscheinung des Erfrorensein zeig ten, bereits vor dem Auftbauen schon erfroren waren und auch beim langsamen Auftbauen sich als erfroren erweisen werden. Mithin würde das Erfrieren der Pflanzen oder ein zelner Pflanzentheile nicht erst in die Zeit des Aufthauens fallen, sondern in allen Fällen des Erfrierens bereits früher erfolgt sein. Diejenigen Erscheinungen, welche ein einseitiges, der Südseite mehr zugekehrtes Erfrieren einzelner Theile aufweisen, wird nach Dr. Müller-Thurgau auf die nach Süden zu regere Vegetation im Pflanzenkörper zurückgeführt, wo durch an solchen, einer grösseren Erwärmung ausgesetzten Stellen, sich wasserreichere Zellen und eine lebhaftere Vege- tations-Thätigkeit befindet und desshalb diese Theile einer ge wissen Kälte gegenüber widerstandsloser sind, als die an der Nordseite befindlichen Pflanzentheile mit nachweislich wasser ärmeren Zellen. Ob diese Ansicht schon allgemein in wissenschaftlichen Kreisen getheilt wird, darüber haben wir noch kein Urtheil, es wird jedoch deren Feststellung für unsere Praxis von einem gewissen Werthe und praktische Versuche hierüber jedenfalls interessant sein. cg. Die Anzucht von Champignons auf Gypsbeeten macht seit einiger Zeit wiederholt die Runde in den ver schiedensten Zeitungen und wird auch neuerdings in dem „Oest. Wochenbi. für Landwirthschaft" von Herrn von Thümen Nachstehendes wieder darüber mitgetheilt, sodass eine Klar stellung von Seiten erfahrener Champignonzüchter wohl In teresse erwecken dürfte. Herr von Thümen schreibt: „In Frankreich, das in der rationellen Champignonszucht unbe dingt den ersten Rang einnimmt und wo dieser Erwerbszweig Tausende lohnend beschäftigt, hat sich die nachstehend be schriebene Anzuchtmethode vorzüglich bewährt und verdient ob ihrer trefflichen Erfolge die Beachtung Aller, die sich mit Schwämmecultur befassen. Das Beet für die Cham pignons wird nunmehr, abweichend von der früheren Gewohn heit, blos aus gepulvertem, schwefelsaurem Kalk (Gyps) hergestellt; kein Pferdedünger, keine Krume Erde wird zu gesetzt, das Ganze nur nach Beendigung der Aufschüttung so hart als möglich gestampft. Ist solches geschehen, dann wird das Pilzmyzel, die Sporen, mit einer bedeutenden Menge