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532 Handelsblatt für den deutschen Gartenbau usw. Nr. 45 Pflanze kann als dankbarer Winterblüher für Handelsgärtner nur warm empfohlen werden. K. k^ensis, eine Kreuzung der weißblühenden K. Bentii mit flammea, bildet eintriebige Pflanzen, deren locker verzweig ter Blütenstand oft gegen 200 ziemlich ansehnliche karminrosa farbene Blüten trägt, die besonders bei Licht eine gute Wirkung erzielen. Weniger schön ist der lange eintriebige Wuchs, und merkwürdig gestaltet sind die großen mit drei zylindrischen hornähnlichen Lappen versehenen Blätter. Als K. felthamensis bezeichnet man eine aus einer Kreu zung von K. flammea und K. Kirkü hervorgegangene Hybride mit leuchtenden Blumen und an K. Kirkii erinnernder bronze farbiger Belaubung. Von England aus ist dann noch eine K. „Excelsior" mit safranroten Blumen verbreitet worden, die aber in Deutschland wohl ziemlich unbekannt geblieben ist. Jedenfalls möchten wir allen Handelsgärtnern, die mit Privatkundschaft arbeiten oder an feinere Blumengeschäfte liefern, raten, mit der Kultur der einen oder anderen Kalanchoe- Art, vor allem aber mit K. flammea, einen Versuch zu machen. □ □ □ Der Obstbau an den Eisenbahndämmen. Tjie Teuerung des Obstes in diesem Herbst hat eine große — Anzahl von Vorschlägen zur Vermehrung der Obstanpflan- Zungen hervorgerufen, die bei den Behörden eine Wohlwollende Aufnahme gefunden haben dürften, was daraus hervorgeht, daß viele von ihnen Neupflanzungen vornehmen. Besonders scheint man die Eisenbahnverwaltungen für Anpflanzungen an Däm men, Einschnitten und auf zur Zeit noch unbebauten Ländereien interessieren zu wollen. Über die Zweckmäßigkeit solcher An pflanzungen an Bahnlinien kann man geteilter Meinung sein. Im großen und ganzen haben sich die Eisenbahnverwal tungen mit wenigen Ausnahmen diesen Vorschlägen gegenüber ziemlich ablehnend verhalten. Sie wenden ein, daß die zu bei den Seiten der Linie sich erstreckenden Baumreihen die Über sichtlichkeit der Strecke beeinträchtigen und daß der Baum bestand selbst, wenn er bei der Fahrt so schnell vorüberfliegt, ebenso der vornehmlich bei Sonnenschein in den frühen Morgen- und den späten Nachmittagsstunden schnelle Wechsel von Licht und Schatten das Auge des Lokomotivführers und Heizers störe und auch die Reisenden dadurch mehr oder weniger be lästigt werden. Andererseits ist man aber an den maßgebenden Stellen auch der Überzeugung, daß diese Mängel in nur ge ringem Umfang bestehen, besonders könne man an Kurven, an den Rändern tiefer Einschnitte die Bepflanzung lassen; es wird auch hervorgehoben, daß die Abneigung gegen Anpflanzungen in der Hauptsache auf diejenigen Beamten zurückzuführen sei, die diese Übelstände am meisten empfinden und deshalb geneigt sind, sie größer darzustellen, als sie in Wirklichkeit sind. Zu Unrecht hat man dagegen befürchtet, daß der den Lokomotiven entströmende Rauch die Bäume schädige und be sonders ihre Tragbarkeit herabsetze. Nachdem wir vor einigen Monaten an dieser Stelle auf die Gefährlichkeit der Rauchgase für den Pflanzenwuchs in einem Artikel näher ein gegangen sind, liegt diese Befürchtung ja nahe. Daß sie un begründet ist, hat seinen Grund in der schwefelarmen, guten Kohle, die die Lokomotiven zur vollen Leistungsfähigkeit be dürfen, und in der Fahrt, welche den Rauch schnell entführt und zur Unschädlichkeit verdünnt. Dagegen wird nicht mit Unrecht von den Behörden darauf hingewiesen, daß bei dem außerordentlich schnellen Aufschwung des deutschen Eisen bahnverkehrs allzuoft die Notwendigkeit eintreten kann, kaum tragbar gewordene Obstanpflanzungen schon wieder herauszu nehmen, um Doppel- oder Überholungsgeleise zu legen oder sonstige Streckenarbeiten vorzunehmen. Die Befürchtung, daß die Bahndämme an Festigkeit ver lieren, weil die notwendigen Baumscheiben bei Regenfällen auf weichen, hat sich bis jetzt nicht bestätigt gefunden. Eher kann man das Gegenteil behaupten, die Dämme haben infolge der Durchwurzelung an Festigkeit gewonnen. Am lästigsten hat sich bis jetzt der Umstand bemerkbar gemacht, daß der Boden an den Eisenbahndämmen oft sehr trocken ist, obwohl das nicht in einem Maße der Fall ist, wie es angenommen werden könnte, weil das Wasser an den Schienen und Schwellen einen gewissen Widerstand leistet und vor dem Abfließen ziemlich bewahrt wird. Auf ausnahmsweise trockenen Böden und auf solchen, die stark kieshaltig sind, sollte man allerdings von der Anpflan zung von Obst möglichst absehen, zumal zum Krebs neigende Apfelsorten da unverhältnismäßig leicht und stark Von dieser Krankheit befallen werden. Als schwierig müssen auch die Verhältnisse an den Böschungen von Einschnitten bezeichnet werden, da der bloßgelegte rohe Böden tot ist und nur sehr langsam Leben gewinnt. Es bleibt unter solchen Umständen nichts weiter übrig, als sehr geräumige Pflanzlöcher auszuhebn und mit guter Erde anzufüllen. In diesen Einschnitten leiden auch die Bäume sehr ah Spätfrösten, besonders an den der Sonne zugewandten Hängen, weil sich unter dem Einfluß von Schutz und Wärme die Bäume vorzeitig entwickeln und in diesen Einschnitten sich die eisigkalten Morgenwinds besonders unangenehm bemerkbar machen, Auch Hagelschlag und Frost schaden sehr, desgleichen sind heftige Winde und Trockenheit oftmals die Ursache des Absterbens von Obstbäumen. Von den Obstgattungen, die zur Anpflanzung ah Eisen bahndämmen geeignet sind, verdienen die Sauerkirschen in Form von Büschen in erster Linie genannt zu werden. Wo guter Boden vorhanden ist und auch die klimatischen Verhält nisse günstig liegen, haben sich auch Quitten bewährt. Ganz allgemein genommen sind beim Kernobst Halbstämme allen anderen Baumformen überlegen und zwar sind die Birnen den Äpfeln vorzuziehen. Das wird vielleicht vielfach ver wundern, ist aber durchaus natürlich, da die tiefwurzelnde Birne der Bodentrockenheit besser begegnen kann. Daß Zwergbäume nicht angepflanzt werden dürfen, versteht sich wohl von selbst. Die beste Sauerkirsche für Eisenbahngelände dürfte die Ostheimer Weichsel sein. Unter den Birnen Sorten seien folgende zur Anpflanzung empfohlen: Boses Flaschenbirne, Gute Graue, Gute Louise von Avranches, Neue Poiteau, Rote Bergamotte, Stuttgarter Geißhirtel und Williams’ Christbirne. Die zur Anpflanzung an Bahndämmen geeignetsten Äpfel dürften sein: Baumanns Renette, Charlamows^, Danziger Kantapfel, Geflammter Kardinal, Großer Bohnapfel, Grüner Fürstenapfel. London-Pepping, Parders Pepping, Prinzenapfel und Roter Trierscher Weinapfel. Für diejenigen Baumschul- und Gärtnereibesitzer, die von der Eisenbahnbehörde um Rat in der Frage einer Bepflanzung von Eisenbahngelände angegangen werden, dürften vorstehende Ausführungen, wie wir hoffen, von einigem Nutzen sein. E- □ • • Paeonia arborea. Von K. Gürtler in Frankfurt am Main. Tie baumartige Paeonie ist schon in den ältesten Gärten zu — finden, oft in Exemplaren, die Menschenalter überdauerten, trotzdem ist dieselbe in den Gärten der Neuzeit nicht mehr so häufig anzutreffen als in älteren. Es mag das seinen Grund darin haben, daß vielen Landschaftsgärtnern kein entsprechen des Pflanzmaterial zur Verfügung steht, denn nur wenige Ge schäfte befassen sich mit der Anzucht dieser Pflanze, doch sollte dieser prächtige Einzelstrauch viel mehr Verwendung finden. Die Paeonie liebt einen kräftigen, milden Boden, und zwar sagt ihr ein leichter, gut gedüngter Lehmboden besonders zu, trockene Böden sind ungeeignet, ebenso wirklich nasse. Die Vermehrung geschieht durch Veredlung auf Wurzeln der Paeonia sinensis. Starke, mehrjährige Wurzeln werden im August—September den Pflanzen entnommen, mit Reisern der P. arborea im Geißfußverfahren veredelt und in halb warme, gut geschlossene Kästen gesetzt, die gut schattiert werden müssen. Nach einigen Monaten sind die Veredlungen angewachsen und