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9 doch hei dem Preise von 7 Mk. wird es gewiss nicht sehr weit verbreitet sein. Jahrbücher, die Anklang finden sollen, müssen billig sein. Das englische Rosen jahrbuch The Rosarian Yearbook, herausgegeben von Rev. H. D’Ombrain, Sekretär der Nationalen Rosen gesellschaft in England, kostet gebunden nur 1 Mk. und enthält Notizen über neue Rosen, vergleichende Rang listen und andere Neuigkeiten, die sich auf Rosen be ziehen. Sollten obige Zeilen Anklang finden, so bin ich gern bereit zu dienen mit den Hilfsmitteln, die mir zu Gebote Stehen. A. S. in Bergedorf. c§-— — Die humanistische Bildung in Bezug auf die Ausbildung des Gärtners. Es klingt wie Hohn, wenn man hört, dass ein junger Mann, der in den höheren Klassen des Gymnasii nicht recht mit fortkommt, also nicht befähigt ist, das längst überfüllte Fach der Staatsdiener um noch eine „Kraft“ zu vermehren, zum — Gärtner gut gefunden wird. Hierin liegt einestheils eine Erniedrigung des herrlichen, wenn auch oft brodlosen Berufes, anderntheils aber auch eine Anerkennung, dass die humanistische Ausbildung, das Studium der klassischen Sprachen dem gärtnerischen Berufe von ungeheurem Nutzen ist! Es geht augenblicklich eine Bewegung ’ contra Gym nasium durch die Gesellschaft, man möchte den ganzen Plunder des amo und Pev?eo über Bord werfen, mit dem unsere Jugend vom 8. bis 18. Jahre wöchentlich in 12 15 Stunden gequält wird, hat aber nichts an dessen Stelle zu setzen, denn ganz zur Rechenmaschine kann man die Zukunftsgeneration denn doch nicht machen und die Naturwissenschaften Können der alten Sprachen nun einmal nicht entbehren. Auch die Gärtnerei nicht, wenn auch praktisches Arbeiten den Kern derselben bildet. Sie steht nun ein mal zu eng mit den Hauptzweigen der Naturlehre, Bo tanik, Chemie, ja Zoologie in Verbindung, so dass ein Gärtner ohne gründliche Kenntnisse hierin nicht hoch kommt. Jeder Lehrling, der eben hierauf Anspruch macht, sollte derselben soweit mächtig zu werden suchen, um die technischen Ausdrücke und die Pflanzennamen zergliedern zu können. Ob derselbe die Schönheit der alten Sprachen, den sinnvollen knappen Satzbau, die herrlichen Versmaassebeurtheilen lernt, ist nachher seine Sache! Es wird gegen eine höhere Bildung des Gärtners im Hinblick auf das Arbeitenwollen viel getadelt, doch glaube ich, trifft dieses weniger den wirklich kennt- nissreichen als den halbgebildeten, der da glaubt, Erdarbeiten mit Glacehandschuhen verrichten zu müssen, und den Arbeiter als ein untergeordnetes Geschöpf an sieht, welches eben dazu auf der Welt ist, die Arbeit der „Gebildeten“ mit zu verrichten. Vor solchen Gedanken und namentlich vor Ver sumpfung unter den bildungslosen Kollegen, Arbeitern etc. schützt ihn gerade die humanistische Bildung am meisten, und hierin liegt ihr höchster Werth! Die Weltgeschichte ist Kriegsgeschichte und wär lernen in ihr meistens nur die kriegerischen Thaten unserer Vorfahron kennen. War nun auch der ununterbrochene Krieg der Alten der Haupthebel ihrer Tüchtigkeit, so führt uns doch das Studium der alten Sprachen in das Privatleben der Völker ein, wir lernen die sittliche Grösse der Römer und Griechen, ihre Spiele, die Wagenrennen der Römer, die Gymnastik und Agonistik der Griechen kennen, welche dazu dienten, Körper und Geist auszubilden, sie führt uns in die Schulen zu Athen und Rom, zeigt uns die Werke der hochentwickelten Kunst, deren Nach ahmung noch Jahrtausende anhalten wird, hält uns die alles erduldende Vaterlandsliebe der Alten vor Augen, zeigt aber auch, dass der Verweichlichung, der durch enorme Reichthümer herbeigeführten Arbeitsscheu, der in den Gladiatorenkämpfen ihr Ziel findenden Wollust nothwendig der Verfall folgen musste! Alles dieses prägt sich dem jugendlichen Gemüthe dauernd ein und befähigt es, sich als ein Nachkomme solch grosser Geschlechter zu fühlen! Selten wird ein humanistisch gebildeter junger Mann den sittlichen Halt verlieren, und auch im spätem Leben, wo manche schwere, sorgen volle Stunde an ihn herantritt (es sind ja nicht alles Hofgärtnersöhne oder Ministerneffen), wird ihn die Er innerung und das Bewusstsein des Erlernten hochhalten! Wie ihm der botanische Pflanzenname schon ein Begriff ist gegenüber dem verständnisslosen Nachplappern seitens eines Nichtlateiners, so ist ihm das sittliche Leben, das Leben und die Grösse unserer Vorfahren auch mehr in Fleisch und Blut übergegangen als letzterem, deshalb bleibe ich dabei, dass das Gymnasium die beste Vor- schule für den Gärtner ist, der trotz des oft kleineren Verdienstes immerhin mehr wissen muss, als Gevatter Schuster oder Schneider, und soll unser Beruf von dem Makel befreit werden, dass sich der Gärtner zum Stall knecht und Livreediener hergeben muss, so kann dieses nur durch eine bessere Schulbildung erreicht werden! Th. Lange aus Oldenburg, z. Z. Oranienbaum (Anhalt). — c&- Die Gärtnerlehranstalten im Bezug' auf ihren Werth zur höheren Fachausbildung, auf Grund der Leistungen der Röthaer Prüfung am 13. März 1886. Wenn man die Berechtigung oder das Erforderniss von Gärtnerlehranstalten anerkennt, und dies wird Nie mand im Bezug auf die nach dem Stande der heutigen Wissenschaften und Ansprüche auf den gewerblichen Ge bieten bestreiten können, so handelt es sich dabei vor wiegend um die höheren Leistungen, welche derartige Anstalten gegenüber einer rein praktischen Ausbildung mit Hilfe der Theorie in der Gärtnerei zu gewähren im Stande sind. Es muss mithin als Aufgabe derartiger In stitute betrachtet werden: eine höhere theoretische Fach- Ausbildung in Verbindung mit der Praxis auf bequemem Wege und in verhältnissmässig kurzer Zeit erzielen zu können, um ein Aequivalent für die durch den Besuch solcher Anstalten erforderten pecuniären Opfer und Zeit aufwand bieten zu können. Eine Gärtnerlehranstalt wird mithin nur dann ihren Zweck in der richtigen Weise erfüllen, wenn sie, gestützt auf gute Lehrkräfte und einen in Beziehung zur Praxis systematischen Lehrplan und Lehrsystem, zu einer Aus bildung zu helfen vermag, welche durch rein praktische Thätigkeit nicht oder nur von einzelnen intelligenteren Personen ohne Beihilfe zu erlangen ist. — In jedem Falle jedoch müssen praktische Grundlagen vorhanden sein, an welche anlehnend die Theorie erst verständlich und in ihrem vollen Werthe erkannt wird. Wie der Besuch einer facultativen Anstalt nur erst dann gestattet und möglich ist, wenn die elementaren Kenntnisse erlangt und Verstand und Vorbildung auf der zum Besuch er forderlichen Stufe stehen, so müsste auch Vorbedingung für den Besuch einer gewerblichen resp. Gärtnerfach schule die Kenntniss der elementaren Praxis sein. — Ohne diese nothwendige Vorbedingung wird der Besuch eines derartigen Instituts und das Anhören der Lehr fächer nur zu vergleichen sein mit dem Lesen eines guten Fachwerkes von Seiten eines in das betreffende Fach gänzlich Uneingeweihten, welcher nach dem sorgfältigsten Studium des betreffenden Werkes im günstigsten Falle wohl die verschiedensten Grundsätze und etwas theore-