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.76 22. Ijeipsig, den 15. November 1886. L Jahrgang. Organ des Verbands der Handelsgärtner Deutschlands, herausgegeben unter Mitwirkung hervorragender Fachmänner. Redaction und Expedition: Otto Mohrmann, Lindenau bei Leipzig, derzeitiger Geschäftsführer des Verbands, an welchen alles für den redactioneilen und Inseratentheil Bestimmte sowie die Mitgliedsanmeldungen zum Verband zu senden sind. Der redaktionelle Theil erscheint am 1. u. 15. jeden Monats; der separat zur Versendung gelangende Inseratentheil jeden Sonnabend. Abennementspreis für den redaktionellen Theil: Preise für den Inseratentheil: Für Nichtverbandsmitglieder pro Jahrgang 7 Mk. 50 Pfg. Die dreigespaltene Petitzeile oder deren Raum für Verbandsmitglieder . . . 20 Pf. Für Verbandsmitglieder „ „ gratis. ■ I „ „ „ „ „ „ „ Nichtverbandsmitglieder • 30 „ Vorschlag zu einem Musterrosenkatalog. Das Bedürfniss einer praktischeren, zweckmässigeren Ab fassung der Rosenkataloge ist vielseitig anerkannt, mehrseitig besprochen worden, die praktische Durchführung bisher aber noch nicht gelungen, wie sogar die Herren Gebr. Ketten zu gestehen, welche bis jetzt wohl die weitgehendste Bearbeitung dieses Thema’s vorgenommen haben und deren neues Arrange ment sehr viel wohlgefällige Aufnahme fand, aber dennoch nicht völlig allen Ansprüchen genügt. Die Schwierigkeit dieses Unternehmens wird zum grössten Theile dadurch er höht, dass wir Deutschen uns mit noch viel zu viel Sorten herumscblagen, welche bereits von den Franzosen und Eng ländern als unnütz und werthlos beseitigt sind. Dass die allgemein als Bedürfniss herausempfundene Verminderung unseres Sortenwustes trotz verschiedener lobenswerthen An strengungen noch immer nicht sich allgemeine Geltung ver schaffen kann, liegt wohl zum grössten Theile an unserm unzweckmässigen Ausstellungsprogrammen und Preisaufgaben. Da heisst es immer: für das grösste Sortiment der erste Preis etc. Dadurch wird auch der Liebhaber, der sich doch meist auf das Urtheil und die Meinung gärtnerischer Autori täten verlassen muss, zur Vielsortenliebhaberei, zum Sammler erzogen und es ist dann ganz richtig, wenn unsre grossen Sortimentler sagen: „Wir können diese Sorten nicht fallen lassen, sie werden verlangt“! Fangen wir erst an, unsre ersten Preise nicht den grössten, sondern den besten Sortimenten zu ertheilen, so werden die minderwerthigen Sorten von selbst verschwinden. Es ist allerdings richtig, dass jeder einigermassen bedeutende Züchter davor zurückschreckt, der Katalog würde bei noch eingehenderer Behandlung der Classi- fizirung zu voluminös werden. Trotzdem giebt es noch einen Ausweg bei vorläufig noch grossem Sortiment eine übersicht liche, einfache und für den Laien praktische Eintheilung zu treffen, wie wir in nachstehendem Vorschlag ausführen wollen. Die Eintheilung nach den bisher üblichen Gruppen: Remontants, Theas, Noisettes etc. wird unerlässlich bleiben, obgleich auch hierin noch nicht völlig Klarheit herrscht, in dem noch manche Sorten falsch arangirt sind. So z. B. findet man mehrfach Gloire de Dijon als Noisette; La France als Theehybride (weil der Ausdruck jetzt modern geworden) ge führt u. s. w. Wie viel Hybridrosen (nur einmalblühende), sind unter die Remontants einrangirt, weil sie mitunter noch eine Blume im Herbst brachten. Das sind noch lange keine Remontants. Ebenso könnte man Remontantobstsorten und Kastanienremontant machen, wie diesen Sommer mehrfach beobachtet wurde. Schreiber dieses kennt einen Fall, wo Blak Hamburg bei einem Spalier des Herrn Dr. Neubert drei Folgen Trauben trug, deren letzte natürlich unentwickelt blieb. Das sind Folgen besonderer Witterungsverhältnisse. In den Remontants also müsste eine gründliche Reinigung vorgenommen werden. Unerlässlich erscheint die schon mehr fach durchgeführte, aber noch nicht allgemein anerkannte Ein fügung einer Gruppe Noisettehybriden. Die Regelung solcher Angelegenheiten ist Aufgabe gärtnerischer Congresse, mehr, als wie Anträge etc., welche in unerquickliche Weiterungen hinausgespielt werden können, wie jüngste Erfahrungen leider dargethan haben. —■ Eine fernere Classifizirung nach den Farben ist so wichtig, dass man kaum begreift, wie dies nicht schon längst allgemein üblich ist. Ob wohl die Be quemlichkeit der Katalogmacher daran viel die Schuld trägt?