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Anträge auf Auflösung müssen in zwei, mindestens ein halbes Jahr aus einander liegenden Verbandsversammlungen eingebracht, und in beiden Fällen mit absoluter Stimmenmehr heit angenommen worden sein. Der Beschluss erhält jedoch auch Gültigkeit, wenn er in einer zu diesem Zwecke be sonders und unter Bekanntgabe der Tagesordnung einberufenen Versammlung mit einer Majorität von mindestens zwei Dritteln der anwesenden stimmberechtigten Vereinsvertreter gefasst wird. Im Falle der Auflösung wird das vorhandene Verbands vermögen der Königlichen Staatsregierung zur Förderung des Gartenbaues zur Verfügung gestellt. —%- Ein Vorschlag im Interesse des Exports. (Aus der „Leipziger Monatsschrift für Textil-Industrie".) Je mehr sich die Industrie, seitdem die altgewohn ten continentalen Absatzgebiete sich verengen, auf den Export nach fernen Ländern angewiesen sieht, desto wichtiger ist es für den Industriellen, nicht nur eingehend, sondern auch möglichst frühzeitig über die augenblick lichen Verhältnisse auf den fremden Märkten informirt zu sein. Während nun Frankreich, Italien und in neuerer Zeit namentlich Oesterreich besonderes Gewicht darauf legen, dass ihre ausländischen Consulate über die wirth- schaftlichen Verhältnisse ihres Districts möglichst oft ge naue Berichte erstatten, die dann schnellstens veröffent licht werden, fehlt in Deutschland eine derartige Einrichtung, welcher Mangel von deutschen Expor teuren oft genug empfunden wird. Ein höchst beachtens- werther Vorschlag zur Besserung wurde nun unlängst von Herrn Dr. Krause, dem Herausgeber der „ Chemiker - Ztg.“, gemacht, und zwar in einer an den deutschen Staatssecretair des Innern, Staatsminister v. Bötticher, gerichteten Eingabe, worin um Einrichtung einer „Con- sular-Correspondenz“ gebeten wird. In der betreffen den Eingabe wird mit Becht gesagt: „Die amtlichen Berichte der deutschen Consuln im Auslande über die wirthschaftlichen Verhältnisse ihrer Bezirke werden, so viel Unterzeichneten bekannt, z. B. lediglich in dem vom Reichsamte des Innern heraus gegebenen „Deutschen Handels-Archiv“ veröffentlicht. Dasselbe enthält ein ausserordentlich reichhaltiges und anerkannt vortreffliches Material, welches für wissen schaftliche Zwecke vorzüglich geeignet ist. Dagegen erfüllen diese Veröffentlichungen die weitere praktische Aufgabe, dem deutschen Exporteur Informationen zur Beurtheilung der augenblicklichen, oft in kürzester Frist wechselnden Lage seiner Branche im Auslande zu bieten und Directiven für Handelsunternehmungen zu geben, nur in beschränktem Mässe. Für diesen Zweck kommen die Nachrichten im Handels-Archive zu spät, wie dies bei der Beschaffenheit der meisten Consularberichte, welche sich auf die hie und da recht langsam fertigge stellte amtliche Statistik der Länder stützen, nicht anders zu erwarten ist. Wie sehr eine verspätete Berichterstattung an Werth verliert und geradezu post fest um erscheinen kann, dafür mögen von den sehr vielen Fällen hier nur folgende angeführt werden: Im November 1883 wollte sich in Mailand ein „Con- sorzio Serico" bilden, welches sich die Aufgabe stellte, die Seidenpreise zu heben. Das Bekanntwerden dieser Absicht genügte, auf dem Seidenmarkte eine gewaltige Aufregung hervorzubringen. Die Umsätze wurden fieber haft, die Preise stiegen rapid, Millionen wurden gewonnen und verloren; schon im December stand aber fest, dass aus dem Project nichts Würde, und in den ersten Mona ten 1884 sprachen ernste Geschäftsleute kaum mehr da von. Da brachte das „Deutsche Handels - Archiv“ im Octoberheft des Jahres 1884 die Nachricht, dass sich in Mailand ein „Consorzio Serico“ zu bilden im Begriffe sei, während das Project schon seit Monaten begraben war. Auch in den ersten Novembertagen 1885 erfuhr der italienische und mit ihm der gesammte europäische Rohseidenmarkt durch das plötzliche und gänzlich unerwartete Eingreifen eines auf Anregung der italie nischen Regierung im Geheimen gebildeten mächtigen Syndicats eine ganz gewaltige Veränderung. Schon am 16. November war der schweizerische Seidenmarkt durch einen ausführlichen Bericht des eidgenössischen Consuls in Mailand, Herrn Vonwiller, über Wesen, finanzielle Kraft und Zusammensetzung des erwähnten Syndicats, das in wenigen Tagen für mehrere Millionen Seiden aufkaufte und dadurch die Preise uni ca. 15 Proc. in die Höhe trieb, in eingehender Weise unterrichtet, während die Seidenfabriken Deutschlands bis heute dar über keine officiellen Informationen erhalten haben und zur Beurtheilung der Sachlage lediglich auf Privat-Mit- theilungen angewiesen sind. Es dürfte nicht zu bezweifeln sein, dass dem Han del und der Industrie desjenigen Landes, welches am schnellsten mit Handelsnachrichten versehen wird, ein gewisser Vorsprung gegenüber der fremden Concurrenz erwächst. Deutschland scheint in dieser Beziehung hinter mehreren fremden Staaten zurückzustehen, da z. B. die Berichte der schweizerischen Consuln im Handelsamts blatte, sowie die entsprechenden belgischen und franzö sischen Veröffentlichungen vielfach schneller als das „Deutsche Handels-Archiv“ erscheinen. Die betreffenden Regierungen sorgen auch für die möglichst rasche Ver breitung solcher Nachrichten, sei es durch die Presse, sei es durch periodisch erscheinende Bulletins. Bei der hohen Wichtigkeit, welche für viele Handels artikel die sogenannte „Statistische Lage“ hat, dürfte vielleicht auch der Frage näher zu treten sein, ob es sich ermöglichen liesse, die quantitativen Ernte-Ergeb nisse der bedeutendsten Landesproducte thunlichst bald nach beendeter Ernte bekannt zu geben. In Italien und Frankreich werden die Erträge der Wein-, Getreide-, Seiden-, Mais- u. s. w. Ernten durch die Verwaltungsbe hörden telegraphisch festgestellt und schon in einigen Wochen oder Monaten nach vollendeter Ernte veröffent licht, wodurch dem Geschäftsmanne eine sichere Grundlage zur Berechnung der Conjunctur geboten wird. Die sta tistische Zusammenstellung der Ernteergebnisse Deutsch lands hat bis jetzt wegen ihrer allzu späten Veröffent lichung nur einen retrospectiven Werth.“ In der obengenannten Eingabe wird schliesslich zur Berücksichtigung empfohlen: „1 . Möglichst häufige und thunlichst beschleunigte consularische Berichterstattung. 2. Telegraphische Mittheilungen über Vorgänge von hervorragender Wichtigkeit für den Handel und Verkehr. 3. Zusammenstellung der Ernteergebnisse der haupt sächlichsten Landesproducte spätestens bis Ende des Kalenderjahres. 4. Umgehende Veröffentlichung aller dieser Notizen durch eine für diesen Zweck in’s Leben zu rufende be sondere „Consular-Correspondenz". Letztere müsste der Tages- und Fachpresse leicht zugänglich sein, um damit für weiteste Verbreitung Sorge zu tragen.“ Ob auch die Handelsgärtnerei mit derartig vorge schlagenen Einrichtungen in Verbindung zu treten hat, dürfte nur noch eine Frage der Zeit sein, da viele Producte un seres Handels bei der wachsenden Ausdehnung desselben gleichfalls gewissen Conjuncturen unterliegen, wovon die mehr oder weniger günstige Speculation abhängig ist. Wir erinnern nur an den Export der Massenartikel, wie Blumenzwiebeln, Gemüse, Schnittblumen, Obst und vorzüg lich Sämereien, für welche rechtzeitige Ernteberichte von