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299 Handelsblatt für den deutschen Gartenbau usw. Nr. 29 ranten beizubringen. Die Richtigkeit dieser Abschriften und ihre Übereinstimmung mit den Büchern der Lieferanten sind in Deutschland durch die in Betracht kommenden Handels kammern, in Holland durch das Deutsche Konsulat zu be glaubigen. Ohne diese Nachweise über die Bezüge aus den Jahren 1913—1916 können Einfuhrbewilligungen durch den Reichs kommissar nicht erteilt werden. Der Reichskommissar hat ein Interesse an einer möglichst genauen Kontrolle der Blumenzwiebelsendungen durch die Zoll behörden. Der Hilfsausschuß möchte im Interesse der Bezieher eine möglichst beschleunigte Beförderung der Sendungen und möglichst geringe Frachtunkosten herbeiführen. Dies ist nur dadurch zu erreichen, daß die gesamte Verladung ab Holland sowie die mit dieser zusammenhängenden Obliegenheiten zen tralisiert werden. Der Hilfsausschuß empfiehlt den Beziehern, sich zu diesem Zweck der Speditionsfirma Georg Hoyer & Co., Hamburg 8, Brauerstr. 27—28 zu bedienen. Diese Firma wird in Hillegom wie alljährlich eine Sammelstelle ein richten, an welche am besten sämtliche für Deutschland be stimmten Sendungen von den holländischen Züchtern und Händlern abzuliefern sind und zwar unter Beigabe einer ge nauen Inhalts- und Wertaufstellung für jedes Kolli. Diese Sammelstelle errichtet in Deutschland vier Verteilungsstellen und zwar in Hamburg, Leipzig, Cöln und Mannheim. An diese Verteilungsstellen werden die Wagen unter Zollverschluß ge leitet und geschieht von dort aus die Weiterbeförderung an die Wohnorte der Besteller. Die Firma Hoyer & Co. ist bereit, feste Frachtsätze ab Hillegom bis zum Empfangsort zu kalkulieren und ersucht der Hilfsausschuß die Bezieher, sich dieserhalb mit der ge nannten Firma in Verbindung zu setzen. Was den Meldeschluß für Anträge auf Einfuhr von Blumenzwiebeln, welcher auf den 1. August festgesetzt ist, anbelangt, so brauchen bis zu diesem Termin nicht sämtliche Formalitäten erfüllt zu sein. Es muß nur die Anmeldung für den Bezug mit möglichster Angabe des Betrages, der auf Grund der ebenfalls beigefügten Berechnung auf jeden einzelnen Be zieher entfällt, bei dem Hilfsausschuß eingegangen sein. * □ □ • Die Bearbeitung von Grünländereien zu Gemüsekulturen. Von Gärtnereibesitzer J. Hayunga in Weener. I n der jetzigen Zeit des anhaltenden Weltkrieges befindet sich die deutsche Landwirtschaft auf dem Wege einer gewalt samen Umkehr in der Betriebswirtschaft. Vor dem Kriege drängte die Vermehrung der deutschen Bevölkerung, die starke Zunahme des Fleischverzehrs und die vermehrte Ausgabe an Arbeitslöhnen die deutsche Landwirtschaft, die vorhandenen Ackerländereien in Wiesen und Weiden umzulegen. Getreide und Futtermittel führte das Ausland in unbegrenzten Mengen ein. Heute fehlen uns sowohl Brotgetreide als auch Futter mittel für unsere großen Viehbestände. Die Kriegsverhältnisse zwingen uns, unser Vieh zur Schlachtbank zu liefern und die Ackerflächen, welche der Erzeugung von Früchten zur mensch lichen Ernährung dienen, zu vergrößern. Daß hierbei die Gemüsekulturen nicht zu kurz kommen, ist selbstverständlich. Wie oft tritt man an mich mit der Frage heran, wie man es anstellen muß, Grasland in Bearbeitung für den Gemüsebau zu nehmen I Und diese Bearbeitung ist gar nicht so leicht, wenn • sie Erfolg haben soll. Noch in diesem Frühjahr wurde in meiner Nachbarschaft eine Wiese von mehreren Morgen Größe zu Gemüsekulturen umgebrochen. Um Unkosten möglichst zu vermeiden, schälte man mit dem Pfluge die Grasnarbe ab und legte eine zweite Furche darauf. Trotzdem man darauf an Arbeit nichts gespart hat, endigt die ganze Geschichte mit einem Mißerfolg. Und das hätte man sich vorher bei einigem Nachdenken leicht denken können. Die Grasnarbe soll möglichst dünn abgeschält werden. Das ist aber nicht jedermanns Sache. Es setzt einen geübten Pflüger, gute Ackerpferde und einen dazu geeigneten Schälpflug voraus. Auch dann noch müssen einige Arbeiter bei dem Pflüger tätig sein, die Grasnarbe zurechtzulegen und festzutreten, weil der Acker sonst sich viel zu hohl hinlegt und zu leicht austrocknet. Alles spätere Begießen nützt nichts. Und nun haben wir hier in diesem Jahre eine ständig anhal tende Trockenheit und große Hitze. Auch das spätere An walzen hat nichts mehr genützt. Dazu tritt ein zweiter Umstand. Auf die Grasnarbe wird die zweite Furche gelegt. Oft besteht diese aus totem, das heißt bakterienarmem Untergrund. Was soll im ersten Jahre darin wachsen? Stalldung und Jauche sind schlecht unter zubringen, weil man dabei die untergelegte Grasnarbe gar zu leicht wieder aufreißt und nach oben bringt. Auch der künst liche Dünger läßt sich nicht gut mit der neuen Ackerkrume ver mengen. Man muß deshalb, will man schon im ersten Jahre Erfolg haben, die Sache anders anfangen. Den besten Erfolg hat die Spatenkultur. Wird auf das Grünland Stalldung, Kalk, Kainit und Thomasmehl gebracht, so läßt sich beim Graben die Grasnarbe dünn abschälen und der zweite Spatenstich mit dem vorher aufgebrachten Dung leicht und schön vermengen. Aber auch dann ist ein späteres Anwalzen sehr zu empfehlen. Der Acker darf nicht zu locker liegen. 1 Fehlt zur Spatenkultur die Arbeitskraft, so schält man zuerst die Grasnarbe dünn ab und schneidet diese durch eine besonders dazu hergerichtete Egge möglichst klein. (Eine Be zugsquelle dieser Sorte Eggen erhält man von dem Leiter der Moorversuchskultur, Herrn Professor Tacke in Bremen.) Darauf wird der Stalldung aufgebracht und nicht zu tief untergepflügt. Es empfiehlt sich, zugleich eine Gabe Kalk mergel (3000 kg), Kainit (1500 kg) oder 500 kg 40%iges Kalisalz und 600—800 kg Thomasmehl auf das Hektar mit unterzupflügen. Später eggt man vor der Bestellung noch 300—500 kg schwefelsaures Ammoniak ein. Aber auch ohne die dazu nötige Egge läßt sich das Gras land zweckmäßig bearbeiten. Man mache es, wie ich es noch Ende Mai dieses Jahres getan habe. Da ich nur Kriegs gefangene zur Aushilfe hatte und mir selbst die Zeit zum Um schälen fehlte, setzte ich einen meiner Serben mit einem Kulti vator auf das Ackerstück. Das Ackergerät stellte ich so hoch ein, daß die Grasnarbe nur leicht aufgeritzt wurde. Schon diese Arbeit erforderte die Kraft von zwei leichten Pferden. Darauf wurde der Acker zweimal geeggt. Sodann kam wieder der Kultivator in Tätigkeit, der dieses Mal die ganze Gras narbe los- und in kleine Stücke riß. Nach einem zweimaligen Eggen war die Grasnarbe dermaßen entzweigerissen, daß das Ackerstück sich leicht pflügen ließ, wobei zwei Arbeiter vor dem Pfluge hergingen und die Grasnarbenstücke in die Furche legten. Vorher waren auf das 15 Ar große Ackerstück 100 kg 40%iges Kalisalz und 75 kg Thomasmehl gestreut, die also mit untergepflügt wurden. Nach dem Pflügen streute ich 100 kg schwefelsaures Ammoniak auf. Dieses Dünge mittel wurde mit dem Kultivator untergebracht, und das Stück wurde darauf eben geeggt. Diese Arbeiten erfolgten am 5. Juni. Mit dem Bestellen des Ackers mußte ich wegen fehlender Arbeitskräfte noch einige Tage warten. Am 14. Juni wurden Buschbohnen gelegt, die aber fast alle erst nach einem einige Tage später einsetzenden ergiebigen Regen auf gingen und jetzt schön stehen. Vom 15.-—21. Juni sind Kartoffeln und Puffbohnen gelegt worden, und am 23. Juni habe ich noch Beete mit Kohlrüben, Grünkohl und Zuckerrüben besät, um Pflanzen zur Nachfrucht auf anderen Äckern zu haben. Das Auspflanzen der Kartoffeln erfolgte freilich recht spät. Aber was tut man heute nicht, damit Ackerflächen nicht un bestellt bleiben! Nicht alle Truppenteile haben bis jetzt die Bedeutung der zeitigen Ackerbestellung erkannt; und für einen meiner eingezogenen, im vergangenen Herbste verschüttet ge wesenen, seitdem in der Genesungskompagnie befindlichen