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gehen ist. Der Hauptwerth liegt ja überhaupt in einer viel verzweigten Bewurzelung, welche wir auch an wurzel echten Rosen erzielen können, und es sind mit Unrecht die wurzelecht gezogenen Rosen durch die Wurzelhalsveredlungen in den Hintergrund gedrängt worden. Was ist die Wurzel halsveredlung im Grunde anderes als eine vorgeschuhte, eine untergeschobene Bewurzelung, um ein Jahr früher zum Ziele zu kommen. Wenn man eine derartige gesunde Rose nach drei Jahren verpflanzt, kann man fast regelmässig die Beobachtung machen, dass sich bei oder über der Veredlungs stelle schöne Wurzeln gebildet haben, schöner, buschiger meist als die der canina. Mit diesen Wurzeln ernährt sich die Pflanze dann besser, als wie mit dem untergeschobenen Puss. Drittens eignet sich ganz vorzüglich als Beförderung des ersten Wachsthums eine Veredlung auf Manetti. Diese Unterlage ist sehr mit Unrecht in Misscredit gekommen, denn sie bildet ein ganz vorzügliches Faserwurzelsystem, welches namentlich für Topfkultur wesentlich ist. Wenig bekannt dürfte es sein, dass man sogar mit Manetti Handveredlung auf den unbewurzelten Steckling mit grossem Erfolg machen kann, indem man ein edles Auge auf Steckhölzer mit 2 Augen setzt, und zwar oben genau an Stelle des Manettiauges. Nach Bewurzelung des Stecklings, während dessen die Ver wachsung der Veredlung zugleich stattgefunden hat, wird das untere Auge der Manetti sorgfältig herausgeschnitten, und man verhindert so fast vollständig die Bildung von wil den Schösslingen. Zu dieser Methode eignen sich auch sehr gut die Varietäten von capreolata und anderen Schlingrosen und es ist bekannt, dass man durch Wahl dieser Unterlagen sogar die Schönheit des Flors vergrössern kann. Unter den wurzelechten Rosen sind dann wieder gewisse Arten, welche mehr einer buschigen Bewurzelung hinneigen als andere; zu diesen gehören alle diejenigen, welche an und für sich einen buschigen Wuchs haben. Man kann überhaupt fast als Regel annehmen, mit der Bildung der Zweige steht die Bewurzelung in gleichem Verhältniss; entwickelt sich ein sogenannter Wasserschoss, so wird auch eine lange pfahl artige Wurzel sich gebildet haben. Was nun die Hauptsache, das Verpflanzen während der Vegetation betrifft, so ist diese Empfehlung sehr mit Vorsicht aufzunehmen; Jemand, der ohne die nöthigen Erfahrungen und ganz besondere Sorgfalt das unternehmen wollte, würde sich wohl stets grosse Ver luste bereiten. Wir wollen unsere persönlichen Erfahrungen mittheilen, wie diese Methode mit sichern Erfolg durch geführt werden kann. Es hat ein alter bewährter Praktiker, der verstorbene Rosengärtner Herr Peters-Leipzig, vor Jahren schon eine Rose speziell zu diesem Zwecke kultivirt. Es war dies die leider wenig bekannte Mad. Decour, in Form und Farbe ein Mittel zwischen La reine und John Hopper. Diese Mad. Decour wurde mitten im Flor in Töpfe gepflanzt und schnell verkauft. Dazu eignen sich aber auch noch mehr Sorten, solche, wie schon oben erwähnt. Dieses Einpflanzen muss aber folgendermassen ausgeführt werden: Vorerst ge hört dazu, dass das Erdreich,, worin die Rosen stehen, ein poröser, lockerer Boden sei. Das Beet wird Tags vorher gründlich durchgegossen und das Einpflanzen gegen Abend vorgenommen. Zum Zweck des späten Herbstflores ist ferner zu beachten, dass nicht erst Oktober, wie von Frankreich empfohlen, abgewartet wird, sondern schon im August eine Vorbereitung derart vorgenommen, dass alles abgearbeitete, d. h. blühende und abgeblühte Holz herausgeschnitten wird, um neues Wachsthum anzuregen. Das Einpflanzen geschieht am besten Mitte September. Die eingepflanzten Rosen werden dann auf einen Kasten mit halbwarmem Grund eingefüttert und wenn auch nicht mit Fenstern, so doch mit Brettern tagsüber dicht zugedeckt. Abends, sobald die Kühle nach Untergang der Sonne eingetreten, wird das Beet abgedeckt und die Rosen ordentlich gespritzt. Morgens, sobald die Sonne aufgeht und der Thau noch auf den Rosen liegt, wird sofort wieder zugedeckt. Dies Verfahren wird 8 Tage fort gesetzt, alsdann allmälig etwas Licht tagsüber zugelassen, indem man nach und nach die Läden beim Zudecken immer etwas mehr auseinander rückt, bis nach ungefähr 14 Tagen. je nachdem die Witterung mehr oder weniger feucht war, ein Anwachsen und fast vollständiges Durchwurzeln des Topfes stattgefunden hat. Von da an wird umgekehrt verfahren, d. h. bei eintretenden kühlen Nächten Abends zugedeckt, und zwar derart, dass man soviel als möglich die Sonnenwärme fängt, also nicht zu spät deckt. Mit dem Auflegen der Fenster wartet man, je nach der Witterung und je nach dem Bedarf der Blumen, so lange als möglich. Es ist bei dieser Blüthen-Periode nicht vortheilhaft, wenn die Knospen zu nahe dem Glase stehen, weil mit dem Eintritt schlechten Wetters im November und Dezember der Niederschlag im Kasten zu stark wird und bei anhaltend trüber Witterung die Knos pen faulen. Jedenfalls ist es das Beste, wenn man mit November in ein heizbares, temperirt zwischen 12 und 13 Grad zu haltendes Haus räumen kann, um dort den Flor nach Bedürfniss zu regeln. Besonders geeignet zu dieser so beschriebenen Methode sind folgende Sorten: Cramoisi superieur, Fabier, Hermosa, Triomphe d’Angers, Mad. Decour, Jules Margottin, Alfred Golomb, Camoens, Ducher, Mistriss Bosanquet, Safrano, Mad. Falcot, Isabelle Sprunt, Mad. Alfred de Rougemont, Paque- rette, Mignonette, Bon Silene. Es ist bei gehöriger Aufmerksamkeit möglich, einen grossen Theil dieser Rosen noch zu Weihnachten blühend zu haben. Ebenso lassen sich so behandelte Topfrosen mit gutem Erfolg zu einer Treibperiode für April- und Maiflor, nachdem dieselben nur 6 Wochen Ruhe gehabt haben, ver wenden. Viele Sorten bedürfen auch gar keiner Ruheperiode, namentlich Theas, Theehybriden, semperflorens und polyan- tha’s. c%- Erinnerungen an schöne culturwürdige Pflanzen. Bei der Bemerkung, dass neuerdings mehrere schöne Erica in den Engrosculturen Aufnahme gefunden haben, und der Annahme, dass die Anzucht derselben auch gewiss lohnend für die Unternehmer ist, erlauben wir uns auf einige Gattungen hinzuweisen, die es gleichfalls verdienen in unseren Culturen mehr Berücksichtigung zu finden und auch versprechen, dem aufmerksamen Züchter nach Gebühr Verdienst zu bringen. Es gab eine Zeit, wo feine Neu holländer viel angetroffen wurden, während dieselben heute fast ganz aus den Culturen verschwunden sind. Hierauf folgte eine Periode der buntblättrigen Liebhaberei, aus wel cher sich die Teppichgärtnerei entwickelte, alsdann kam die letzte Zeit, die hauptsächlich auf grosse und gefüllte Blumen und nebenbei auf zwergige Büsche einen Hauptwerth legte. Gegenwärtig scheint es, dass man einfache Blumen wieder schätzen lernt, auch feineren Culturen von neuem die ver diente Beachtung schenkt und vielleicht ist die Zeit nicht mehr fern, wo feine Neuholländer wieder gesucht werden. Freilich feine Eriken, Proteaceen etc. sind nicht so fabrik mässig zu behandeln und es hat den Anschein, als ob mit dem schnellen fabrikmässigen Betrieb auch die Neigung fast verschwunden sei, auf Einzelnes und besonders auf das ein zelne Individuum mehr Acht zu geben. Eine Erica hyemalis z. B. hat sich auch durch alle Epochen des wandelnden Ge schmackes Geltung zu erhalten gewusst, aber nur wenige Züchter sind es, die sich in der Hast des heutigen Arbeits betriebes diese Culturen auserkoren haben. Wir glauben jedoch, dass die Zeit nicht mehr fern, wo man auch andre feinlaubige und zartblüthige Gattungen wieder mehr beachten dürfte. Heute nun bringt uns eine neue Erscheinung, „Le- chenaultia Baxteri major“ in Erinnerung, wie schade es ist, dass man z. B. diese Gattung fast gar nicht mehr in den Culturen findet. Die Behandlung ist ähnlich wie bei feineren Erikensorten. Ebenso lieblich sind die Epacris, welche fast weniger anspruchsvoll sind, als wie feinere Eriken. Dann ist ein anderer reizender Genus, welcher fast nirgends mehr culti- virt wird und doch überall, wenn gut cultivirt, einen leicht verkäuflichen Artikel bildet, es sind dies die Chorizema. Diesen