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Nr. 30 Handelsblatt für den deutschen Gartenbau usw. 351 m a 1 s dem Verdienten gegeben wird. In ähnlichem Sinne sind auch schon in unseren Fachzeitungen Äußerungen laut geworden. Zur Schlußfrage im Absatz 3 bemerke ich, daß ich vor läufig noch nichts glaube. Aber wenn ich von den Vorteilen einer Lehrlingsprüfung überzeugt sein werde, dann finden mich die Befürworter dieser auf ihrer Seite. Zu Absatz 6 sei mir gestattet, folgendes zu erwidern: Ich habe im Verkehr und Umgang mit Handwerkern das Gegenteil von dem erfahren, was Herr Everhardt bei seiner Umfrage erfuhr. Dafür könnte ich genügend Beispiele anführen. Man schaue sich einmal näher um, wie es zurzeit den Gewerbe treibenden geht. Wohl herrscht Kriegszustand, aber soll der eine Teil leiden, wenn sich der andere besser steht? Ich will hier nicht auf gewisse Zustände eingehen, ich weiß ja auch nicht, ob es überall so ist als dort, wo ich die Zustände im Auge habe. Auf die Ausführungen des folgenden Absatzes will ich nicht näher eingehen. Begreiflich ist es allerdings, daß den Befürwortern der Lehrlingsprüfung gegnerische Äußerungen un angenehm sind. Im nächsten Absatz findet der Verfasser dann doch etwas Zutreffendes in meinen Ausführungen. Dann versteht er mich nicht in einer Sache, nämlich der Schulbildungsfrage, die näher zu schildern, d. h. die Auswüchse, welche vorhanden sind oder vor dem Kriege waren, hier nicht angeht. Dieselben sind aber auch anderseits empfunden und ebenso auch in anderen Fach- und Tageszeitungen erwähnt worden. Die im Anschluß daran folgende diplomatische Frage des Herrn Everhardt kann ich ruhig mit Nein beantworten. Die Erwähnung des Handwerkerstandes, des Beamten wettbewerbes usw. haben mit der Ausbildung bzw. Allgemein bildung unseres Berufes unmittelbar allerdings nichts zu tun, mittelbar aber doch sehr viel, und deshalb konnten sie in meinem Aufsatz in der Weise, wie von mir geschehen, auch aus gesprochen werden. Zu Absatz 9: In „allen Fällen“ geht das Handwerk nicht zurück; einzelne Ausnahmen gibt es, wie überall, so auch hier (s. Abs. 5 meines Art. in Nr. 24), Etwas gibt der Verfasser aber auch hier zu. Die im Anfang von Absatz 5 meines Artikels gestellte Frage läßt Herr Everhardt jedoch unbeantwortet. Was das Emporblühen mancher betrifft, so muß das Vorhandensein solcher Fälle ohne weiteres zugegeben werden. (Ohne die Kriegszeiten zu berücksichtigen.) Ob aber dies durch das gute Bestehen einer Lehrlings-, bzw. Gesellen oder Meisterprüfung möglich wurde oder durch andere Um stände, müßte denn doch noch bewiesen werden. Auch hierin ließen sich Erfahrungen schildern, wovon ich aber, als zu weit gehend, absehen will. Von dem allgemeinen wirtschaftlichen Aufschwung kam ganz natürlich auch ein Teil der Gärtnerei zugute. Zum Inhalt des Absatzes 1 1 muß ich bemerken, daß die großen Summen, welche die Regierung für Ausbildung unseres Nachwuchses auswirft, mir unbekannt sind. Daß Gelder aus gegeben werden, ist auch mir bekannt, doch kann ich mich nicht immer mit der Art befreunden, wie sie verwendet werden. Vielleicht bringe ich darüber meine Erfahrungen und Meinungen in einem Artikel in dieser Zeitung demnächst meinen Kollegen zur Kenntnis. Was für die Gärtnerlehranstalten geschieht, ist mir zu wenig bekannt, um darüber ein Urteil fällen zu können. Un dankbar will ich nicht sein für das, was die Regierungen im guten Glauben tun, aber für bei weitem wichtiger erachte ich es mit vielen anderen, was ich in Absatz 8 meines Artikels in Nr. 24 geschrieben habe. Wenn da der Staat ein Machtwort spräche, daß der Wettbewerb der Beamten gegenüber dem Handelsgärtner ein für allemal zu unterbleiben habe, dann täte er ein gutes Werk, für das ihm wohl jeder von uns dank bar sein würde. LED Wie können wir zur Volksernährung beitragen? Zugleich ein Vorschlag, die Obstzucht in jeder Stadt zu heben. Von Ernst Ritter in Hameln. E s ist schon recht viel über Volksernährung geschrieben worden, in Fachblättern sowohl als auch in den Tages zeitungen, aber der Weltkrieg, der immer noch kein Ende nehmen will, zwingt uns. Deutsche mit jedem Tage mehr, Mittel und Wege zu finden, die uns nach und nach, besonders in Nahrungsmitteln, vom Auslande unabhängig machen sollen. Es gibt ja viele Waren, die wir leider unbedingt vom Aus lande haben müssen, wie z. B. Baumwolle, Gummi und anderes mehr. Durch die jetzt angeregte Kultur der Brenn nessel, welche zu Webstoffen verarbeitet werden soll, sind wir ja wieder einen Schritt weiter gekommen. Doch jetzt zur Hauptsache: Wie können wir zur Volksernäh rung beitragen? Wir müssen und sollen mitarbeiten und helfen die Volks ernährung sicherzustellen, denn das sind wir uns als gute Deutsche gegenseitig schuldig. Da möchte ich nun auf das Dörren und Trocknen des Obstes zu sprechen kommen. Zur zeit kosten trockne Ringäpfel hier am Platze das Pfund 2,40 M. und für trockne Zwetschen zahlt man 1,20 M. das Pfund und noch höhere Preise. Hunderttausende von Mark, wenn nicht gar Millionen, können unserem Vaterlande erhalten bleiben, wenn sämtliche Obstbesitzer sich anschickten, die Hälfte ihres Obstes zu dörren und zu trocknen. Ich bin nach meiner Auf fassung fest davon überzeugt, daß dieselben ein besseres Geschäft machen, wenn sie das trockne Obst verkaufen, als im frischen Zustande, selbst wenn der Zentner frischer Äpfel noch so viel kosten würde. Ist es denn nötig, daß so große Mengen von Äpfeln und Birnen zu Most und für Weinbereitung ver arbeitet werden? Gibt es nicht so viele Gerichte, die zu Mittag mit Trockenobst hergestellt werden können? Ist gekochtes Obst nicht auch eine sehr gesunde und nahrhafte Speise? Da wird nun manch einer antworten, diese Vorschläge sind ja recht gut und schön, aber die Dörr- und Trockenanlagen fehlen uns und die Kosten der Anschaffung sind zu hohe. Auch darüber habe ich nachgedacht und einen Ausweg in der Richtung gefunden, daß mit wenig Kosten in jeder Stadt eine Dörr- und Trockenanlage eingerichtet werden kann. Wir besitzen in jeder kleineren Kreisstadt irgendeine industrielle Anlage, mag es nun die Gasanstalt oder der Schlachthof o. dgl. sein, wo sich mit Leichtigkeit und verhältnismäßig geringen Unkosten derartige Anlagen einrichten lassen. Die betreffende Dörr- und Trockenanlage wird sich auch nach dem Kriege be zahlt machen, wenn dieselbe jedermann aus Stadt und Land gegen billiges Entgelt zur Verfügung gestellt wird, um sein Obst dort dörren zu dürfen. Die baulichen Veränderungen, die die Stadt an der industriellen Anlage zu treffen hätte, wären eine einmalige Ausgabe, die bei dem volkswirtschaftlichen Zweck, der beabsichtigt wird, nicht so schwer ins Gewicht fallen dürfte. Daher möchte ich jeder Gruppe unseres Verbandes und jedem Mitgliede desselben ans Herz legen — wo keine Gruppe in einer Stadt ist, kann es auch von jedem einzelnen Kollegen gemacht werden —, daß an die städtischen Behörden heran getreten wird und dieselben gebeten werden, eine Dörr- und Trockenanlage für Obst einrichten zu wollen, die gegen Ent gelt jedem zur Verfügung steht. Wir haben hier in Hameln bei der Stadtverwaltung einen solchen Antrag gestellt und hat die städtische Behörde leb haftes Interesse für den Plan an den Tag gelegt, und die An lage, die für dauernd eingerichtet werden soll, ist bereits in Angriff genommen. Gleichzeitig beabsichtigt auch die Stadt, noch in diesem Herbst eine große Obstbaumanlage auszuführen. Es gibt so viele Städte in unserem lieben Vaterlande, in denen oder in deren Umkreis reichlich Obst vorhanden ist, aber leider fehlen die Verwertungsanlagen. Da wir aber dieses Jahr vor aussichtlich eine gute Äpfel- und Zwetschenernte bekommen