Volltext Seite (XML)
„da verbreiteten liebliche Veilchenblüthen sich über das Land, das Wonneland, und flicht man Rosen sich ins Haar“, Kunde von dem Vorhandensein und der Verwendung der Rose in Griechenland. Und bei Aristophanes, einen eben falls bedeutenden griechischen Schriftsteller (412 — 338?) heisst es: „wohlan, die Meinigen sagen, dass du herrschen sollst im ganzen Erdkreis, schön gekränzt vom Rosenkranz“. Sage an Sage reiht sich an die Entstehung der Rose und die am meisten verbreitete Dichtung lässt die Rose aus dem Blute des Adonis und gleichzeitig die Anemone aus den Thränen der, den geliebten Todten beweinenden Aphrodite in folgendem Verse entstehen: „soviel Thränen vergiesst die paphische Göttin, als Tropfen Bluts Adonis verliert, es wandelt sich Alles in Blumen: Rosen entspriessen dem Blut und Anemonen den Thränen.“ Bei all diesen Legenden erscheinen die Rosen noch mehr als Gaben der Götter, nicht als etwas, das der Mensch sich aus der Natur angeeignet. So verleibte auch die Rose schon früher all ihre Eigenschaften: „aus rosengeschmückter Vorhalle tritt die Eos hervor durch purpurne Thore, rosenwangig und rosenfingerig führt sie das rosige Zwei - und Viergespann herauf, Rosen nach allen Seiten ausstreuend, bei ihrem Er scheinen lächeln die Wiesen im rosigen Erglühen“, sodass man eigentlich nicht weiss, ob sie der - Rose, oder die Rose ihr die Farbe verleiht. —■ (Fortsetzung folgt.) ' c&- Edelweiss aus Samen zu ziehen. Von C. Steinpöck, Alpenpflanzencultivateur, Traisen, Nied.-Oesterr. Ich las vor einiger Zeit im practischen Rathgeber für Obst- und Gartenbau einen derartigen Artikel, der vieles Gute in sich hatte, doch habe ich seit Jahren eine einfachere Culturmethode mit grossem Erfolg in Anwendung gebracht, die ich empfehlen kann. Mit Herbst, sobald der frische Samen rein geputzt, richtet man einfache niedere Kistchen zurecht, die unten mit Löchern versehen sind, mache eine Erdmischung von einem Theil Moorerde, einem Theil Haide erde, einem Theil Lauberde und einem Theil scharfen Fluss sand, vom Sand etwas weniger, Moor- und Lauberde etwas mehr. Als Unterlage streue man altes, gut zerstampftes Mauerwerk, zu 1 Hectoliter obiger Erdmischung ca. 5 Kilo, da ich wahrgenommen habe, dass Edelweiss das schönste pelzige Weiss erhält, wenn ziemlich viel Kalkbestandtheile in der Erde sind. Nachdem die Kästen mit dieser Erde gefüllt und geebnet sind,’ säe man den Samen aus, ziemlich dicht, drücke diesen mit der flachen Hand an und über brause ihn mit einer feinstrahligen Brause, stelle dann alles auf Holzunterlagen frei im Garten auf, wo Licht und Sonne ist, überdecke jedes Gefäss 3 Centimeter hoch mit Moos und lege sodann Fichten- oder Tannenreisig darüber, so viel, dass alles gut gedeckt ist, dann ruht alles bis März des kom menden Jahres. Im März, bei günstigen Tagen, öffne man diese Reisig deckung , das Moos jedoch lasse man noch einige Zeit. Nachdem auch dieses entfernt, werden die Kästen in Halb schatten gestellt und bei Trockenheit fleissig gegossen. Es entwickeln sich bald unzählige Pflänzchen, die, wenn stark genug, pikirt werden müssen, sodass die schwachen Pflänzchen gut erstarken können. Zur Auspflanzung wird dieselbe Erd mischung genommen und kann Jedermann ganz beliebig pflanzen, in Töpfe oder ins freie Land; wenn in Beete ge pflanzt und nicht mehr pikirt wird, so ist ein Abstand von 15 Centimeter bei jeder Pflanze am besten. Für Edelweisscultur ist Licht und Sonne Hauptsache; östliche Lage ist jeder anderen vorzuziehen, fleissig giessen, so lange die Knospen geschlossen, beim Erblühen der Edel weissblumen jedoch so giessen, dass die Blumen nicht nass werden, wozu ich eine eigene Vorrichtung habe. Bemerkt muss noch werden, dass die Aussaat von Edelweisssamen vom Monat October an die beste ist. Fleissige Reinigung der Pflanzen von Unkraut ist selbstverständlich. Auf diese einfache Weise behandelt, wird jeder Gärtner und Blumenliebhaber sehr viele Freude und grossen Nutzen haben. _ eg. Interessante Beschlüsse des Reblauscongresses in Bordeaux. In der Reblausfrage wurden folgende Beschlüsse gefasst, bei denen auffallender Weise von einer Verwendung amerika nischer Reben keine Rede ist. „Die europäische Rebe kann mit Erfolg durch Insektenvernichtungsmittel vertheidigt werden. Die Anwendung von Schwefelkohlenstoff empfiehlt sich für reichen, tiefen und kieselhaltigen Boden; in kalk- und mergelhaltigem Boden und in Boden mit undurchdringlichem Untergrund und von geringer Tiefe scheint derselbe kein wirksames Mittel zu sein. Kalium-Sulphocarbonat ist, wenn von guter Beschaffenheit und richtig angewandt, für alle Boden arten wirksam. Die Anwendung von Sulphocarbonat muss stets, die von Kaliumsulphocarbonat fast immer von energi scher Düngung begleitet sein. Um eine rasche und er giebige Erneuerung des Rebenbestandes herbeizuführen, ist eine sorgfältigere Pflege als früher erforderlich. Von allen insektentödtenden Mitteln hat die Unterwassersetzung die am wenigsten bestreitbaren Ergebnisse geliefert, es ist jedoch sorgfältig zu ermitteln, welche Rebsorten sich am besten für diese Behandlung eignen. Dieses Verfahren erheischt einen Düngerzusatz, wenn es mit Wasser vorgenommen wird, welches reichen Schlamm enthält, wie das der Garonne und der Dordogne. Abgesehen von ausnahmsweise günstigen Ver hältnissen, erscheint es unvorsichtig, das Verfahren der Unter wassersetzung nur ein Jahr ums andere vorzunehmen." cg. tce Post- und Telegraphenwesen. Betreffs des Verschlusses der nach dem Auslande be stimmten Geldbriefe hat die Postverwaltung angeordnet, dass die genannten Werthsendungen mit feinem Siegellack verschlossen sein müssen, damit die Siegel nicht verletzt und am Bestimmungs orte als unverletzt anerkannt werden. Aus grobem Lack hergestellte Siegel brechen während der Beförderung ab und mit solchem ver siegelte Briefe werden von den ausländischen Postverwaltungen be anstandet oder zurückgewiesen. Besonders streng ist in dieser Be ziehung die russische Post und deshalb die Verwendung groben Lacks für Werthbriefe nach Russland strengstens zu vermeiden, was um so sorgfältiger zu beachten ist, als Postanweisungen nach Russland überhaupt nicht zulässig sind. In Russland werden die mehrerwähnten Briefe, sobald die Siegel nur irgendwie beschädigt sind, ohne weiteres nicht zugelassen, müssen vielmehr neu verpackt und mit feinem Siegellack verschlossen werden, wodurch natürlich viele Weitläufigkeit und Zeitverlust entsteht. Dass die Umschläge stark und haltbar sein müssen, bedarf keiner Hervorhebung. Verwendung der Postkarten als Formulare zu Druck sachen. Das Reichs-Postamt theilt den Postanstalten mit, dass die Ausschlussfrist für Verwendung offener Karten mit der Bezeichnung „Postkarte“ als Drucksachensendungen über den 1. October hinaus bis Ende März 1887 verlängert worden ist. Von diesem Zeitpunkte ab könne eine weitere Beförderung von Karten der gedachten Art gegen die Drucksachentaxe nicht mehr stattfinden. Druck von E. Thiele, Leipzig.