Volltext Seite (XML)
I. Humusbildende oder mineralische Düngemittel? 1. Die humusbildenden Düngemittel (Mist, Torfstreu, Kompost, Gründüngung, Jauche, Hornmehl, Fleischmehl, Poudrette, Guano u. a.) bereichern den Boden an Humus und Nährstoffen. Der Humus hält den Boden locker und feucht und fördert das Leben der zum Gedeihen der Pflanzen nötigen Bodenbakterien. 2. Die mineralischen Düngemittel (Schwefelsaures Ammoniak, Kalk stickstoff, Chilisalpeter, Superphosphat, 1 homasmehl, Knochenmehl, Kali salze u. a.) führen dem Boden nur Nährstoffe zu. 3. Die humusbildenden Düngemittel sind die Grundlage jeder Düngung, die mineralischen als Nebendüngung von großem Wert, sie können die Wirkung der humusbildenden Düngemittel wesentlich erhöhen. 4. Die humusbildenden Düngemittel wirken langsamer und deshalb auch nachhaltiger als die meist wasserlöslichen, von den Pflanzenwurzeln sofort aufnehmbaren mineralischen Düngemittel, weil sie vorher im Boden verwesen müssen. Sie schädigen auch bei zu reichlichem Gebrauch die Pflanzen nicht so leicht als die mineralischen. Sie werden meist im Spät herbst oder Winter und nur flach, etwa 15—25 cm tief, untergegraben; im genügend angefaulten Zustande können sie auch wie die mineralischen Düngemittel zu anderer Jahreszeit verwendet werden. 5. Die mineralischen Düngemittel können, sofern sie nicht wasser löslich sind (Thomasmehl) oder vom Boden festgehalten werden (Schwefel saures Ammoniak, Kalkstickstoff), auch schon im Herbst oder Winter oberflächlich eingegraben werden. Sie müssen zu dieser Zeit in den Boden, wenn sie gewissen Pflanzen nicht zusagende oder schädliche Nebenbestandteile (Chlornatrium im Kainit, Carbid im Kalkstickstoff) ent halten, die durch die Winterfeuchtigkeit ausgewaschen werden und im Boden versickern. Die wasserlöslichen mineralischen Düngemittel werden mit Vorteil erst im Frühjahr ausgestreut, vorzüglich bei leichten Böden; sie können auch im Vorsommer zur Kopf- oder Nachdüngung der Pflanzen Verwendung finden. Der in leichtem Boden rasch versickernde Chili salpeter darf nur während der Wachstumszeit, am besten in kleinen Gaben auf zwei- bis dreimal verteilt, und Kalkstickstoff nur ausnahmsweise als Kopfdünger, ohne die Blätter der Pflanzen zu bestreuen, gegeben werden. Wegen ihrer raschen Wirkung fördern die wasserlöslichen Düngemittel das Wachstum vorzüglich in der Frühsommerzeit; sie sichern den Pflanzen einen Vorsprung im Wachstum, der durch die humusbildenden Dünge mittel nicht erreicht werden kann, und begünstigen damit auch das Blühen und eine frühere Reife der Pflanzen (z. B. der Dahlien, Tomaten u. a.). Nach Mitte Juli sollten sie aber bei ausdauernden Kulturen in der Regel nicht mehr angewendet werden, um das Wachstum nicht erneut anzu regen und die Pflanzen der Gefahr der Winterfröste auszusetzen. Von den mineralischen Düngemitteln beeinträchtigen insbesondere die Kalisalze, wenn sie gleichzeitig mit der Aussaat gegeben werden, die Keimung der Sämereien und sollten deshalb 1 4 Tage vorher in den Boden gebracht werden. II. Die Kalkdüngung. 6. Vor Anwendung der Düngung eines noch unbekannten Bodens untersuche man denselben auf seinen Kalkgehalt. Man entnehme ihm an verschiedenen Stellen oberflächlich und in 30—40 cm Tiefe kleine Erdproben, welche mit etwas Salzsäure, die mit der Hälfte Wasser verdünnt ist, übergossen werden. Gleichmäßiges Aufbrausen der Erd probe deutet auf genügenden, nur schwaches auf ungenügenden Kalkgehalt. Letzteres macht eine besondere Kalkdüngung nötig. 7. Obstbäume, Beerenobstpflanzen, Rosen, Flieder, Levkojen, Veil chen u. a. bedürfen reicherer Kalkgaben zu ihrer Ernährung; für viele andere Kulturen und schwere Böden ist der Kalk als Bodenverbesserer nützlich. Moorbeetpflanzen vertragen keine Kalkdüngung. 8. Schwere Böden dünge man mit Ätzkalk, 10—20 Ztr. auf % ha,, leichte nur mit gemahlenem kohlensauren Kalk (Marmormehl) oder Kalk mergel (Düngekalk), 20—40 Ztr. auf % ha. Diese Kalkdüngung reicht immer auf 4—6 Jahre vor. 9. Ätzkalk darf nicht mit Superphosphat, Knochenmehl, schwefel saurem Ammoniak, Stallmist oder anderen humusbildenden Düngemitteln gemischt oder gleichzeitig in den Boden gebracht werden; kohlensaurer Kalk kann mit allen Düngemitteln gemischt werden. III. Die Stallmistdüngung. 10. Eine Stallmistdüngung sollte alle drei Jahre, bei sehr schwerem Boden alle vier bis fünf Jahre gegeben werden. Mit Jauche durchtränkte Torfstreu, Torfmull, Kompost, Gründüngung, Jauche können die Stallmist düngung bis zu einem gewissen Grade ersetzen. Bei Verwendung im Frühjahr und Sommer sollte der Stallmist bereits halb verwest sein. 1 I. Stallmist, der eine längere Zeit aufbewahrt werden soll, muß gut angefeuchtet, fest angetreten und mit Erde überdeckt an einem beschatteten Orte aufbewahrt werden; aufs Land gefahren, ist er sofort einzupflügen oder unterzugraben. 1 2. Stallmistdüngung gebe man allen raschwachsenden, starkzehrenden Pflanzen mit großer Blattmasse, den Kohlarten. Gurken, Tomaten, Rha barber, Spinat, den Obstbäumen, allen Beerenobstgewächsen, dem Flieder u. a. m. Wurzel- und Knollengewächse, Hülsenfrüchte, Edelwicken dürfen nur geringe oder keine Stallmistmengen erhalten. 13. Frisch aufgeschulte Gehölze wurzeln in einem ungedüngten Boden oft besser ein, als in einem reich mit Stallmist gedüngten. Man kann bei ihnen die Stallmistdüngung oft vorteilhafter nach dem Einwurzeln, einige Monate nach der Pflanzung oder im darauffolgenden Herbst geben. 14. Als Stallmistmenge rechne man mindestens 80— 100 Ztr. bei leichtem, 150—180 Ztr. bei schwerem Boden auf % ha. Zu reiche Stallmistgaben, besonders in feuchtem Boden, beeinträchtigen leicht die Ausreife des Holzes und begünstigen Schäden durch Winterfrost. IV. Der Ko m p o s t. 15. Der Kompost, die „Sparbüchse des Gärtners“, ist dem Stall dünger nahezu ebenbürtig, namentlich wenn Mist von Ziegen, Kaninchen und Geflügel, Pferdekot von der Straße oder Abortdünger an seiner Zu sammensetzung beteiligt sind, und Ätzkalk (etwa 1 kg auf 1 cbm) zur Beschleunigung der Verwesung hinzugesetzt wurde. Bei zwei- bis drei maligem Umarbeiten ist er schon nach einjähriger Lagerung gebrauchsfähig. V. Abortdünger und Jauche. 16. Beide können über Winter bei frostfreiem Boden an Stelle des Stallmistes ausgeschüttet werden, sie sind aber sofort unterzugraben, um Stickstoffverlusten vorzubeugen. Da sie arm an Phosphorsäure sind, er fordern sie Nebenverwendung eines Phosphorsäuredüngers. 1 7. Sehr vorteilhaft ist die Jauchedüngung wie auch die Düngung mit den in Wasser gelösten Salzmischungen bei allen eingewurzelten Pflanzen im Mai und anfangs Juni, insbesondere auch bei solchen aus dauernden Pflanzen, die ihren Trieb schon frühzeitig im Sommer beenden (z. B. Birnen, Kirschen, Flieder, Schneeball und viele Staudenpflanzen). Bei nicht ausdauernden Pflanzen, wie raschwachsenden Gemüsen, kann sie mit bestem Erfolg auch während des ganzen Sommers Anwendung finden. 1 8. Jauchedüngung sollte während der Wachstumszeit nur bei durch feuchtetem Boden, nach einem Regen oder Begießen, und nicht an heißen und windigen Tagen angewandt werden. Die Jauche muß bereits vergoren, etwa 14 Tage alt sein und ist vor dem Ausschütten mit der drei- bis vierfachen Menge Wasser zu verdünnen. Nach dem Ausschütten ist sie sofort einzuhacken. Neuerdings werden Jaucheverteilungsgeräte ge baut, die die Jauche in flache Furchen bringen und sie darauf mit Erde zudecken. VI. Die Gründüngung. 19. Die Gründüngung findet weniger in der Gärtnerei als in der Landwirtschaft Anwendung, wo sie bei Mangel an Stallmist auf vor herrschend sandigen, wenig humushaltigen Böden gebräuchlich ist. VII. Ruß, Hornmehl, Poudrette, Fischguano. 20. Die genannten, mehr oder weniger einseitig wirkenden humus bildenden Düngemittel müssen unter Mitverwendung von mineralischen Düngemitteln zur Vollwirkung gebracht werden. (10 Teile Ruß mit 2 Teilen Thomasmehl und 1 Teil Kali 40 %, 4 Teile Hornmehl mit 3 Teilen Thomasmehl und I Teil Kali 40 %, 7 Teile Poudrette mit 2 Teilen Knochenmehl und 1 Teil Kali 40 %, 7 Teile Fischguano mit I Teil Kali 40 %. Von der Rußmischung sind 30 Ztr., von den übrigen Mischungen 5 Ztr. auf / ha oder 100 Gramm auf 1 qm zu verwenden. VIII. Die mineralischen Düngemittel. 21. Neben der in bestimmten Zwischenräumen wiederkehrenden Düngung mit Kalk und Stallmist gebe man alljährlich noch eine Voll düngung von mineralischen Düngemitteln. Man rechne auf % ha an Stickstoffdüngern: Schwefelsaures Ammoniak oder Kalkstickstoff 1 %—2 Ztr. Chilisalpeter 1 % — 2% „ Phosphorsäuredüngern: Thomasmehl oder Superphosphat 1 %—2% „ Stickstoff u. Phosphorsäure: Ammoniaksuperphosphat . . 3 —5 „ Kalidüngern: Kali, 40 % . . . . . . . %—1 „ Kali, Schwefels., 48—54 % (nur für Kartoffeln bei Frühjahrsdüngung) ... % „ Kalimagnesia. 26 % (für Kar ¬ toffeln b. Frühjahrsdüngung) 1 % Chlorkali, 60 % %— % „ Kainit 2 —3 „ 22. Thomasmehl darf wie Ätzkalk nicht mit schwefelsaurem Ammoniak oder Stallmist gemischt, Kalkstickstoff nicht gleichzeitig mit Stallmist oder Poudrette und Guano gegeben werden. 23. Säcke mit Kalkstickstoff sind zur Vermeidung des Platzens vor der Aufbewahrung zu lüften. Zur Verhütung des die Augen und Nasen schleimhäute stark angreifenden Stäubens ist der Kalkstickstoff bei dem Gebrauch vorsichtig auszuschütten und mittelst feinster Brause mit Wasser unter beständigem Umarbeiten leicht anzufeuchten, bis er, ohne schmierig oder klumpig zu werden, krümelig ist und nicht mehr stäubt. 24. Für kleine Flächen nehme man 100 g der Düngermischung auf 1 qm als ausreichend und wirkungsvoll. Die doppelte oder dreifache Gabe auf einmal bringt keinen Nutzen, kann aber die Kulturen schädigen. 25. Alle mineralischen Düngemittel werden sofort nach dem Aus streuen in den Boden gebracht, bei Kopfdüngung nach einem Regen aus gestreut und dann eingehackt. Ausbleibender Regen macht eine Bewässerung der nachgedüngten Flächen dringend nötig. 26. Der Bezug der mineralischen Düngemittel geschehe alljährlich zeitig im Sommer oder Herbst unter Garantie des Gehaltes an Nähr stoffen, die Aufbewahrung an einem trockenen Ort. o □ q