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werden, ist es meines Erachtens Pflicht eines jeden, Sorge zu tragen, daß wir so viel wie möglich Obst dörren und trocknen, und wenn dieses Dörrobst dann zu mittleren Preisen verkauft wird, wird sehr vielen damit in dieser schweren Zeit geholfen und der Dank wird nicht ausbleiben. Die Stadt Hameln besitzt sehr viel eigene Obstbäume und will ihr Obst getrocknet den Bewohnern zur Verfügung stellen. Da in manchen Kreisen hier viel Obst angebaut ist, so hat die Stadtverwaltung zugesagt, daß nach Fertigstellung der Dörr- und Trockenanlage dieselbe von jedermann benutzt werden kann. Ich bin überzeugt, daß, wenn eine richtige Anlage in einer Stadt erst vorhanden ist, dann auch die Stadtverwaltung be müht sein wird, noch mehr Obst anzupflanzen, wovon wieder die Obstbaumschulenbesitzer Nutzen haben werden. Ich schließe meine Ausführungen mit dem Wunsche, daß mein Vorschlag überall Anklang finden möge, so daß wir durch neue große Anpflanzungen von Obst darauf hinarbeiten, mit den Jahren ohne das Ausland fertig werden zu können. Es gibt noch viel Land und viele Wege und Straßen im Deutschen Reiche, die mit Obstbäumen bepflanzt werden können, zum Nutzen und Segen des Staates und der allgemeinen Volkswohlfahrt. □ □ □ Betrachtungen über Treibsträucher, iv. E ine sehr wichtige Familie für seine Zwecke ist dem Handels gärtner in der Familie der Heidepflanzen-Gewächse in die Hand gegeben, deren Wert vor allem in den Azaleen und Rhododendron zutage tritt. Es sind aber nicht nur die Arten und Sorten der Kalthäuser, die als Handelspflanzen eine beherrschende Stellung einnehmen, sondern auch die Vertreter des Freilandes, die eine große Anzahl der besten Treibgehölze bieten, wollen beachtet sein, denn sie liefern uns mit geringen Mühen im Winter und zeitigsten Frühjahr nicht nur ein unver gleichlich schönes Material für die Ausschmückung von Wohn räumen, Wintergärten usw., sondern auch wertvollen Stoff für den Schnitt. Da sind einmal die prächtigen Azalea mollis-Hybriden, deren gelbe, orange- und lachsfarbene sowie rote Töne durch ihre Leuchtkraft auffallen und die ihren Höhepunkt in den sogenannten Koster sehen Hybriden erreichen, Kreuzungen zwischen A. mollis und sinensis. Ebenso wertvoll sind die be kannten pontischen Azaleen, die in ihren einfachen und ge füllten Züchtungen wahre Farben wunder darstellen und als Schnittblumen für jede feine Binderei zu verwerten sind, dazu gesellt sich bei ihnen noch ein prächtiger Duft, der den Mollis- Sorten ganz abgeht. Einzelne Sorten hervorzuheben können wir uns schenken, da jeder nach seinem Geschmack und Be dürfnis sich die Sorten aus jedem Baumschulenkatalog selbst auswählen kann. Das Einpflanzen für die Treiberei erfolgt am besten im Herbst, mit dem Treiben selbst sollte aber nicht vor Januar begonnen werden. Ein besonderes Interesse verdienen die japanischen Azaleen, die vor einigen Jahren in den Handel gelangten und zwar um ihrer zum Teil eigenartigen Färbung und des regelmäßigen Blütenreichtums wegen, den sie ent wickeln. Dazu kommt, daß sie in der Behandlung so anspruchs los sind, daß kaum Ausfälle beim Treiben befürchtet zu werden brauchen. In einem gewöhnlichen Warmhaus auf gestellt, lassen sich gesunde, kräftige Pflanzen mit gut ausgebildeten Blüten knospen binnen wenigen Wochen zum Blühen bringen. Sehr schön ist die■ weißblühende A. ledifolia van Noordtiana, deren Blumen von einer indischen Azalee kaum zu unterscheiden sind. Ferner sind unter den japanischen Sorten besonders bemerkens wert die kirschrot blühende Hinodegiri, sowie die besonders für den Schnitt sehr ergiebige Yodogawa, mit zart lilarosenroten Blumen. — Als Treibsorte sehr bewährt hat sich auch A. odorata Davisi, mit großen, wachsweißen, duftenden Blumen. Von anderen treibfähigen Azaleensorten seien genannt die in handelsgärtnerischen Kreisen weniger bekannten winterharten A. calendulaceä, nudiflora und occidentalis, Erstere ist die sogenannte Ringelrosen-Azalee, da ihre orangegelben Blumen lebhaft an Calendula erinnern. Man hat von ihr verschiedene Farbenabstufungen in gelb, rot und orange. Noch reicher kommt die Farben Verschiedenheit bei der im Typus rötlichen A. nudiflora zur Geltung, deren in Doldentrauben erscheinende Blumen vor der Laubentfaltung zur Entwicklung kommen; mit A. occidentalis, die weiße, blaßrosa überlaufene Blumen hervorbringt, sind durch Kreuzungen mit A. mollis und sinensis hervorragend schöne Zuchtergebnisse erzielt -worden, die sich durch großen Blütenreichtum, schöne Färbungen und herr lichen Duft auszeichnen und die für die Treiberei äußerst wert voll sind. Nun zu den Rhododendron. Auch hier ist die Auswahl, namentlich unter den Hybriden, eine ungemein große und ebenso die Mannigfaltigkeit in der Farbe eine kaum zu übertreffende. Zu den am leichtesten zu treibenden Sorten gehört das im Freien sehr früh in Blüte tretende Rh. praecox, eine Kreuzung von Rh. dahuricum X ciliatum mit bläulichkarminfarbenen Blumen, die in großer Menge erscheinen und den Strauch förmlich ein hüllen. In Rh. dahuricum, hell purpurrot blühend, nebst seinen Abarten album, roseum und sempervirens besitzen wir eine gleichfalls frühblühende Art, die daher auch als Treibstrauch von Wert ist. Von den zahlreichen Himalaja-Arten muß Rh. ciliatum, die als Freilandpflanze infolge ihres sehr früh eintreten den Flors oft von Frostschäden heimgesucht wird, für die Früh treiberei als die beste genannt werden. Die bei der Stammart weißen Blumen ändern bei den Abarten in rosenrot, purpur, blaßrot und anderen Tönungen ab. Auch die sich zeitig ent wickelnden Hybriden des völlig winterharten Rh. caucasicum sollten zur Treiberei herangezogen werden. Die schönsten Farben finden wir aber unter den Hybriden von Rh. arboreum vertreten; von früheren Sorten verdienen besonders folgende die Beachtung des Treibgärtners: Atrococcineum, dunkelscharlach; Schneeball, reinweiß; Cabriele Liebig, rosaweiß; als mittel frühe Sorten sind zu bezeichnen: Atrosanguineum, dunkelkirsch rot mit schwärzlichen Flecken, und Cynthia, rosakarmin. Dann verdienen Weiße Perle und Rote Perle, diese etwas später im Flor, genannt zu werden, die beide vor allem durch die außer ordentlich großen Blütenstutze auffallen. Für die späte Trei berei hat sich das bekannte Rh. catawbiense mit seinen Hybri den als besonders geeignet erwiesen. Das Treiben der Rhododen dron vollzieht sich in ähnlicher Weise wie bei den Azaleen; die Hauptsache bleibt im Herbst gesunde, kräftige Pflanzen, die unter keinen Umständen ballentrocken sein dürfen, da sonst alle Mühe vergebens ist, einzutopfen. Bis zum Beginn des eigentlichen Antreibens, das nicht vor Mitte Januar vorgenom men werden sollte, halte man sie kühl und hell. Eine Gattung, die in der Wertschätzung gegen früher sehr verloren hat, ist Andromeda, von der wir sowohl immer-, wintergrüne als auch laubabwerfende Arten kennen. Die besten für Treibzwecke sind die immer belaubten A. floribunda und japonica. Erstere ist ein nordamerikanischer, bis 1,50 m Höhe erreichender, dicht und gedrungen wachsender Strauch, die im Freien mit ihrer Blüte in den Frühjahrsmonaten April und Mai in Erscheinung tritt. Die maiblumenartigen, weißen Glöckchenblumen bilden reichblütige, zu einer endständigen Rispe vereinigte Trauben, die bereits im vorhergehenden Winter vorgebildet sind und als Knospen durch ihre hellgrüne Fär bung auffallen. Die Belaubung besteht aus dunkelgrünen, läng lichen, am Grunde etwas abgerundeten, zugespitzten, feingesäg ten und borstig gewimperten Blättern. Diese Art ist ebenso wie die japanische Art A. japonica eine zur Kultur in Töpfen sehr geeignete Pflanze, von der kleinere Exemplare nach un serer Überzeugung einen guten Verkaufsartikel abgeben, nament lich vollblühende Pflanzen machen einen sehr guten Eindruck. Wie A. floribunda, so ist auch A. japonica trotz ihrer großen Schönheit in Blatt und Blüte nicht häufig anzutreffen und auch als Treibpflanze kaum beachtet. Im April und Mai erheben sich im Freien über das lebhaft grün glänzende Laub werk die sich wirksam davon abhebenden, zu lockeren Rispen vereinigten Trauben weißer, rosa angehauchter Blüten,