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wird man den Obstbau in Deutschland durch Bücher lesen heben. Sollen wir uns gegen die Einfuhr ausländi schen Obstes und Obstprodukte schützen, dann muss mit der bisherigen Culturmethode gebrochen werden. Oder glaubt Herr L. vielleicht, dass wir mit Amerika schon concurriren können, dann möchte ich ihm empfehlen die Entwickelung des amerikanischen Obstbaues zu studiren. Weiter heisst es: „Des Raumes wegen kann ich mir leider nicht gestatten, weiter hierauf einzugehen und empfehle ich deshalb Herrn v. U die im „Vereine zur Beförderung des Gartenbaues in den preussischen Staaten“ und der „Gesellschaft der Gartenfreunde“ zu Berlin ge pflogenen Verhandlungen über Schutzzoll für gärtnerische Erzeugnisse und die einschlägigen Abhandlungen, welche in den letzten Nummern der Berliner Gartenzeitung, in Nr. 11 der Wiener Gartenzeitung und in Nr. 22 des Obst gartens zum Abdruck gelangten, zum Studium, damit er fernerhin den Lehrerstand ungeschoren lässt, der wahr scheinlich erst durch diese Zeilen von der in Hildesheim strahlenden pomologischenLeuchte Kenntniss erhalten hat.“ Was diese pomologische Leuchte bedeuten soll, ver stehe ich nicht, denn ich bin ein entschiedener Feind von allen pomologischen Spielereien, habe mich auch noch niemals als Pomologe gezeigt, wohl aber findet man in verschiedenen Gegenden verschiedene Lehrer von dem Schlage des Herrn L., welche sich als bedeutende Pomo- logen aufspielen. Sollte ich wirklich aber einmal als „Leuchte“ auftreten, dann werde ich mir jedenfalls einen besseren Leichter (Leuchter) suchen, als Herr L. ist. „Heber die weiteren Auslassungen, welche von einer ganz gewaltigen Anmassung zeigen, will ich kurz hin weggehen. Ob es angängig ist, dass sich die Lehrer nebenbei mit Obstbaumzucht beschäftigen, das zu beur- theilen ist Sache der Schulaufsichtsbehörde, die sich wahr scheinlich bei Herrn v. U. nicht Rath holen wird. Vor läufig ist die Staatsbehörde jedenfalls anderer Ansicht als dieser Herr und wird es aus guten Gründen auch noch länger sein. Herr v. U. möge sich deshalb künftig hin lieber um seine Kunst- und Handelsgärtnerei beküm mern, damit er nicht wiederum zu einem derartigen Noth schrei veranlasst wird, wie ei’ zwischen jeder Zeile seines Artikels dem Leser in die Augen springt. In der Gärt nerei kommt man heut nur durch Fleiss und Intelligenz, nicht aber durch nutzloses Geschrei vorwärts! — Doch halt! — Ich übersehe da, dass Herr v. U. ja ein ganz besonderes Genie ist, denn er ist der Hersteller einer Obstdarre, die leider auf der Berliner Ausstellung das Unglück hatte, trotz der geringen Concurrenz nur mit dem geringsten Preise, in Brieg und Oppeln hingegen gar nicht prämiirt zu werden und die, nebenbei bemerkt, mir so wenig praktisch erscheint, dass ich sie kaum empfehlen könnte. — Ei, ei, Herr v. U.! Dem Lehrer soll es benommen sein, sich einer Nebenbeschäftigung zu widmen und doch scheut man sich selbst nicht, andern ins Handwerk zu pfuschen!“ Die Beurtheilung dieses letzten Satzes überlasse ich getrost dem Urtheile derjenigen Herren Collegen, die mich persönlich kennen und auch die Einrichtung meiner Kunst- und Handelsgärtnerei, ob ich wirklich so „an massend“ auftrete, wie Herr L. Weil ich mich bemühe einen grossen Krebsschaden für unseren landwirthschaft- lichen Obstbau aufzudecken und den Nationalwohlstand vor Schaden behüten will, zeigen meine Auslassungen „gewaltige Anmassungen“. Würde mich vielleicht die Königl. Landwirthschafts- gesellschaft in Hannover als Wanderlehrer, gerade für die Hebung des deutschen Obstbaues engagirt haben, wenn ich mir etwas anmassen wollte, was ich nicht jeder zeit durch Wort und That beweisen könnte? Die Aeusserung, „dass ich mich lieber um meine Kunst- und Handelsgärtnerei bekümmern möchte“, wende ich auch auf den Verfasser an. Es hat mir fern gelegen und es liegt mir auch für die Folge fern, irgend welche Anschuldigungen gegen den gesammten Lehrerstand zu schleudern, im Gegen theil, ich schätze den Lehrerstand mit am höchsten, vor ausgesetzt, dass nicht einige Herren ihre Lebensaufgabe — als Volksbildner — ganz äusser Acht lassen und an fangen, alle Leute, die nicht ihrer Ansicht sind, mit Koth zu bewerfen, wie es der Schlusssatz dieses hier citirten schriftlichen Machwerkes thut. Wenn im Angeführten Herr L. mich gewaltiger An massungen zeihen wollte, so kann ich solches jetzt auch thun. Dass ich, nach eingehendem Studium, eine kleine Haushaltungsdörre construirt habe und dieselbe von Herrn Fabrikanten H. Röhr-Hildesheim anfertigen lasse, nennt Herr Leichter eine „Pfuscherei“. „Dass dieselbe in Berlin auf der letzten Ausstellung nur mit einem Ehrendiplom bedacht ist, dagegen in Oppeln und Brieg (!) (broncene Medaille) gar keinen Preis bekommen hätte“, lässt mich sehr ruhig bleiben. Dass dieselbe Herr L. nicht empfehlen kann, weil sie ihm unpraktisch erscheint, kann dem Fabrikanten sehr gleichgültig sein, zur Beruhigung mögen Herrn L. aber folgende Thatsachen dienen: Der auf der Berliner Ausstellung ausgestellte Dörr apparat wurde bei dem Besuche Sr. Kgl. Hoheit des Kronprinzen des deutschen Reiches einer ganz besonderen Beachtung unterzogen, denn der hohe Herr liess sich von mir die Einrichtung und das Prinzip des Dörrens genau beschreiben und nahm auch Einsicht von den täglich hergestellten Dörrprodukten. Ferner - befindet sich ein Exemplar dieses kleinsten aller Dörrapparate im Museum der Königl. Landwirthschaftlichen Hochschule, welcher auf Veranlassung des Herrn Professor Dr. Witt- mack dort aufgestellt ist. Auch eine Collection verschie dener, auf diesem Apparate hergestellten Dörrprodukte befinden sich ebenfalls dort. Allein auf der Ausstellung selbst wurden mir 12 Aufträge auf Dörrapparate ertheilt, welche ich dem Fabrikanten über mitteln konnte und seitdem ist die gleiche Anzahl Appa rate bestellt, obgleich doch augenblicklich kaum Ver wendung dafür ist. Diese Erfolge sind weit erhaben über das Urtheil des Herrn L., dessen salomonischem Urtheile es wohl zu danken ist, dass der Apparat in Oppeln zwar nicht prämiirt, wohl aber sofort verkauft ist. In Brieg ist derselbe mit einer broncenen Medaille bedacht. Ueber Prämiirungen auf Ausstellungen befindet sich ein sehr gediegener Artikel in Nr. 9 vom 24. Januar 1886 des „Praktischen Obstbaumzüchter“ von N. Gaucher in Stuttgart, auf welchen ich die Leser gütigst verweise. (Abgedruckt im Handelsblatt Nr. 7 und 8.) Zum Schlüsse wiederhole ich nochmals : „dass es mir bei Abfassung des Artikels in Nr. 1 des „Handelsblattes für den deutschen Gartenbau“ völligfern gelegen hat, dem gesammten Lehrerstande zu nahe zu treten, wohl aber - denjenigen Herren in diesem Stande, welche wissend oder unwissend dem National wohlstand dadurch empfindlich schaden, dass sie Produkte in das Publik um bringen, welche mit dem schlimmsten Namen belegt werden müssen. „Die Blüthen des Dilettantismus haben nur dann einen guten Geruch, wenn sie wie Veilchen im Ver borgenen spriessen.“ Zum Schluss wünsche ich noch dem Collegen Wiese- Stettin, der meinen Artikel „Gartenbauvereine“ zu ent kräften bemüht war, dass er die von mir gerügten Uebel stände, sollte er sie noch nicht empfunden haben, nie mals erfahren möchte. Ich habe sie erfahren und ver trete jedes Wort meines Artikels. Wenn Kollege Wiese vielleicht einmal Gelegenheit nehmen sollte, in hiesige Gegend zu kommen, so könnte ich ihm noch manchen Krebsschaden an der edlen Gärtnerei zeigen. Es befin den sich in hiesiger Umgegend eine grosse Anzahl gräf-