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Nr. 29 Handelsblatt für den deutschen Gartenbau usw. 300 Söhne wurde anscheinend es besser gefunden, daß er dauernd dort blieb in der Garnison, als daß er im Betriebe seines Vaters mithalf, damit die Kartoffel- und Gemüseäcker recht zeitig bestellt wurden. Da half auch das Einschreiten des Landrats nichts. Doch hoffe ich auch jetzt noch, mit meinem späten Kartoffelpflanzen meinen Zweck zu erreichen. Der ganze Ertrag soll, weil es sich um besondere Frühsorten han delt, im kommenden Frühjahr zu Saatzwecken benützt werden. Da die Pflanzkartoffeln vorgekeimt waren, sind sie rasch auf gegangen; und alles, was auf dem neu umgelegten Ackerstück ausgepflanzt bzw. ausgesät wurde, steht heute, am 5. Juli, wunderschön. Man beachte: Umgelegtes Grünland liegt leicht zu hohl, das muß unter allen Umständen vermieden werden; der Untergrund ist tot, deshalb darf der Acker nie zu tief um gelegt werden; und es empfiehlt sich, gut verrotteten Stalldung mit unterzubringen. □ □ □ Pilze und Pilzkulturen, mit besonder er Berücksichtigung des Egerlings oder Champignons. ii. Über Züchtung und Kultur der eßbaren Pilze im allgemeinen. Die Kulturversuche mit eßbaren Pilzen sind, wenn man vom Champignon absieht, kaum über gelegentliche Versuche hinausgekommen. Schwache Ansätze sind zwar hier und da gemacht worden, aber dabei ist es auch geblieben. Daß es aber eine Anzahl von Pilzen gibt, die sich erfolgreich züchten lassen, ganz genau so gut wie der Egerling, darüber besteht wohl kaum ein Zweifel. Die Frage ist nur immer die, wie die Anzucht und Kultur gehandhabt werden soll. Die Schwie rigkeit beruht vor allem darauf, daß sich keine allgemeinen Regeln aufstellen lassen, wie das bei den meisten anderen gärt nerischen Kulturpflanzen der Fall ist, und das hat darin seinen Grund, daß die ganze Pilzkültur auf biologischer Grundlage beruht. Solange man nicht ganz genau über die Anforderungen der einzelnen Pilze, die dieselben an die Zusammensetzung des Nährbodens stellen, unterrichtet ist, wird alles Mühen um sonst sein. Ob überhaupt für den Gärtner die Pilzkultur — vorn Champignon abgesehen, den wir hier ausscheiden wollen ■— sich lohnend erweisen dürfte, erscheint sehr fraglich. Dagegen könnten und sollten die Forstverwaltungen viel mehr tun, um die natürliche Pilzerzeugung der Wälder zu heben. Es bietet sich hier, ein dankbares Feld der Tätigkeit für die forstlichen Versuchsanstalten, aber auch gärtnerische Lehr anstalten, die selbst über Wald- und Parkflächen verfügen, wie das z. B. bei dem Proskauer Institut der Fall ist, könnten sich Verdienste erwerben, wenn sie auch der künst lichen Züchtung guter Speisepilze ihre Aufmerksamkeit zu wenden würden. Wir denken da vor allem an verschiedene Arten der Gattung Boletus sowie Lorcheln und Morcheln. Während für erstere die genaueren Wachstums- und Lebens bedingungen allerdings erst noch zu ergründen wären, ist man bei den Lorcheln und Morcheln sowie auch bei den Trüffeln ja schon dahintergekommen. Nach mancherlei vergeblichen Mühen und Versuchen gelang es zwei Franzosen, die ja von jeher sehr auf diesem Gebiet tätig gewesen sind, namens M o 1 1 i a r d und Repin, einen Erfolg zu erzielen. Zu diesem Zweck legten sie ein stark gedüngtes und schattig gelegenes Beet von leichter Erde an, auf das noch eine I cm hohe Schicht mit Holzasche ver setzter Mistbeeterde kommt. Die Herstellung eines solchen Beetes erfolgt am besten im Herbst, doch steht einer Anlage im Früh jahr auch nichts im Wege. Im April bzw. Mai, also den Monaten, wo wir Morcheln im Freien finden, legt man einige davon eine Stunde lang ins Wasser, spült sie gehörig aus, so daß die Sporen ausfallen, und besprengt mit diesem mit Sporen vermengten Wasser das Beet, was man am besten mehrmals wiederholt. Das Beet muß dann tüchtig angegossen werden und erhält eine Decke von Fichtenzweigen oder Nadelstreu, um das Unkraut nicht aufkommen zu lassen. Das während des Sommers im Boden sich bildende Myzel ist im Winter vor den Einwirkungen des Frostes durch eine Laubdecke zu schützen. Im nächsten Frühjahr befördert, wenn das Myzel glücklich durch den Winter gekommen ist, ein wiederholtes Gießen mit lauwarmem Wasser das Erscheinen der Pilze. Für Spitzmorcheln muß dem Boden Kalk und Sand zugeführt werden, während Speisemorcheln außer Kalk auch noch Lehm nötig haben. Noch schwieriger ist wohl die Kultur der unterirdisch wachsenden Trüffeln, der man ebenfalls in Frankreich, dessen Ernte in diesem Feinschmeckerpilz sich in den letzten Friedens jahren auf Millionen bezifferte, sehr viel Interesse und Sorg falt entgegenbringt. Hauptpflegestellen der Trüffelkultur sind die Provence, ferner das Dauphine, Perigord, Dordogne, Cha rente und Lot. Eine besondere Berühmtheit genießen die Trüffelkulturen am Fuße des Mont Ventoux im Departement Vaucluse, wo in der Stadt Apt im Winter etwa 1 5 000 kg auf den Markt kommen. Alle Trüffeln stehen in Wechselbeziehungen zu dem Wur zelkörper der Waldbäume und zwar besonders der Eiche und Buche. Auf diesem Gemeinschaftsleben baut sich das ganze Wachstum und die Kultur der Trüffeln auf. In Deutschland war es Hesse, dem es als erstem gelang, diese Edelpilze künstlich zu ziehen. Lichte, aber nicht zu alte Eichen- oder Buchenwaldungen mit einem kalkhaltigen Boden eignen sich am besten dazu. Man legt im Herbst reife und gesunde Frucht körper entweder ganz oder in dünne Scheiben geschnitten flach in die Erde, so daß sie nur von einer dünnen Humus schicht bedeckt werden. Die ersten Ernten erzielt man aller dings erst nach 4—5 Jahren. Neuerdings hat die bayerische Regierung die durch die Reblaus verwüsteten Weinberge der Pfalz mit Eichen aufforsten lassen und in diesen Trüffelkulturen angelegt, darunter auch die Perigordtrüffel, mit deren Ein bürgerung man allerdings bisher wenig Glück hatte. Auf den Erfolg darf man gespannt sein. In Frankreich ist besonders in der ehemaligen Grafschaft Perigord die Trüffelkultur zu Hause. Dort hat man in den für Anpflanzung von Eichen geeigneten Orten solche vorge nommen und hat aus Eichen Waldungen, in denen Trüffeln vorkommen, junge Eichenstämme bezogen, an deren Wurzeln sich das Trüffelmyzel vorfindet. Die Folge ist, daß das Pilz geflecht, vorausgesetzt immer, daß sonst alle Lebensbedingun- gen für das Gedeihen desselben gegeben sind, sich rasch aus breitet und auch die Wurzeln der angepflanzten Eichen bald umspinnt. Wirklich handelswertige Ware erzielt man freilich erst nach Jahren. Fünf bis zehn Jahre vergehen, ehe diese Pilze ihre Vollentwicklung erlangen, also ein langer Zeitraum. Sie haben dann Nuß- bis Faustgroße, sind von schwarzröt licher, innen violetter oder schwarzvioletter Färbung und be sitzen die Härte einer Kartoffel. Ein einfacheres in Frank reich geübtes Verfahren ist das folgende: Die Sporen der Trüffel werden im Laboratorium zum Keimen gebracht und das entwickelte Myzel wird mit Rübenschnitzeln oder zer kleinerten Eicheln vermischt. Dieses Gemenge wird nun dem Boden in den Eichenwaldungen einverleibt, dort breitet sich das Myzel aus und macht die üblichen Entwicklungsstufen durch. Die erste Ernte erfolgt nach 4—5 Jahren. Zum Auf suchen derselben bedient man sich der Schweine, die diesen Pilz sehr gern nehmen, aber bei der Trüffelsuche am Verzehren der Pilze durch Umbinden der Schnauze verhindert werden. Auch mittels besonders abgerichteter Hunde, sogenannter Trüffelhunde, sammelt man diese Pilze. Hesse empfiehlt, sich beim Trüffelsuchen einer stark gebogenen Gartenhippe zu bedienen, womit man die oberste Humusschicht untersucht. Auch zeigen kleine Risse am Boden oder das Schwärmen von Trüffelfliegen über bestimmten Stel len des Erdbodens das Vorhandensein dieser Pilze an.