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Handelsblatt für den deutschen Gartenbau usw. Nr. 46 gebnisse erreicht werden können, sofern nur die in Betracht kommenden Umstände vom richtigen Gesichtspunkte aus erfaßt werden. Wasser und Stickstoff bestimmen den Reingewinn. Von ihnen vorzüglich ist das Gesamt wachstum der Pflanzen abhängig. Fehlt es aber an Wasser, so vermag auch der das Wachstum fördernde Stickstoff nicht die gewünschte Pflanzenmasse hervorzubringen. Das ist jedenfalls der Grund, warum Düngungen mit Kunstdüngern im Baumschulbetriebe und allen anderen Freilandkulturen fehl- schlagen können ; denn der Baumschulenbetrieb kennt die Be wässerung meistens nicht. Daß neuerdings im Sonderbetrieb des Baumschulwesens auch der Bewässerung der Kulturen eine große Aufmerksamkeit geschenkt wird, dafür liegen genügend Belege schon vor. Die Düngung mit Mist im Baumschulbetrieb kann aber auch in trockenen Jahren ohne die Möglichkeit einer Bewässerung vollkommen fehlschlagen, wenngleich der in den Boden gebrachte Mist einen Teil der Bodenfeuchtigkeit bindet, und aus diesem Grunde manchmal eine Mistdüngung besser bei den Freilandkulturen anschlagen kann als eine solche auf vollkommen ausgesogenem Boden anzubauen, um zu sehen, ob aus diesem durchgeführten Düngungsversuche ein besseres oder wieder das gleiche Ergebnis gezeitigt werde. Bei unserem Düngungsversuch mit dem Rhododendron catawbiense, über den ich nunmehr berichten möchte, ergab die Düngung ein Wachstum, wie es von den zwei beigefügten Bildern festgehalten wird. Auf dem Bild 1 stehen junge Säm linge im 2. Jahre der Kultur. Sie wurden in einen trockenen, sandig-lehmigen Boden gepflanzt unter Mitverwendung von etwas Torfmull um die kleinen Ballen herum und erhielten im zeitigen Frühjahre des 2. Kulturjahres Mischungen von Nähr salzen, die derart wirksam wurden, wie sie das Bild 1 zeigt: links von der kleinen Etikette die Fläche der gedüngten Pflan zen, rechts davon die ungedüngten (Aufnahme im Sommer nach einmaliger Düngung). Bei diesem Versuch zeigte sich eine sehr interessante Erscheinung noch nach einer anderen Seite hin. Die Kunstdünger waren schon im milden Februar des Jahres 1915 ausgestreut und eingehackt worden. 14 Tage nach Vornahme der Düngung war bei der gedüngten Fläche mit Kunstdüngern. Da es nun aber je länger je schwie riger wird, Mist in genügenden Men gen für unsere Frei- landkulturen zu er halten und der höchste Ertrag bei Verwendung von Mist (oder Kom post) und Kunst düngern erzielt wird, so müssen wir der Verwen dung der Dünge salze auch im Baumschulbetrieb für die Zukunft eine große Beach tung schenken. Ein Kultur versuch mit Säm lingen der Rosa canina während der J ahre 1912 bis 1914 (Jahres bericht der,,Flora“, Kgl. Sächs. Gesellschaft für Botanik und Gartenbau in Dresden 1913/15) ließ deutlich erkennen, daß die Verwendung von Kunstdüngergemischen eine ganz beträchtliche Steigerung des Ertrages bewirkt und in gewissem Sinne vollkommen die Wirkung der Stallmistdüngung ersetzen kann. Auch bei Treibfliedern und Rhododendron wurden recht augen fällige Ergebnisse erzielt, über die weiter unten eingehen der berichtet werden soll. Einen Fehlschlag erzielten wir bis her allein bei unseren Düngungsversuchen mit Koniferen (Picea excelsa, Pseudotsuga Douglasii, Thu^a occidentalis), bei wel chen trotz Anwendung der Düngung während dreier Kultur jahre keine Unterschiede in der Entwicklung der auf gedüngtem Boden stehenden Pflanzen gegenüber den ungedüngten wahr zunehmen waren. Aus der Praxis heraus ist uns die Meinung auch schon zu Gehör gekommen, daß man mit der Düngung mit Kunstdüngern bei den Nadelhölzern wenig Erfolg ver spüre. Welches der Grund für die Mißerfolge ist, vermag ich heute noch nicht anzugeben. In forstwirtschaftlichen Kreisen wird an der Ansicht festgehalten, daß die Nadelhölzer auf Bodenernährung so anspruchslos seien, daß sie auch in einem ungedüngten Gartenboden noch so viel Nährstoffe fänden, als für ihr gutes Gedeihen notwendig sei, und daß deshalb ein Übermaß von Nährstoffen gar nicht zur Geltung kommen könne. Wir haben nun einige Versuche eingeleitet, Koniferen recht deutlich an den dunkelgrün ge färbten Blättern zu sehen, daß die Nährsalze zu dieser früheren Jahreszeit bereits von den Pflanzen aufge nommen waren. Kurze Zeit später stand das Land durch Über schwemmung der Elbe zwei Tage unter Wasser und wir befürchteten, daß die Über schwemmung die dem Boden ein verleibten und von den Pflanzen viel leicht doch noch nicht völlig aufge nommenen Salze ausgelaugt und an den Grenzen der gedüngten Fläche verteilt haben möchte. Das traf aber nicht zu; denn unser im Sommer auf genommenes Bild läßt haarscharf die Grenze zwischen Gedüngt und Ungedüngt erkennen. Für das 3. Kulturjahr wurden die Rhododendron im zeitigen Frühjahr zum zweiten Male gedüngt. Bild 2 hält eine Stichprobe aus dem Pflanzenbestande fest. In der Mitte (I ) eine (über den Durchschnitt günstig entwickelte) Pflanze von dem ungedüngten Stück. Die Pflanzen 2 und 3 sind den gedüngten Flächen entnommen. Was das Bild nicht erkennen läßt, ist die gelbgrüne Farbe der trotz ihrer Größen entwicklung Hunger leidenden Pflanze 1, der gegenüber die Pflanzen 2 und 3 ein geradezu schwarzgrünes Aussehen haben. Daß alle Pflanzen aus der ungedüngten Fläche unverzweigt sind, während die von den gedüngten Flächen durchschnittlich 3—6 Triebe aufweisen, ist ausschließlich auf die Wirkung der Düngung zurückzuführen. Die Pflanzen wurden im Jahre 1915 während der trocke nen Mai-Juniperiode öfters und während der Sommermonate noch einige Male bewässert, die gedüngten genau so wie die ungedüngten. Im J ahre 1916 konnte das Gießen derselben auf wenige Ausnahmen beschränkt werden. Zwischen den Pflanzen 2 und 3 ist noch ein wesentlicher Unterschied be merkbar: die Pflanze 3 hat kräftigere Blätter und ist üppiger entwickelt als die von 2, und zudem sind bei der Pflanze 2 vereinzelt die Spitzen der Blätter eingetrocknet, was auf dem Abb. 1. Rhododendron, catawbiense. 2jährige Sämlinge. Die Pflanzen links von der Stecketikette haben auf 1 Quadratmeter 100 Gramm Nährsalz im zeitigen Frühjahr erhalten, die rechts der Etikette blieben ungedüngt. Aufnahme im Sommer des gleichen Jahres. Zu dem Aufsatz von Garteninspektor M. Löbner in Dresden-A. Originalaufnahme für das Handelsblatt.