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Nr. 42 Handelsblatt für den deutschen Gartenbau usw. 499 Je höher der Gehalt an Humusstoffen ist, um so wertvoller ist der Lehmboden, weshalb die milden, humosen Lehmböden zu den fruchtbarsten Erdarten gehören, in denen die meisten Kulturpflanzen ihr Gedeihen finden, vor allem auch Obst und ebenso alle anderen Baumschulartikel, Erdbeeren und Kar toffeln. Der Maßnahmen, um Lehmböden ertragsfähiger zu machen, gibt es eine ganze Zahl. Früher gab der Landwirt in jedem dritten oder vierten Jahre eine kräftige Stalldüngung und dazwischendurch noch eine schwächere. Außerdem suchte man noch eine Verbesserung durch Ätzkalk oder Knochenmehl herbeizuführen. Die Neuzeit hat aber auch hier Wandel ge schaffen, insofern zunächst der Praktiker nur die Pflanzen und Sorten anbaut, die sich ganz besonders für seinen Boden eignen, dann aber auch, indem er eine Verbesserung des Bodens durch eine wirtschaftlich zweckmäßige Düngung mittels Chilisalpeter, schwefelsaurem Ammoniak, sowie Phosphaten und Kalisalzen erstrebte. Von Pflanzen, die für das Vorhandensein von Lehm böden bestimmend sind, nennen wir den krausen Sauerampfer, die Zichorie, den Löwenzahn und die wilde Möhre; der Ackerschachtelhalm und der kleine Sauerampfer wachsen be sonders auf kalkarmen Lehmböden. 3. Tonböden. Unter diese Bezeichnung fallen alle jene Böden, die mehr als 50% Ton aufweisen. Tonböden sind gewöhnlich schwer zu bearbeiten und im allgemeinen für den Anbau von Pflanzen nicht allzu günstig. Die ungünstigen Eigenschaften des Tonbodens bestehen in seiner Zähigkeit, die das Eindringen der Pflanzen wurzeln erschwert, ferner in der nur langsamen Aufnahme von Wasser, sowie der Neigung, in trocknen Zeiten zu schrumpfen, wodurch Risse und Sprünge entstehen. Jauchedüngung, sowie die Anwendung von Chili salpeter soll man auf Tonböden vermeiden, dafür sollte man kohlensauren Kalk und Knochenmehl dem Boden zuführen. Bezeichnend für kalkarme Tonböden ist das Auftreten des kletternden Labkrautes (Galium aparine), sowie der Acker saudistel, während das oft massenhafte Auftreten des Huf lattichs kalkreichen Tonboden anzeigt. 4. Sandböden. Diese gehören zu den sogenannten leichten Bodenarten, da sie dem Eindringen der Wurzeln, der Luft und des Wassers keinen Widerstand entgegensetzen. Sie besitzen wenig Bindigkeit und neigen leicht zum Austrocknen, besitzen also Eigenschaften, die sie von vornherein als Kultur boden nicht gerade empfehlenswert erscheinen lassen. Doch spricht dabei vor allem auch die Mächtigkeit der Krume und die Natur des Untergrundes mit, von dem die Wasserversor gung der Pflanzen abhängt. Ist die Krume genügend tonhaltig und ruht sie auf einem starken Untergrund, so kann die Wasser versorgung als ausreichend betrachtet werden. Vorteilhaft ist das Vorhandensein von Grundwasser, in welchem Falle der Boden als kulturfähig gelten kann. Er ist auch dann leicht zu bearbeiten, zu jeder Zeit bestellfähig und liefert frühe und ergiebige Ernten in Obst, Gemüse und Kartoffeln. Unter lehmigem Sandboden versteht man einen solchen, der 1 0—20% Ton enthält; er wird zu einem sandigen Lehmboden, wenn sich der Tongehalt bis zu 30%’ steigert. Sandböden verlangen eine aufmerksame Pflege, da sie sehr zur Verunkrautung neigen. Es lassen sich. aber von ihnen bei entsprechender Behandlung mehrere Gemüseernten im Jahre erzielen. Als Düngung ist besonders das Unterpflügen von Luzerne, Lupine und Sera- della sehr zu empfehlen. Ferner ist die Zuführung von Kalk in Form von gemahlenem Kalkstein zu begünstigen, ebenso Gaben von Kainit. Dagegen sind Phosphate meistens nicht nötig, da die Bodenverhältnisse einer guten Wurzelbildung an und für sich förderlich sind. Kompost, Poudrette, flüssige Dünger oder Stallmist in geringen, aber öfter wiederholten Mengen leisten gleichfalls bei der Verbesserung recht gute Dienste und steigern die Ertragsfähigkeit in vorteilhafter Weise. Charakterpflanzen reinen Sandbodens sind das Heidekraut, die Grasnelke (Armeria vulgaris), der Katzenklee (Trifolium arvense) und der Besenpfriemen (Spartium scoparium). Für lehmige Sandböden sind bezeichnend Kornblume, Kornrade und Hederich. 5. Humusböden. Wie schon aus dem Namen hervörgeht, setzen sich diese Böden, die sich in mehrere Formen zerlegen lassen, hauptsächlich aus organischer Substanz zu sammen. Der Humus entsteht zum größten Teile durch Ver wesung pflanzlicher Reste. Ein Nährstoff im eigentlichen Sinne ist Humus nicht, wohl aber wirkt er durch die Verbreitung und Aufschließung der Nährstoffe, sowie durch seine ver bessernde Tätigkeit auf die physikalischen Eigenschaften des’ Bodens in höchstem Maße vorteilhaft ein. Der günstigste physikalische und chemische Zustand ist dann vorhanden, wenn der Boden jenen krümlichen Zustand angenommen hat, den man als Acker- oder Bodengare bezeichnet. Die physikalische und chemische Beschaffenheit der Humusböden ist übrigens eine sehr wechselnde. Humuserden nennt man vor allem solche, die ein Gemenge von mineralischen Teilen mit Humus dar stellen. Man unterscheidet zwischen milden und sauren Humus erden. Erstere zerfallen wieder in Mull- und Modererden. Unter Mullerden versteht man die, deren organische Bestand teile so gut wie völlig verwest sind. Mull ist die Humus substanz dieser Erde, die je nach dem Grade des Gehaltes stark oder schwach sein kann. Als Mullerdeböden sind auch die besten Ackerböden anzusprechen, sodann die besseren Wald böden und die Schwarzerdeböden, die besonders in Rußland und Ungarn stark vertreten sind und ebenso wie Niederungs- und Marschböden zu den fruchtbarsten Erdarten gehören, die kaum oder nur einer geringen Düngung bedürfen. Moder erden sind solche, bei denen zum Unterschiede von den Mull erden die organische Substanz noch nicht völlig zersetzt ist, so daß beim Austrocknen Humus und mineralische Bestand teile leicht voneinander zu trennen sind. Auch bei den Moder erden lassen sich je nach der Zusammensetzung und der Menge des enthaltenen Moders Unterschiede feststellen. Zu den Humuserden gehören auch die Heide- und Moorerden, die im Gartenbau bekanntlich eine recht große Rolle bei gärt nerischen Kulturen spielen, ebenso die Torferden, die, ehe sie in Kultur genommen werden, entwässert werden müssen. Auch die Zuführung kohlensauren Kalks und von Kalisalzen ist geboten. Pflanzen, die in der Natur besonders humusreiche Stand orte bevorzugen, sind z. B. das Bilsenkraut und der Stech apfel, dann die Brennessel, das Schöllkraut, Melde und vor allem Gräser. Groß ist die Zahl der Wiesen- und Wald humuspflanzen, zu welch letzteren auch Farne und Orchideen gehören. Für Moorböden sind besonders die Sumpfmoose (Sphagnum) bezeichnend; auf Torfböden wachsen Seggen- und andere Rietgräser, sowie die Sumpfglockenheide (Erica tetralix) und die insektenfangenden Sonnentauarten. E- □ □ □ Anzucht von Kartofieln und Ersparnis von Saatgut durch Massenstecklinge. Von Hermann Peplow in Bienrode (Braunschweig). D as unten beschriebene Verfahren, Saatgut bei Kartoffeln durch Anwendung von Stecklingsmaterial zu sparen, ist keineswegs neu, sondern wurde schon vor etwa 35 Jahren in der Erdmann sehen Gärtnerei zu Altdamm in Pommern angewandt, wo ich dasselbe kennen lernte. Wurde es hier an gewandt, um sehr zeitig Kartoffeln auf den. Markt bringen zu können und bei neuen, teuren Kartoffelsorten Saatgut zu sparen, so dürfte bei der jetzigen, nicht besonders guten Kartoffelernte und dem dringenden Bedarf an Kartoffeln für Ernährungs zwecke, dies Verfahren geeignet sein, zur Dehnung unserer Kartoffelbestände beizutragen, wenn mit den nötigen Ein richtungen versehene Berufsgenossen sich in den Dienst der Sache stellten. Versuche im Vorjahre ergaben gute Ergebnisse. Man setzt gute Saatkartoffeln im Januar und Anfang Februar in flache, mit trockenem Häcksel, Moos oder ähnlichem Material angefüllte Kästen dicht bei dicht, wobei die am stärk sten mit Augen besetzte Seite nach oben zu nehmen ist, und stellt