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—. 3 und Laien leicht möglich würde, die Sorte zu finden, für welche er sich interessirt und die er mit den seinigen vergleichen möchte. Auch für die Ausstellungs-Kommission und insbeson dere das Preisgericht wäre diese „Gesammt-Kollektion" von grösster Wichtigkeit, weil sie ihnen gestattet, zweifel haft bestimmte Sorten mit den als richtig bekannten ohne grossen Zeitaufwand vergleichen und richtig stellen zu können. Es entstände dadurch die Möglichkeit, die Vortheile, welche man sich von den Ausstellungen verspricht, zu erreichen, was durch die Art und Weise, wie man seit her die Kollektionen zusammenstellte, so gut wie unmög lich war. Uns ist es mindestens öfters vorgekommen, dass wir wegen weniger Sorten stunden-, halbtage-, tagelang suchen mussten, und sie, trotzdem sie vorhanden waren, trotz allem Eifer doch — nicht alle fanden. Wir würden das gern unserer Ungeschicklichkeit zugeschrieben haben, wenn uns nicht bekannt wäre, dass Hunderte von anderen sich desselben Schicksals erfreuten. Diese „Gesammt-Kollektion“ würde sich auch nach anderer Richtung hin von den seither gebräuchlichen systematisch und folglich durcheinander geordneten „Nor mal-Sortimenten“ unterscheiden. Um für letztere die nöthige Masse von Sorten zusammen zu bringen, wurde bekanntlich bei ihrer Zusammenstellung auf die Qualität der Früchte nicht die gebührende, ja zuweilen gar keine Rücksicht genommen, so dass sie neben guten Sorten auch das nichtsnutzige Zeug enthielten. Die „Gesammt- Kollektion“ in unserem Sinne könnte nur bessere Früchte enthalten, denn jeder Aussteller brächte ja aus seinen womöglich sehr grossen Sortimenten nur höchstens die 60 Sorten zur Stelle, die er für die besten hält. Die Ausstellung von mehr als 60 Sorten seitens des einzelnen Ausstellers, würde als unzulässig zu bezeichnen undevent. von der Ausstellung aus- zusch 1 i.essen sein. Würde das Ausstellungswesen auf dieser Grundlage reformirt, dann müsste es sich recht bald, und von selbst ergeben, welche Sorten für die verschiedenen Gebrauchs zwecke, unter bestimmten klimatischen und Bodenver hältnissen, die geeignetsten sind. Durch die Schaustellung kleiner Sortimente von 10—20 Sorten würde sehr bald klargestellt sein, welche Sorten für den Massenanbau zu wählen sind; die erwei terten Sortimente von 40 - 60 Sorten trügen den Wün schen des Liebhabers Rechnung, und die Gesammt-Kol lektion dürfte auch den Ansprüchen des forschenden Fach- Pomologen umsomehr genügen, als sie ihn nicht zwingen würde, auf einen ganzen Wust unbrauchbarer Sorten Rück sicht zu nehmen und an ihnen seine Zeit zu verschwen den. Diese unbrauchbaren Sorten würden, zum Segen des Obstbaues, binnen recht kurzer Zeit verschwun den sein. Der weitere Umstand, dass die Zusammenstellung der Kollektionen nicht durch die Normal-Sortimente be einflusst wäre, dass der Aussteller veranlasst würde, die Früchte zur Ausstellung auszuwählen, welche er für die besten hält, müsste seinerseits dazu beitragen, auch den Werth unbekannter Sorten festzustellen, und das würde um so leichter der Fall sein, wenn man neben dem Namen der Frucht kurze Notizen über die Tragbarkeit, die An sprüche an Boden, Lage und Klima, den Wuchs und die Gesundheit des Baumes geben wollte. Es würde dann ganz von selbst das Hauptgewicht auf möglichst vollkommen entwickelte Früchte und nicht auf grosse Sortimente gelegt werden, der Obstbau müsste in praktische Bahnen einlenken, bei sichtbaren guten Er folgen die Ausdehnung gewinnen, sich des Rufes erfreuen, welchen er verdient und zum Vortheile des Gesammtreiches schon längst besitzen sollte. — cgo Die Rosencultur zur Gewinnung von Rosenöl. Gegenwärtig hält Herr BaumschulenbesitzerE. Schmal fuss sen. (Uichteritz) in nächster Umgebung Leipzigs Vorträge über die Einführung der türkischen Rose zur Rosenölbereitung. Diese Bestrebung zur Einführung der Rosencultur in Deutschland zu besagtem Zwecke soll in erster Linie den Weg zu einer neuen, landwirthschaftlichen Erwerbs quelle anbahnen, es bieten jedoch genannte Vorträge auch für unseren Kreis höchst interessante Eröffnungen, wes halb wir nicht verfehlen unsere Leser damit bekannt zu machen. Die Idee zur Rosencultur in Deutschland behufs Oel- gewinnung entsprang aus verschiedenen höchst befriedi gend ausgefallenen Versuchen der weltbekannten Firma Schimmel & Co., Fabrik ätherischer Oele in Leipzig, welche aus in Deutschland gewachsenen Rosenblumen bezüglich der Quantität und Qualität sehr befriedigende Resultate bei der Oelbereitung erzielt hat Bereits vor einigen Jahren wies genannte Firma in hiesigen Zeitungen, auf diese Erfolge hin um zur An pflanzung geeigneter Sorten im Grossen zu besagtem Zwecke anzuregen. Eine Schwierigkeit für Diejenigen, welche sich diesen Versuchen widmeten lag jedoch in der Beschaffung der ausschliesslich zur Oelgewinnung vortheilhaft geeigneten Sorte, dei* Centifolia major mit rothen Blüthen. — Diese früher so häufig verbreitete Sorte ist gegenwärtig durch die neueren Remontant- und Theerosen fast gänzlich aus den Gärten verdrängt worden, sodass deren Beschaffung in grösseren Quantitäten momentan fast nicht mehr mög lich ist. Hierbei sei sogleich bemerkt, dass alle rothen Re montant-, Thee- und dergleichen Sorten sich sehr gering, noch weniger aber die weissblühenden Sorten in der Er giebigkeit der Oelbereitung erwiesen haben und einzig i und allein die rothe Centifolie die gewünschten Resultate liefert. Die, wie bereits erwähnt, gegenwärtig schwierige Be schaffung der rothen Centifolie hat die Firma Schimmel & Co. in Leipzig, welche sich, gestützt auf gemachte Er fahrungen, mit dem vollsten Vertrauen diesem Unternehmen widmet, zumal das aus in Deutschland gewachsenen Rosen erhaltene Oel noch werthvoller als das in der Türkei ge wonnene sein soll, bewogen, Herrn Schmalfuss zu veran lassen, sich über die Rosencultur in der Türkei behufs Einführung der dort angebauten Rosen an Ort und Stelle zu informiren, und stützen sich auf diese vor kurzem beendete Studienreise auch die Mittheilungen in den Vor trägen des genannten Herrn. Denselben entnehmen wir, dass die in der Türkei — eigentlich Ostrumelien — zum Zwecke der Oelbe reitung angebaute Rose sich von unseren bekannten (Jen- tifolien wesentlich durch geringere Anzahl, sowie bedeu tend kleinere Blumenblätter, hingegen aber durch einen viel grösseren Blüthenreichthum auszeichnet. — Herr Schmalfuss zählte an Ort und Stelle bei einzelnen Sträu chern an 350—500 Knospen und glaubt sogar, dass bei richtiger Cultur und Abständen der Pflanzen unterein ander der Blüthenreichthum sich wohl auf 1000 Stück bei einem Busche steigern kann. — Besonders beachtens- werth aber im Vergleich unserer Centifolie mit der in der Türkei angebauten sogenannten thracischen Rose ist. dass bei letzterer äusser den Blumenblättern auch die Fruchtknoten und Staubgefässe zur Oelbereitung Ver wendung finden, ja sogar ergiebiger als die Blätter selbst sind. — Es wiegt dieser Umstand den Nachtheil der weniger und kleineren Blumenblätter der thracischen Rose, gegenüber den zahlreichen und grösseren Blüthenblättern unserer bekannten Centifolie wieder auf. Das Gewichts- verhältniss hat ergeben, dass 248 Blüthen der thracischen Rose gleich dem Gewicht (1 Kilo) der Blätter von 120 Centifolienblüthen sind, erstere jedoch durch den über-