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.76 23. Leipxiy, den 1. December 1886. I, Jahrgang. Organ des Verbands der Handelsgärtner Deutschlands, herausgegeben unter Mitwirkung hervorragender Fachmänner. Redaction und Expedition: Otto Mohrmann, Lindenau bei Leipzig, derzeitiger Geschäftsführer des Verbands, an welchen alles für den redactionellen und Inseratenthail Bestimmte sowie die Mitgliedsanmeldungen zum Verband zu senden sind. Der redaktionelle Theil erscheint am 1. u. 15. jeden Monats; der separat zurVersendung gelangende Inseratentheiljeden Sonnabend. Abonnementspreis für den redaktionellen Theil: I Preise für den Inseratentheil: Für Nichtverbandsmitglieder pro Jahrgang 7 Mk. 50 Pfg. Die dreigespaltene Petitzeile oder deren Raum für Verbandsmitglieder ... 20 Pf. Für Verbandsmitglieder „ „ gratis. I „ „ „ „ „ „ „ Nichtverbandsmitglieder . 30 „ Die Bedeutung des Wechsels für den Verkehr. Von Handelsschuldirektor Albert Braune. Den kaufmännischen Blättern (A. Gloeckner’s Verlag, Leipzig) entnehmen wir folgende Abhandlung, welche lediglich anschaulich machen soll, was der Wechsel im Verkehr leistet; dieselbe setzt daher Kenntniss der üblichen Kunstausdrücke und der durch den Wechsel entstehenden Rechtsverhältnisse voraus. Auf letztere geht sie nur so weit ein, als dies zur Erklärung gewisser Wechselgattungen unumgänglich nöthig ist. Der Wechsel ist, wie allgemein bekannt, im Mittelalter in Italien durch den Gewerbebetrieb der Campsoren (Geld wechsler) entstanden, hat aber im Laufe der Zeit eine wesentlich andere, als seine ursprüngliche Anwendung ge funden, so dass er gegenwärtig nur noch nebenbei zu dem Zwecke dient, zu welchem er anfangs ausschliesslich ver wendet wurde. Im Mittelalter wurde das Münzrecht bei der grossen Zahl souveräner und halbsouveräner Gemeinwesen von einer Unzahl von Münzherren ausgeübt — in Deutschland z. B. gab es im 15. Jahrhundert gegen 600 Münzstätten —, welche aus der Münzprägung ein einträgliches Geschäft machten; infolgedessen war der Umlauf der meisten Münzen auf einen kleinen Kreis beschränkt, und bei jedem Verkehr, der über die Grenzen einer Landschaft hinausging, wurde der Umtausch der einheimischen Münzen gegen fremde zur Noth wendigkeit. Unter solchen Umständen blühte natürlich das Gewerbe der Geldwechsler, namentlich an den Mess- und Marktorten. Wie heute noch in gewissen Teilen Asiens und Afrikas, so war in jenen Zeiten der Kaufmann auch bei uns genöthigt, seine Ein- und Verkäufe an entfernten Orten per sönlich zu besorgen, die gekauften oder zu verkaufenden Waaren selber zu geleiten und sich dabei allen den Gefahren auszusetzen, die dem Reisenden von Räubern und Wege lagerern aller Art damals auf der Landstrasse drohten. Es ist daher erklärlich, dass ein von den Campsoren geschaffenes Auskunftsmittel, welches den reisenden Kaufmann der Noth wendigkeit überhob, grosse Geldsummen mit sich zu führen, sehr bald beliebt wurde und allgemeinen Eingang fand. Die Campsoren der bedeutenden Handelsplätze traten nämlich in Beziehung zu einander und gaben dem Kaufmanne, der eine Reise nach einem anderen Handelsplätze beabsichtigte und zu diesem Zwecke das dort übliche Geld bei ihnen ein wechseln wollte, statt des letzteren eine Anweisung auf einen Campsor des betreffenden Platzes. Eine solche Anweisung bezeichnete man als Wechsel, weil dieselbe einem Wechsel geschäfte ihre Entstehung verdankte. Auch heutzutage noch kommen Wechsel auf Grund eines solchen Wechselgeschäftes gelegentlich vor, dieselben bilden aber eine verschwindende Anzahl gegen die aus anderen Gründen ausgestellten. Z. B.: X in Leipzig beabsichtigt, in Paris persönlich Einkäufe zu machen, und wechselt beim Bankier Y 8100 Mk. zum Kurse von 81 gegen 10,000 Fres, um, lässt sich aber dafür von Y einen Wechsel auf den Bankier Z in Paris ausschreiben. Im nachfolgenden Wechselschema isteineForm beobachtet, die in Wirklichkeit nicht mehr angewendet wird; es ist nämlich .durch die Worte: „Sie sind der Gegenwerth für 8100 M., die ich von ihm empfangen“, das Wechselgeschäft angedeutet, das zur Ausstellung des Papieres Veranlassung gegeben hat; man schreibt dafür jetzt einfach: „Werth erhalten.“ Der