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Nr. 29 Handelsblatt für den deutschen Gartenbau usw. 343 C. siliquastrum, der ebenso wie der gleichempfindliche C. chinen- sis einen geschützten Standort verlangt, ist der nordamerikanische C. canadensis. Auf alle Fälle dürfte für Treibzwecke eine entsprechende Vorkultur im Topf anzuraten sein; das Treib verfahren selbst dürfte dem beim Goldregen angewendeten entsprechen. Von den eigentlichen Schmetterlingsblütlern ist Laburnum vulgare (C^tisus laburnum oder, wie er nach den neueren Nomenklaturregeln heißt, L. anag^roides) einer der schönsten Treibsträucher, mit dessen gelben Blütentrauben sich Staat machen läßt, nicht nur als Topfpflanze, sondern auch abge schnitten und in Vasen gestellt oder zu größeren Bindearbeiten verbraucht. Besonders tritt die Schönheit da recht hervor, wo die gelben Blütentrauben im Gegensatz zu blau oder violett blühenden Pflanzen stehen. Es ist unbedingt erforderlich, die zum Treiben bestimmten Pflanzen entsprechend vorzubereiten, wozu vor allem ein jährliches Verpflanzen mit entsprechendem Wurzelrückschnitt gehört, da man sonst die Pflanzen nicht in die Gefäße bringt, weil der Goldregen von Natur lange, aber wenig zur Verzweigung neigende Wurzeln bildet. Vierjährige Pflanzen sind blühfähig und zum Treiben geeignet. Man setzt die vorbehandelten Pflanzen im Frühjahr in Töpfe und pflegt sie den Sommer über wie andere Treibgehölze. Mit dem eigent lichen Treiben sollte man nicht vor Februar beginnen. Die Blütenentwicklung darf aber nicht etwa durch hohe Wärme erzwungen werden, sondern das Steigen der Temperatur im Hause, die im Anfang nicht mehr als 7° C zu betragen braucht, sollte nur allmählich erfolgen und 12—14° C nicht über schreiten. Man kann dieselben Pflanzen wiederholt zum Trei ben verwenden, wenn man sie in Töpfen weiterbehandelt, sie regelmäßig verpflanzt und ihnen auch sonst alle Pflege an gedeihen läßt, die Topfpflanzen bedürfen. Besser ist es aber auf .jeden Fall, alljährlich frisch vorbereitete, im Frühjahr eingesetzte Exemplare aus dem Freien zu verwenden. Größe, in Kübel gepflanzte Goldregensträucher, besonders auch hoch stämmig gezogene Kronenbäumchen, machen in Blüte einen vornehmen Eindruck und sind prächtige Zugstücke für Blumen geschäfte. Man kann auch Sämlinge in Töpfe pflanzen, sie im Januar etwas antreiben und dann mit Reisern veredeln, die Blütenaugen besitzen. Die geschlossen und feucht zu halten den Veredlungen gelangen etwa nach 5—6 Wochen zum Blühen. Eine sehr schöne Form des gewöhnlichen Goldregens, die sich durch bedeutend längere Blütentrauben auszeichnet und vorgezogen zu werden verdient, ist L. vulgare IVatereri, eine Kreuzung von L. alpinum mit vulgare. Auch der interessante Pfropfbastard Laburnoc})tisus Adami (Laburnum Adami), der dadurch merkwürdig ist, daß er verschiedenfarbig blüht, d. h. neben rötlichen Blüten auch reingelbe Goldregentrauben und vereinzelte purpurne Blüten, die auf Cytisus purpureus hin weisen, hervorbringt, eignet sich zum Treiben. Ein Massentreibstrauch ist der Goldregen nicht, zumal seine Blütentrauben sich schwer verpacken lassen und für Ver sand auf weitere Entfernungen nicht haltbar genug sind, aber für den Verbrauch am Platze sollte jeder Handels gärtner, namentlich wenn er ein Blumengeschäft besitzt, einen Satz zum Treiben aufstellen. Von Ginsterarten möchten wir mit dem Färberginster zu einem Treibversuch anraten. Die typische Art gehört zu den schönsten einheimischen Sträuchern trockner Wälder. Um vieles schöner ist aber der gefüllte Färberginster Cenisla tinc- loria fl. pl., dessen orangegelbe, haltbare Blüten von blenden der Leuchtkraft sind. Für Treibzwecke kann man immer einen kleinen Vorrat davon in Töpfen stehen haben. Unter den Cytisus- oder Geißklee arten gibt es meh rere sehr dankbare, die sich im Topf recht gut und ohne Schwie rigkeit treiben lassen und sowohl zum Schnitt wie zum Schmuck in Wohnräumen mit ihren gelben, purpurnen oder weißen Blütentrauben und Köpfen in den ersten Monaten des J ahres eine willkommene Abwechslung in das übliche Einerlei des Blumenangebots bringen. Neben den älteren Arten wie C. nigricans und sessilifolius mit in Trauben angeordneten gelben Blüten, C. elongatus mit dunkelgelben, meist zu vier in den Blattwinkeln der vorjährigen Zweige stehenden kurz gestielten Blüten, die im Verblühen eine mehr bräunlich-rote Färbung annehmen, und dem in endständigen Köpfen blühen den C. austriacus sei besonders hingewiesen auf den im Wuchs einem Besenstrauch ähnlichen hybriden C. praecox, einen dicht gebauten, sehr in die Breite gehenden. Strauch, der sich zur Blütezeit mit einer Fülle süßduftender, weißgelber Schmetter lingsblüten bedeckt. Der Strauch blüht auch im Freien schon zu einer Zeit, wo er jedem auf fallen muß, nämlich bei gün stiger Witterung oft schon im April. Auch C. leucanthus, ein nur 50 cm hoch werdender Strauch des Balkans, soll genannt sein: Seine in endständigen Köpfen stehenden Blumen sind weiß bis gelblichweiß. Purpurne Blüten entwickelt C. pur pureus, die bei der Abart albo-carneus einen helleren, fleisch farbenen Ton besitzen; ganz besonders schön ist der Flor von C. versicolor, einer Hybride zwischen C. elongatus und pur pureus, dessen gelblichweiße Blumen rosalila überlaufen sind. Alle diese Sträucher bieten nicht die geringsten Kultur schwierigkeiten, weder im freien Lande, wo ihre Ansprüche an den Boden überall befriedigt werden können, noch bei der Pflege in Töpfen. Nur recht sonnig muß der Standort sein. Das Treiben hat auch nur bei geringen Wärmegraden zu er folgen, und sollen diese keinesfalls über die bei Laburnum an gewendeten hinaus gehen. Ulex europaeus, der Stechginster, ist ein kleiner, ein heimischer Strauch, der besonders in heißen Gegenden und auf sandigem Boden zu Hause ist und oft große Strecken über zieht. In seinem stachligen, graugrünen Kleid macht er keinen besonders guten Eindruck, aber dieser gestaltet sich freund licher, wenn er sich mit seinen zahlreichen, tiefgelben, an der Spitze der Zweige stehenden Blumen bedeckt. Auch dieses Gehölz, von dem es übrigens auch eine gefüllt blühende Form gibt, läßt sich sehr gut in Töpfen halten und kann vom Februar ab zum Treiben aufgestellt werden. Kultur in sandiger Heide erde, nach Bedarf zu verpflanzen, Anzucht durch Stecklinge im Sommer. Einen der wundervollsten Schlingsträucher besitzen wir in JVistaria oder Cl^cine chinensis, einer Pflanze, die als Treibgehölz hoch zu schätzen ist und von der man nur bedauern kann, daß dieselbe überhaupt nicht häufiger in Töpfen oder in einem Kalthause ausgepflanzt gezogen wird, da man die selben dadurch um mehrere Wochen früher in Blüte haben könnte. Auch könnte man sich bei auf diese Weise gezogenen Wistarien selbst in Gegenden des blauen Flors erfreuen, in denen dieser Schlingstrauch nur schwer im Freien durchzu bringen ist. Die herrlichen Trauben der W. chinensis, denen sich zur Winterzeit nichts Ähnliches an die Seite stellen läßt, bilden nicht nur an und für sich einen vornehmen Schmuck, sondern stellen eine hochwillkommene Abwechslung für die Ausschmückung der Gewächshäuser, Wohnräume usw. dar. In Gemeinschaft mit Goldregen ist die Wirkung eine kaum zu überbietende. Man kann Wistarien schon zu Weihnachten in Blüte haben, zumal sie sich ganz gut zusammen mit Flieder treiben lassen. Ein recht wertvolles Treibgehölz, das leider noch viel zu wenig gewürdigt wird, steht uns in der rotblühenden Robinia hispida zur Verfügung. Besonders nehmen sich auf R. pseudacacia veredelte Halb- oder Hochstämmchen sehr vor teilhaft aus, und man kann hier das gleiche Verfahren anwen den, wie bei dem Goldregen, d. h. man pflanzt im Herbst gerade und durch gutes Wurzelvermögen ausgezeichnete Stämmchen der gewöhnlichen Robinie in Töpfe und veredelt darauf Blütenzweige der R. hispida. Man hat da noch den Vorteil, diese Stämmchen weiter im Topf kultivieren zu können, die sich bei entsprechender Behandlung mehrere Jahre lang zum Treiben verwenden lassen. Aus dem vornehmen Magnolien - Geschlecht sind die besten zum Treiben die japanischen Frühjahrsblüher, wie Magnolia stell ata mit weißen, sternförmigen Blumen, M. denn-