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.6 8. Ijeipsig, den 15, April 1886. I. Jahrgang, ———■■■—■—M—■—■—■ Herausgegeben vom Verband der Handelsgärtner Deutschlands, unter Mitwirkung hervorragender Fachmänner. Redaction und Expedition: Otto Mohrmann, Lindenau bei Leipzig, derzeitiger Geschäftsführer des Verbands, an welchen alles für den redactioneilen und Inseratentheil Bestimmte sowie die Mitgliedsanmeldungen zum Verband zu senden sind. Erscheint bis auf Weiteres am 1. und 15. jeden Monats; öfteres Erscheinen in Kürze in Aussicht genommen. Abonnementspreis: i Inseratenpreis: Pro Jahrgang für Verbandsmitglieder .... 4 Mk. — Pf. Die zweigespaltene Petitzeile für Verbandsmitglieder .... 20 Pf. „ „ „ Nichtverbandsmitglieder . . 7 » 50 „ | „ » , » Nichtverbandsmitglieder . . 30 „ gäheres enthaften die Heftimmungen über bas dandefsbfatt und (eine Zerwatung, fowie die Statuten des Perbands der Sandefsgärtner PeutscCands. Die Prämiirungen auf den Obst- und Gartenbau- Ausstellungen. (Fortsetzung und Schluss.) Seit Jahren schon bekämpfen einsichtsvolle Fach genossen unseren ganz und gar verwerflichen, schäd lichen, abscheulichen deutschen Sortenreichthum, welcher beim Verkaufe frischen Obstes die Preise drückt, bei der Präservirung ein minderwerthes, schwer verkäufliches Dörrprodukt verschafft. Wird denn eine vernünftige Beschränkung der Sorten zahl dadurch gefördert, wenn bei Prämiirungen gesagt wird: „Hans hat die meisten Sorten, sie scheinen richtig benannt zu sein, haben die gleiche Ausbildung wie die in einigen Sorten weniger vertretenen von Kunz u n d darum muss Hans den Preis hab en.“ Wird nicht durch ein derartig widersinniges Vorgehen der ehr geizige medaillenhungrige Obstzüchter direkt veranlasst zur Vergrösserung seiner Sortimente? Der Anbau des Formenobstes in den deutschen Gärten ist noch ein ganz verschwindend kleiner, nicht sowohl aus dem Grunde, weil der niederstämmige Obst stamm in den verschiedensten Formen nicht gedeiht, sondern darum, weil in den wenigsten Baumschulen ein Verständniss für die Anzucht des Formenobstbaues vor handen ist. Kauft der Besitzer gut geformte, regelmässig mit Fruchtholz besetzte und durch die erforderliche Ver schulung mit den nöthigen Wurzeln versehene Bäume, so wird er, bei verständiger Pflege, seine helle Freude an seinen Kulturen haben und ansehnlichen Nutzen er warten dürfen. Wenn es aber vorkommen kann, dass Kollektionen, welche, neben anderen Ausstellungsobjekten, den reinen Schund von Formenbäumen enthielten, mit Ehrenpreisen, goldenen, silbernen und broncenen Medaillen ausgezeichnet wurden, so ist nicht nur der Pfuscher unnöthig ver herrlicht, sondern auch das Publikum wird dadurch, dass es, auf das Urtheil der Preisrichter bauend, aus der artigen Baumschulen seinen Bedarf an Formenbäumen, welche nie einen Vollertrag geben werden, deckt, direkt geschädigt. Ob die Urtheile der Herren Preisrichter durch den guten Ruf eines Geschäftes, durch die einflussreiche Stellung des Besitzers, durch vorhandenes freundschaft liches oder feindschaftliches Verhältniss, oder gar durch pures — Mitleid nicht zuweilen beeinflusst werden, wollen wir dahin gestellt sein lassen, können aber dennoch nicht verschweigen, dass nach unserer Meinung und zwar auf manchen Ausstellungen der letzten Jahre die „Perso n“ und nicht deren Erzeugnisse prämiirt wurden! Aus allen diesen Gründen, welchen wir noch gar manchen hinzufügen könnten, halten wir den Nutzen unserer jetzigen Prämiirungen für sehr problematischer Natur und darum fordern wir eine Reform des Systems, will man nicht die fördernden Einflüsse einer vernünftigen Prämiirung, welche durchaus nicht gering zu veran schlagen sind, missen. Wir halten es für vollständig gerechtfertigt, wenn