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530 Handelsblatt für den deutschen Gartenbau usw. Nr. 45 Zunächst könnten wir da voraussetzen, daß der Bauherr Bildung und Geschmack besitzt. Wir können annehmen, daß er im stillen wohl Hoffnungen und Wünsche hat, daß er sich so etwas wie ein Gartenbild im Geiste zurecht gelegt hat. Wir können sicher sein, wenn der Auftraggeber in Gartenfragen auch ein Laie ist, daß er unseren fachlichen Erläuterungen folgen wird und ihnen Verständnis entgegenbringt. Oft haben wir es auch, ohne es zu ahnen, mit kunstsinnigen, weitgereisten Per sönlichkeiten zu tun, welche in Gartenfragen auch ohne „tech nische Fachbildung und Pflanzenkenntnisse“ sehr weiten Ge sichtskreis und feines Gefühl haben. Will man da nun mit einem hübschen Plan und Schaubildern hin und den Mann überzeugen, daß dies die einzige richtige Lösung ist? Ein be freundeter Architekturprofessor sagte mir einmal:, wer für ein Haus u. s. w. einen endgültigen Entwurf bringt, ist entweder kindisch oder zu ordentlicher Arbeit zu faul. Es mag schon ärgerlich sein, wenn man sich mit dem Plan und den Bildern so viel Mühe gegeben hat und sie finden nicht die erhoffte Auf nahme. Mancher wird auch nur deshalb mit allen Mitteln ver suchen, den Auftraggeber für eben diesen Plan zu gewinnen, um weitere zeichnerische Arbeiten zu ersparen, zumal er soviel Mühe bei dem ersten Entwurf aufgewandt hat. Sowohl im geschäftlichen als fachlichen Belang ist diese Stellungnahme jedoch grundfalsch. Im geschäftlichen Belang deshalb, weil sich bei den ersten Entwurfsbesprechungen an der Hand eines Planes überhaupt erst die Wünsche des Auf traggebers deutlicher äußern und meist zu Änderungen An regung geben, die für die bessere Plangestaltung von grund legender Bedeutung sein können. Hieraus ergeben sich oft Änderungen, welche die Arbeit auch für uns „verdienstlicher“ gestalten. In fachlicher Beziehung ergeben die ersten Bespre chungen meist eine erhebliche Verbesserung des Planes, da manches, was zunächst nur andeutungsweise gegeben werden konnte, eingehend durchgebildet werden kann. Wir stecken ja noch in den Anfängen der Gartenkunst und die meisten ahnen ja kaum, welche Möglichkeiten noch ungeweckt schlummern. Daher sollte man schon bei den ersten Vorbesprechungen mit dem Bauherrn im Unterlagsplan soviel als möglich hineinskiz zieren, um wenigstens zunächst die allereinfachsten Wünsche des Bauherrn zur weiteren Bearbeitung festzuhalten. Und hat man keinen Unterlagsplan, so mag der Merkblock aushelfen. Lose Blätter sind am Reißbrett brauchbarer als im Merkbuch geheftete, deren Hin- und Herblättern leicht verwirrt. Beim Entwurf zeigt es sich nun, daß die Arbeit eine ganze Reihe Möglichkeiten zuläßt. Es empfiehlt sich dabei, zunächst in kleinerem handlichen Maßstabe drei bis sechs verschiedenste Planskizzen in Bleistift anzufertigen, wobei man sich auf die hauptsächlichsten Dinge beschränkt, auch Zirkel und Lineal am Nagel hängen läßt. Einige kleine flotte Skizzchen in Bleistift mögen jene Teile in der Ansicht zeigen, die das Interesse beson ders fesseln könnten. Zu alledem genügt dünnes Pauspapier, von welchem wir auch einige leere Blätter mit zur Besprechung nehmen, um hier weitere Wünsche des Bauherrn einzutragen. Alles dies erfordert zunächst nicht erheblich viel Aufwand, und vor allem lassen sich so unbehindert Änderungen anbringen. Hiernach wird man schon soweit Klarheit haben, daß man in ein bis drei ähnlichen Skizzen den Willen des Bauherrn ziem lich deutlich umschreiben kann, so daß bei dem dritten Bei sammensein die beiderseitigen An- und Absichten sich zum end gültigen Entwurf abklären. Bei großen Aufgaben werden weitere Vorentwürfe erwünscht sein, bei kleineren wird man nach der zweiten Besprechung mit den Vorskizzen schon erfahren haben, welcher Weg der vielen beschritten werden soll. Nun erst wird man den eigentlichen Entwurf beginnen. Auch dieser endgültige Ausführungsentwurf ist, wenn er in Blei stift fix und fertig ist, auch die Schaubilder in Bleistift fertig vorliegen, nochmals zu besprechen, um noch etwa gewünschte Änderungen anbringen zu können. Diese Zeichnung ist auf das sorgfältigste zu bearbeiten, denn alle Arbeitspläne, Berechnungen, Kostenanschläge und Einzelzeichnungen bauen sich auf diesem Entwurfsblatt auf. Hiervon erhält dann der Bauherr einen guten Schauplan in sauberster Ausführung sowie gute Schaubilder. Es ist ohne weiteres ersichtlich, daß dies Verfahren die Arbeit vereinfacht. Gewiß erfordert es einige Besprechungen mehr. Man braucht aber dann nur eine gute Planarbeit, welche sich aus den leichten Vorskizzen logisch herauskristalli siert. Die Arbeiten werden zudem mit ihrem Fortschreiten besser. Fängt man mit dem pomphaften Prunkplan an, ist eine Besserung meist ausgeschlossen. Da selten jemand Lust hat, zu jedem Änderungsvorschlag wieder mit bunten Schauplänen an zutreten, werden die Pläne mit dem Fortschreiten der Arbeit immer minderwertiger und machen auf den Bauherrn den un günstigen Eindruck, als verlöre man das Interesse an der Sache. Letzteres hätte dann die bekannte Rückwirkung auf die Bewilli gungsfreudigkeit des Auftraggebers, welche ganz von selbst ihre Nachwirkung auf die gelieferte Arbeit äußert. Bis zu einem gewissen Grad ist ja der Kostenpunkt Neben sache. Man kann zu demselben Preis gut und schlecht arbeiten. Und wenn ich die vielen schlechten Anlagen betrachte, muß ich sogar sagen, daß in ihnen bedeutend mehr Kosten aufgewandt sind, als wenn man sie gut gemacht hätte. Somit wäre der richtige Weg zum Entwurf der folgende: Zunächst eine ganze Reihe Möglichkeiten zur Besprechung stellen, dabei taktvoll beraten und dem Bauherrn die Führung überlassen. Dabei wären die Wege vprzuschlagen, die die Wünsche des Auftraggebers am besten erfüllen könnten, so daß er schließlich von selbst auf ein Ziel losgeht, welches wir dann endlich im Entwurf herausarbeiten. Wie man jene Herrschaften „bedient“, die keinen eigenen Willen haben und sich einen Garten machen lassen, wie sie etwa sich einen Hut aufschwatzen lassen (es ist dies leider noch die Mehrzahl), ist allgemein bekannt und beliebt, so daß ich nicht näher darauf einzugehen brauche. Wenn ich in obigem Anregung gebe, dem Entwurf etwas mehr Sorgfalt in den Vorarbeiten zuzuwenden, so hoffe ich da mit auch einen Weg zur Arbeitserspamis und zur Hebung der Güte unserer Leistungen angedeutet zu haben. □ □ □ Eine empfehlenswerte Fettpilanzengattung für den Handelsgärtner. E s herrscht, wie bekannt schon seit Jahren, besonders in den Kreisen der Blumengeschäftsinhaber, die Klage über das ewige Einerlei im Pflanzenangebot. Diese Klage ist auch mehr als berechtigt und es ist darüber schon manches Wort ge sprochen und geschrieben worden, aber von einer wirklichen Besserung der Verhältnisse ist nicht allzuviel zu spüren. Hier und da findet wohl ein kleiner Anlauf statt, aber es sind immer nur einzelne, es fehlt an einem allgemeinen zielbewußten Streben. An Blütenpflanzen, die dem bestehenden Mangel entgegen wirken können, fehlt es wirklich nicht, und die Auffrischung der Handelskulturen durch die Aufnahme neuer oder schöner alter, aber vergessener Blüten- und Blattgewächse könnte diesen nur zum Vorteil sein. Gleich mit großen Kulturen anfangen, das darf man freilich nicht, vielmehr lasse man sich angelegen sein, zunächst einige kleine Sätze von Pflanzen auf ihre Verwendbar keit auszuproben, um zu sehen, welche Aufnahme sie im Markt verkehr und beim Blumenhändler finden. Eine Pflanzengruppe, die z. B. von Handelsgärtnern viel mehr beachtet werden sollte, besitzen wir in einer Anzahl von Fettpflanzen oder Sukkulenten, jenen saftstrotzenden Gewäch sen, die immer ihr Publikum finden, weil sie neben einer aus geprägten Tracht auch eine gewisse Genügsamkeit in Bezug auf Kulturanforderungen verbinden, mit einem Wort gesagt, gute Zimmerpflanzen sind. Unter diesen Fettpflanzen nimmt die Crassulaceen-Gattung Kalanchoe als Blütenpflanze eine bevorzugte Stellung ein, die sich z. B. neben der früher viel gepflegten und auch heute noch in vereinzelten Betrieben geschätzten Rochea falcata