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gereichen soll und wir mitarbeitend, durch Agitation zu zahlreichem Eintritt von Mitgliedern, denn Masse giebt Macht und Einigkeit macht stark! c&- 11. Versammlung deutscher Pomologen und Obst züchter zu Meissen vom 30. Septbr. bis 1. Oktbr. Der Geschäftsführer des Landesobstbau-Vereins, Gar teninspektor Lämmerhirt, eröffnet dieselbe und theilt mit, dass in einer vorberathenden Sitzung Professor Dr. Selig-Kiel zum Vorsitzenden und Professor Dr. Witt- mack-Berlin, sowie Redakteur Böttner-Römhild zu Schriftführern in Aussicht genommen seien; die Versamm lung beschliesst hierauf einstimmig, diesen Vorschlag zu acceptiren und wählt in besagter Weise. Genannte Herren treten sodann in ihr Amt ein und verliest Professor Dr. Selig eine Einladung des Aus schusses des würtembergischen Obstbauvereines in Stutt gart, die nächste 1889 abzuhaltende Versammlung da selbst stattfinden zu lassen. Im Weiteren schicken wir erst voraus, dass dieser Kon gress mit verschiedenen ungünstigen Zufällen zu kämpfen hatte, denn trotzdem ein ausführliches Programm (siehe Nr. 18 des „Handelsblattes“ vom 15. Septbr. 1886) mit wichtigen Fragen zur Diskussion gestellt war, trotzdem für dieselben Berichterstatter ernannt, welche gewiss ihren Aufgaben voll gewachsen waren, trotzdem genug Arbeit und Geld aufgewendet worden ist, um der Versammlung Gehalt und Leben einzuflössen, so ist das Resultat derselben ein verhältnissmässig sehr geringes gewesen. Es war im Arrangement der Aemter hauptsächlich mit der Fehler gemacht worden, dass Vorstandsmitglieder, Referenten etc. auch als Preisrichter der Ausstellung fungiren muss ten, also zu den Versammlungen nicht rechtzeitig erschei nen konnten. Andererseits waren von den aufgestellten Berichterstattern nur ein Theil: die Herren Garten- inspector Koch, Oekonomierath Späth, Director Brugger und Herr Bertog aus Magdeburg, bei der Ver sammlung anwesend. Die allgemeine Diskussion entwickelte sich infolge dessen nur um einen der angeregten Punkte. Zur Er örterung desselben resp. der beiden aufgestellten Fragen, 1. Welche Aepfel liefern den wohlschmeckendsten Wein? 2. Welche Aepfel liefern die grösste Menge Wein? erhält der Referent Bertog - Magdeburg das Wort, welcher allgemeine Ansichten über den Obstbau und die verbreitetsten Obstsorten mittheilt und eine Liste von Kern- und Steinobstsorten herumreicht, welche nach seinen Ansichten den wohlschmeckendsten Apfelwein, die grösste Menge Apfelwein, viel und gutes wirthschaftliches Dörr obst liefern, in Ausbeute und Geschmack am besten zu gedörrten Ringschnitten passen, sich für Landstrassen und freie Flächen eignen und theilt letztere in Bäume mit hoher und breiter Krone ein und fügt Aepfel für Sandboden sowie für rauhe Gebirgslagen passend, an. Herr Oekonomierath Späth führt weiter aus, wie wichtig die genaue Kenntniss derjenigen Sorten sei, welche sich für bestimmte, resp. die angeführten Zwecke eigneten, doch scheine ihm aus einigen Aussprüchen hervorzugehen, dass bis jetzt noch gar keine bestimmten Erfahrungen darüber vorliegen, um so mehr hielt er ein Aussprechen über diese Punkte für sehr wesentlich. Es wurden eine Menge Sorten aufgeführt; es wurden von der einen Seite die besten Sorten Tafelobst, von anderer geringe empfohlen. Die meisten Ansichten ver- einigten sich später dahin, dass eine Mischung von verschie- denenSorten, auch sogar mit Birnen und dem sogenannten Speierling, auch Mispeln, das Praktischste sei. In her vorragender Weise trugen zur Klärung der Ansichten und zur Beleuchtung der Fragen bei, die Herren Direktor Lucas, Oekonomierath Späth und Garteninspektor Läm merhirt, und resultirte zuletzt nicht eigentlich eine wirk liche Beantwortung der Fragen, sondern nur eine Klärung der Ansichten, und eine Aufmunterung zur Anstellung bestimmter grösserer Versuche. Es wurde gerathen, dass sich namentlich wissenschaftliche Institute der Sache annehmen und bestimmte Sorten allein vermosten möch ten, was bisher noch sehr selten geschehen wäre. Im Allgemeinen wurden als Mostsorten besonders empfohlen: alle Reinetten, und von Herrn Direktor Lucas der in Würt temberg allgemein verbreitete, sonst aber leider viel zu wenig bekannte Luikenapfel hervorhebend erwähnt. Ferner wurde sehr betont, dass das wirthschaftlich rationellste sei, Mischungen vorzunehmen, sowie nicht gerade das beste Tafelpflückobst, sondern auch Fallobst mittlerer Sorten zu verwenden, welches, rein und sauber geputzt, eine Waare zu lukrativer Verwendung brächte, welche sonst schwer nutzbar gemacht werden könne. Betont wurde ausserdem, dass in Norddeutschland durch Ver wendung besserer Sorten ein besserer, wenn auch etwas theurerer Wein erzeugt werden müsse, um vorerst eine allgemeinere Einführung des Apfelweines anzubahnen, während Süddeutschland, wo derselbe bereits völlig popu lär, das Getränk des Arbeitsmannes sei, sich mehr der geringeren Sorten und Qualitäten*) bemächtigen müsse, um billigen Wein zu erzeugen. In mehr freier Diskussion wurden auch die weiteren Fragen „Dörrobst“ etc. betreffend verhandelt. — Herr Keidel, Firma Warnecke & Keidel in Hildesheim, äusserte verschiedene Anforderungen, welche an eine zum Dörren bestimmte Frucht gestellt werden müssten. — Im Allge meinen könne man annehmen, dass eine im Rohgeschmack feine Sorte auch ein feines Dörrprodukt liefere; ein gleicher Werth wie auf die Güte sei auch auf Farbe und Form zu legen, und im Bezug auf Farbe den Sorten der Vorzug zu geben, welche das schönste weisse Pro dukt lieferten; von der Form hingegen hänge die Renta bilität mit ab und seien insofern die gleichmässig runden und nicht zu hoch gebauten Sorten vorzuziehen: alle Calville-Arten z. B. geben bei der Vorbereitung resp. dem Schälen zuviel Abfall, während hoch- oder spitzge baute Sorten beim Ausschneiden des Kernhauses einen zu grossen Theil ihres Fleisches mit verlieren. — Der Schwerpunkt zwischen amerikanischen und deutschen Dörrprodukten und die Folge der Preise liege nicht in der Qualität unserer Dörrprodukte, sondern in der Quantität, indem man in Amerika ca. 15%, bei uns gegenwärtig erst noch 9—13% Dörprodukte durchschnitt lich rechnen kann. — In Hannover sei bis jetzt der doppelte Zwiebelapfel der zum Dörren in jeder Beziehung bevorzugteste Apfel, derselbe liefere 141/—15%, ausser dem ein feines weisses Fabrikat und koche sich schnell weich. — Auch die Harberts - Reinette, erwähnte Herr Keidel weiter, wird von uns sehr geschätzt. Dieselbe liefert 121/2 —13% Dörrprodukte und passt, trotz dem etwas hohen Bau doch sehr gut zu allen Maschinen. Es werden hierauf andererseits noch eine Masse von Sorten genannt, doch kommt keine volle Klarheit über deren Werth zu Stande, zumal viele der genannten Sorten einerseits verworfen, andererseits hervorgehoben werden; auch verschiedene Redner den Wuchs des Baumes im Bezug auf Strassenanpflanzung, sowie das Aussehen der Früchte im Bezug auf Diebstahl berücksichtigt wissen wollen. Es wurden noch unter anderen Sorten als beson ders für Dörrprodukte geeignet, resp. in Schlesien ver wendet durch Herrn Director Stoll-Proskau isbesondere der Sommer-Calville und doppelte Holländer hervorgehoben, während Herr Keidel, wie bereits bemerkt alle Cal villsorten nur beziehungsweise für geeignet erachtete. — Letzterer stellt folgendes Sortiment als geeignete Dörrfrüchte auf: Reinette, von Blenheim, Ribston Pepping, Harberts Reinette, Englische Hintergoldparmäne, doppelter Zwiebelapfel, grosse Cassler Reinette, gefammter Cardinal, rother Cardinal, schöner