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548 Handelsblatt für den deutschen Gartenbau usw. Nr. 46 andere in ihm das Ergebnis einer Kreuzung dieser mit P. oppo- sitifolia zu erblicken. Das spielt aber für den Handelsgärtner keine Rolle. Entscheidend für den Wert als Handelspflanze für ihn kann nur sein dankbares Blühen, schöne Blumenfarbe und leichte Behandlung und diese Eigenschaften besitzt diese Po lygala-Art. Außer P. Dalmaisiana verdienen noch P. my)rti- folia und zwar besonders in der Abart grandiflora mit großen blaßroten bis hellpurpurroten, dunkler geaderten, inwendig weißlichen Blumen, sowie P. oppositifolia und P. speciosa mit ähnlich gefärbten Blüten in Kultur genommen zu werden. Die Belaubung setzt sich aus gegen- oder wechselständigen Blättern zusammen, die gewöhnlich eine etwas graugrüne Farbe aufweisen und eirunde oder länglich-lanzettliche bis herz förmige Gestalt besitzen. Wie ist die Behandlung? Zunächst sei gesagt, daß wir in den Polygala-Arten, worauf ja auch ihre Heimat hinweist, Kalthauspflanzen vor uns haben, die einen hellen, luftigen und trockenen Standort verlangen. Das Verpflanzen nimmt man im Frühjahr nach der Blüte vor und bedient man sich dabei einer sandigen, mit Rasen- und Lauberde vermengten Heide erde. Zu beachten ist, daß ein Beschneiden der Wurzeln so wenig wie möglich stattfinden darf, man sollte nur schlechte oder abgestorbene Teile entfernen. Vorsicht ist beim Gießen, besonders im Winter, zu üben, da diese Pflanzen gegen Nässe etwas empfindlich sind. Der natürliche Wuchs ist ein etwas sparriger, man muß, um buschige Ware zu erzielen, die Pflan zen daher nach Bedarf stutzen. Während der Zeit des Wachs tums können leichte Dunggüsse angewendet werden, die zur Erhöhung des Wachstums wie zur Förderung des Blüten ansatzes wesentlich beitragen. Im Laufe des Sommers bringt man die Pflanzen an einem halbschattigen Standort im Freien unter, wo sie vor starken Winden und Regengüssen geschützt stehen und senkt sie mit den Töpfen in Sand oder Steinkohlen asche ein. Für junge Pflanzen empfiehlt sich auch während des Sommers ein Auspflanzen auf Erdbeete in leerstehenden Kalthäusern oder Kästen, das Wiedereinpflanzen in Töpfe geschieht am besten Ende August, worauf man dieselben noch für einige Wochen unter Glas in Kästen beläßt, um sie dann mit den anderen Pflanzen ins Kalthaus zu räumen. Die Vermehrung aus Stecklingen kann man im Hoch sommer oder im Februar vornehmen. Man verwendet dazu 3—6 cm lange, halbausgereifte Seitentriebe, die man in ein lauwarmes Beet unter Glas steckt. Nach Bewurzelung pflanzt man dieselben einzeln in kleine Töpfe, bringt sie noch für einige Zeit auf halbwarmen Fuß oder pflanzt sie in einen Kasten aus. Bei der Anzucht aus Samen sät man diesen im zeitigen Frühjahr in mit sandiger Heideerde gefüllte Töpfe oder Schalen aus und stellt sie mäßig warm, worauf die Keimung innerhalb einer Zeit von 3—5 Wochen erfolgt. Die jungen Sämlinge werden pikiert, später einzeln in kleine Töpfe gesetzt und wie Stecklingspflanzen weiter behandelt. E=- □ □ □ Lilium rubellum. Von P. Kache in Baumschulenweg. G ewiß ist diese Art eine der zierlichsten und schönsten, dabei aber auch eine der seltensten. Verlangt sie auch etwas auf merksame Behandlung zu gutem Gedeihen, so dankt sie auch ihrem sorgsamen Pfleger in schönster Weise. Sie ist mit eine der kleinsten Erscheinungen der Gattung. Ihr fester, aufrechter Trieb erreicht im Mittel selten mehr als rund 30 cm Höhe. Er ist nur locker belaubt und trägt I—2, ja auch bis 4 Blüten. Hellgrün gefärbt, ist das zerstreut stehende, lanzettliche Blatt werk etwa 5—6 cm lang. Die trompetenförmigen Blüten, gut geöffnet, haben etwa 6 cm Breite und sind fast ebenso lang. Sie sind wundervoll rein karminrosa gefärbt, ohne jede Punk tierung oder Strichelung; die Rückseite der Blüte ist stets dunkler als das Innere. Überhaupt wechselt die Farbe der Blüte ein klein wenig, sie ist einmal zarter im Ton, dann wieder einmal satter, immer ist es aber eine überaus feine, anziehende Färbung, von der sich die goldgelben Staubbeutel recht angenehm ab heben. Im freien Lande stehende, eingewachsene Pflanzen erblühen durchschnittlich im Mai, seltener einmal später. Diese Art ist also auch in der Frühzeitigkeit des Blütenflors bemerkens wert, was sie mit L. Hamoni gemeinsam hat. Daß L. rubellum heute noch ziemlich unbekannt ist, liegt wohl einerseits daran, daß es wohl überhaupt wenig länger als zwei Jahrzehnte in Kultur ist, dann aber auch eine etwas auf merksame Pflege beansprucht. Es ist im nördlichen Japan heimisch und soll dort als frühest blühende Lilie sehr beliebt sein, was ich durchaus verstehen kann. Es wäre sehr zu wün schen, daß diese Art auch bei uns bald eine entsprechende Wertschätzung finden möge. Wenn ich vorher von aufmerk samer Pflege sprach, so ist damit durchaus nicht gesagt, daß die Kultur schwierig sei. Zwischen diesen beiden Begriffen herrscht denn doch noch ein recht weiter Spielraum. Bei der Freilandkultur kommt vor allen Dingen ein windgeschützter, recht warmer Standort in Frage, der gegen heißen Sonnenbrand leichten Schutz gewährt und einen recht durchlässigen, sandig humosen Erdboden besitzt. Die verhältnismäßig frühe Blüte bedingt einen recht frühen Austrieb und veranlaßt ebenso auch eine frühe Reife des Triebes. Dieser schließt sich demnach auch die Pflanzzeit an, die also am besten im Hochsommer vor sich geht, denn so kann sich die Zwiebel auf ihrem neuen Standort noch vor Eintritt kälteren Wetters schon festwurzeln. Letzteres geht ja des früheren Frühjahrstriebes wegen recht bald vor sich. Daß die ziemlich kleinen Zwiebeln nicht zu tief gepflanzt werden — sie sollten etwa zweimal so stark mit Erdboden bedeckt sein, als die Stärke der Zwiebel selbst be trägt —, halte ich für selbstverständlich, auch, daß den frischen Pflanzungen eine gute Schutzdecke von trockenem Laub, Nadel streu oder Torfmull gegeben wird. Der beste Platz für diese Lilie ist ein Standort auf dem Alpinum, einer Felspartie, oder auch auf einer schmalen Rabatte vor einer Mauer. Stets lege man aber einige Zwiebeln vergesellschaftet. Auch als Topfpflanze ist L. rubellum mit gutem Erfolg zu ziehen. Die Zwiebeln werden zu zwei oder drei in entsprechend große Töpfe in recht nahrhafte, sandig-humose Erde gelegt. Die Töpfe erhalten darauf einen Standort im kalten Kasten, werden mit Erde überdeckt und kommen im Winter ins kühle, tempe rierte Haus. Hier entwickeln sich die Pflanzen bei nur mäßiger Wärme sehr gut und blühen natürlich noch früher als im Frei lande. Blühende Töpfe würden aber gewiß einen gern gekauf ten Artikel abgeben, zumal für Geschäfte mit besserer, ver ständiger Kundschaft. Wäre das doch einmal etwas anderes in dem immerhin recht gleichen Einerlei der zurzeit gangbaren blühenden Topfpflanzen. □ □ □ Ausdauernde Baldrian-Arten. I n den mehrjährigen Valeriana- oder Baldrianarten besitzen wir recht ansprechende winterharte Stauden von teils hohem, auf rechtem Wuchs, teils kriechender oder niederliegender Tracht, die sich aber alle durch hübsche Blüten auszeichnen. Da die hochwachsenden Arten an ihren natürlichen Standorten beson ders in der Nähe von Quellen, an Gräben und Bächen gefunden werden, so ergibt sich daraus, daß sie auch in der Gartenkultur einen feuchten Standort lieben. Die Blütezeit dauert vom Frühjahr bis in den Herbst. Ihre weißen, rötlichen oder pur purnen Blumen eignen sich für langstielige Sträuße und zur Füllung von Vasen, in denen sie sich mindestens eine Woche frisch erhalten. Die Vermehrung erfolgt durch Teilung im Frühjahr oder Herbst sowie durch Samen. Von den hoch wachsenden Arten sind die besten die heimischen V. dioica, 15—30 cm hoch, mit weißen oder rötlichen Blumen, eine Wiesenpflanze, und V. officinalis, die besonders in kleinen Trupps oder geschlossener Pflanzung im Park zur Zeit der Blüte an ihr zusagendem Standort sich recht gut ausnimmt. Die gleiche Verwendung ist auch für die in Sibirien und im Ural vorkommende V. phu mit weißlichen bis fleischfarbenen, vanilleduftenden Blüten zu empfehlen. EE- □ □ □