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ihrer Wurzeln und physiologischen Vorgänge begründet, welche sich am Deutlichsten erkennen lassen, wenn wir die Dolgen des Stiches der Phylloxera bei den Wurzeln der europäischen nicht resistenten Reben mit den Dolgen und Erscheinungen vergleichen, welche der Stich dieses Insektes bei den Wurzeln wirklich resistenter amerikanischer Reben hervorbringt. — Wir sehen also an diesen Vorgängen, dass die Rebe weniger durch die Stiche der Phylloxera un mittelbar, sondern durch die Fäulniss ihrer Wurzeln zu Grunde gerichtet wird. Ich habe mir daher schon oft ge dacht und spreche es hier zum ersten Mal öffentlich aus, dass es vielleicht leichter und lohnender sein dürfte, anstatt direkt die Phylloxera zu bekämpfen, lieber die zu schnell eintretende Däulniss der Wurzeln etwa durch antiseptische Mittel zu verhüten, da ein sonst normal wachsender Reb stock recht wohl im Stande sein dürfte, eine grosse Anzahl von Rebläusen ohne Beeinträchtigung eines genügenden Er trägnisses zu ernähren, wie wir es ja in der That bei den von massenhaften Blatt- und Blutläusen befallenen Obst bäumen finden •— Gleichwie bei einer äusseren Ver letzung der thierischen Haut die Natur durch Bildung von Grind vorgesorgt hat, dass unter Schutz desselben eine neue Zellhaut über der verletzten Stelle sich bilden kann, so finden wir bei äusserlicher Verletzung der Pflanzen an den verletzten Stellen eine Bildung von Korkzellen und Korkgewebe, unter deren schützender Decke die verletzten Pflanzenzellen eben falls wieder verheilen können. Diese Fähigkeit der Kork gewebebildung ist aber bei den europäischen und allen nicht resistenten Reben in viel geringerem Grade vorhanden als bei allen widerstandsfähigen, weshalb also auch letztere viel länger der Däulniss widerstehen und daher in der Lage sind, unterdessen etwa verfaulte Wurzeltheile durch Neubildungen zu ersetzen, welche dann eine genügende Ernährung der Pflanze möglich machen. „Es ist natürlich, dass diese erhöhte Befähigung zur Korkbildung bei den resistenten Reben durch alles das be fördert werden kann, was zur Unterstützung eines kräftigen Wachsthums beiträgt . .“ In diesen öfteren Ausführungen findet die (übrigens in Frankreich von Vielen getheilte*) Annahme, dass kriechende Reben gegen die Reblaus sich widerstandsfähiger erweisen müssen,' ihre vollständige Bestätigung. Eine Erziehung der Rebe, welche sich dem Naturzustand so sehr nähert, muss ein kräftigeres Wachsthum zur Dolge haben, (hat es in der That) und dieses kräftigere Wachsthum muss dann auch die (wenn auch geringere, als bei den Amerikanern, so doch immerhin vorhandene) Befähigung unserer Reben zur Kork bildung befördern, sodass auch unsere Reben dadurch im Stande wären, „der Däulniss besser zu widerstehen“ resp. „etwa verfaulte Wurzeltheile durch Neubildungen zu er setzen, welche dann eine genügende Ernährung der Pflanze möglich machen“. Sicher ist es jedenfalls, dass, wenn wir einmal dazu verurtheilt werden sollten, was Gott verhüten möge, zur An pflanzung von Weinbergen nur mehr gepropfte amerikanische Sorten zu verwenden, die Erziehung der Reben als kriechende, weil eine weit geringere Pflanzenmenge verbrauchend, die Sache ganz umgemein vereinfachen würde. Wenn auch in Deutschland die Reblausfrage noch lange keinen drohenden Charakter angenommen hat, und im wesent lichen so bald hoffentlich nicht annehmen wird, so dürften die Worte des Herrn Manquetti, „dass die Aufmerksamkeit derjenigen, die berufen sind, in der Reblausfrage mitzuwirken, nicht genug auf die kriechenden Reben gelenkt werden kann“, auch bei uns in Deutschland ihre Berechtigung haben. St. Julien, 17. August. H. G. *) Nach einer jüngsten Mittheilung des Herrn Hemmer werden kriechende Reben in der Champagne in Menge angebaut und zwar hauptsächlich mit Rücksicht auf die Reblausgefahr. 3. Ueber Wasserheizung. Ich kann nicht umhin, meine Herren Collegen schon jetzt auf ein ganz neues System einer Wasserheizung auf merksam zu machen, das selbst bei ganz kleinem Geschäfts betriebe billig und sehr wirksam sein wird. Dem Kupferschmiedmeister und Polytechniker Herrn A. H o r t m a n n - W e s e 1 ist es nach langer Bemühung und gründlichem Studium gelungen, einen solchen Apparat- ganz ohne Kessel, blos eingemauert herzustellen und den ersten bei meinem Collegen Herrn Weber hier in Thätig- keit zu setzen. Ich war von der Wirkung dieses Apparates, dem geringen Kohlenverbrauch, der schnellen Wassercir- culation, überhaupt der äusserst einfachen Construction nach jeder Seite hin überzeugt, um sofort für meine Gärtnerei, drei Gewächshäuser, ebenfalls einen solchen Apparat anzu legen, zumal die ganze Anlage fix und fertig incl. 200 Mtr. l’/ s zölliger Röhren nicht theurer ist, wie sonst wohl ein Kessel der bestempfohlenen Wasserheizungen kosten würde. Es würde mir angenehm sein, wenn im Laufe des Winters die für eine solche Anlage sich interessirenden Herren Collegen von der Richtigkeit meiner Worte überzeugen würden, und werde späterhin auf die Leistung und den Heizerfolg dieses Apparates zurückkommen. Wesel. W. Hoppe, Handelsgärtner. 8- Wir erhalten soeben nachstehenden Brief, welchen wir im Interesse der Sache in seinem Wortlaute veröffentlichen. Herrn Robert Weissbach, Striessen. Auf Ihre heutige Anfrage theile ich Ihnen ergebens! mit, dass seit 1. August a. c. ein den Expeditionen erst im September mitgetheilter Ausnahmetarif für Bäume, Sträucher, Blumen im Verkehre nach Budapest — und zwar nur nach dieser einen Station — besteht. Sendungen dahin sind mit weissem Frachtbriefe bei der Eilgüter-Expedition aufzugeben. Eine Gewähr für Einhal tung der für Eilgutsendungen festgesetzten Lieferfristen wird jedoch nicht übernommen. Sendungen von Obstbäumen, welche als solche declarirt werden, werden'zu den Sätzen des Ausnahme-Tarifs nur dann befördert, wenn die Anwendung derselben von den Ver sendern auf den Frachtbriefen ausdrücklich vorgeschrieben wird. Hochachtungsvoll ergebenst Dresden-A., den 22. Sept. 1886. Rose, Güterverwalter. c&- Das diesjährige Brandunglück am hiesigen Bayerischen Bahn hofe in Leipzig hat mehrfache Besprechungen veranlasst, nament lich über den Werth der noch so vielfach von Waarenversendern und Beziehern versäumten Transportversicherung. Auch dass diese am vortheilhaftesten bei einer wohlrenommirten deutschen Actien- Gesellschaft gedeckt wird, wurde constatirt, und bleibt es zu hoffen, dass die Interessenten in Zukunft mehr Gelegenheit nehmen werden, sich gegen das unfühlbare Opfer der so billigen Prämien Beruhigung für alle Vorkommnisse zu verschaffen. — Es besteht jedoch noch der grosse Uebelstand, dass das Publikum die Be dingungen der Policen nicht zu lesen pflegt, und es darf nicht unberücksichtigt bleiben, dass eine Anzahl von Transportver sicherungs-Gesellschaften sich der Entschädigungsfrage gegenüber in diesem Falle ablehnend verhalten hat, sich auf den Paragraphen ihrer Bedingungen stützend, dessen Wortlaut besagt, dass die versicherte Gefahr erst mit dem Momente der Einladung der Güter in den Eisenbahnwaggon beginnt. Damit ist natürlich dem Versicherten nicht gedient, denn er kann nicht hinter den Waaren herlaufen und auf sie Acht geben, bis sie verladen sind. Die Ver sicherung muss vielmehr von dem Augenblicke der Herausgabe von dem Lager und Uebergabe an den Rollkutscher laufen bis zur Ablieferung ins Lager des Adressaten, oder wie man zu sagen pflegt, von Haus zu Haus. — Es giebt Gesellschaften, welche den betreffenden Passus ihrer allgemeinen Bedingungen so gefasst haben, dass über diesen Punkt kein Zweifel sein kann, und beweisen damit, dass sie den Anerkennung verdienenden Zweck verfolgen, ihre Clienten in jeder Beziehung vor Schaden zu bewahren.