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Nr. 40 Handelsblatt für den deutschen Gartenbau usw. 477 Wo' kommen die Blattläuse her? Von L. Müllers in Kaiserswerth a. Rh. W er kennt sie nicht, diese kleinen Sauger, die in ungezählten Mengen an unseren Pflanzen auftreten? Wer hat nicht schon seinen Ärger und Verdruß mit ihnen gehabt und sich gefragt, wo kommen die Tiere mit einemmal her? Kaum sind die ersten jungen Sprossen im Frühlingssonnenschein erstanden, dann sind auch die Blattläuse da, und wenn man nicht gleich ganz ernstlich dagegen angeht, so wird man die Plage nimmer los. Wir haben Bekämpfungsmittel, aber die Anwendung der selben ist nicht immer so einfach und der Erfolg läßt auch manchmal sehr zu wünschen übrig. Es geht hier wie bei vielen anderen Schädlingen und Krankheiten der Pflanzenwelt, man muß vorbeugen und die Blattläuse nicht erst zur Entwicklung kommen lassen, sondern tunlichst ihre Brut schon vor der Ent wicklung vernichten. Um dieses zu ermöglichen und um die Bekämpfungsmittel richtig anzuwenden, ist es nötig, die Lebens weise und die Entwicklung der Blattläuse näher zu kennen. Nach ihrer Lebensweise kann man die Blattläuse in zwei große Gruppen einteilen: 1. Blattläuse, die ohne zeitweiligen Wirtswechsel leben, d. h. die ihr ganzes Leben auf ein und derselben Pflanzenart verbringen. 2. Blattläuse m i t zeitweiligem Wirtswechsel, d. s. solche, die einen Teil ihres Daseins auf einer anderen Wirtspflanze zubringen. Bei der ersten Gruppe entschlüpft im zeitigen Frühjahre aus dem auf der Pflanze überwinterten Ei ein ungeflügeltes Weibchen. Ohne vorherige Befruchtung durch ein Männchen bringt dieses Tier eine Reihe lebender Tiere zur Welt und zwar meistens ungeflügelte Weibchen, die sich gleichfalls unge schlechtlich vermehren. Ab und zu treten dabei geflügelte Weibchen auf, die nur den Zweck haben, die Brut auf andere Wirtspflanzen von der gleichen oder sehr nahe verwandten Art zu übertragen, damit sich neue Kolonien bilden. Sie vermehren sich hier gleichfalls ungeschlechtlich, indem sie lebendige Junge zur Welt bringen. Erst Ende Sommer entstehen die sogenannten Geschlechtsmütter. Diese können geflügelt oder ungeflügelt sein. Die Geschlechtsmütter bringen gleichfalls lebendige Junge hervor und zwar Männchen und Weibchen. Letztere sind immer, erstere bei vielen Arten flügellos. Die Weibchen legen nach erfolgter Befruchtung an einer versteckten und geschützten Stelle der Pflanze, die zur Überwinterung be stimmten Eier ab, aus denen dann im Frühjahre sich die jungen Blattläuse wieder entwickeln. An Apfelbäumen kann man im Winter diese Eier sehr leicht finden. Sie sitzen oft in sehr großer Zahl an den jungen, einjährigen Trieben und haben große Ähnlichkeit mit Schießpulverkörnchen. Diese Zweige sollten zur Winterszeit möglichst entfernt, oder durch geeignete Mittel die Eier vernichtet werden. Die Blattläuse der zweiten Gruppe haben neben ihrer Hauptnahrungspflanze, auf der sie den Sommer zubringen, eine andere Wirtspflanze, auf der sie zeitweilig leben und auf wel cher sich vielfach die Wintereier befinden. Die Stammutter geht auch hier aus dem Winterei hervor und bringt eine Anzahl ungeschlechtlich sich vermehrender Weibchen hervor. Anfangs sind diese ungeflügelt. Später, manchmal schon bei der zweiten Generation, treten geflügelte Weibchen auf, die von der Haupt pflanze auf eine Zwischenpflanze übergehen. Die Haupt pflanze ist meistens holzartig, während die Zwischenpflanze krautartig ist. Auf letzterer erscheinen während des Sommers noch eine Anzahl ungeschlechtlicher, ungeflügelter und ge flügelter Weibchen. Im Herbst werden auf diesen Zwischen pflanzen geflügelte Geschlechtsmütter erzeugt, die auf die Hauptpflanze zurückkehren und hier Männchen und Weibchen hervorbringen. Letztere legen nach der Befruchtung ihre Eier ab, die überwintern und aus denen sich dann im nächsten Jahre die neuen Blattläuse entwickeln. Der Schaden, den die Blattläuse anrichten, ist ein sehr großer. Er wird verursacht durch Entziehung von Saft, den die Tiere aussaugen, wodurch die Pflanzen im Wachstum gestört werden und sogar absterben können. An den Blättern sind oft Einkräuselungen zu bemerken. Auch scheiden die Läuse einen süßlichen Saft aus, der von Ameisen gern genascht wird; deshalb sieht man immer da, wo Blattläuse sind, auch Ameisen, und letztere haben an der Ausbreitung der Blatt läuse ein Interesse, und darum tragen sie dieselben an die jungen Triebspitzen, damit sich hier neue Ansiedlungen bilden. Die Ausscheidungen der Blattläuse, die man vielfach Honigtau nennt, überziehen die Pflanzenteile, manchmal siedeln sich in diesem schwarze Pilze an, dann spricht man von R u ß t a u. Durch diese Überzüge werden die Pflanzen oft sehr empfindlich in ihrer Lebenstätigkeit behindert. Je nach der Art der Pflanzen gibt es verschiedene Blatt läuse, ja man kann wohl annehmen, daß jede Pflanzenart ihre bestimmten Blattläuse hat. An Obstbäumen finden wir die Apfel bla 111 a u s (Aphis malt'), welche an den jungen Trieben und den Blättern des Apfel-, Bim-, Quitten-, Mispel- und Weißdornbaumes vorkommt. Die Birnblattlaus (Aphis piri) sitzt an der Unterseite der Bim- und Apfelbaumblätter. Sie wandert später auf die Wurzeln des Huflattichs. Die Pflaumen blattlaus (Hpolopterus pruni) verursacht ein starkes Ein kräuseln der Blätter der Pflaumen-, Zwetschen- und Aprikosen bäume. Im Sommer wandert sie auf die Blätter des Schilf rohres und kommt im Herbst auf die Bäume zurück, woselbst die Eier überwintern. Die Kirschenblattlaus (M^zus cerasi) ist eine bekannte schwarze Laus, die an der Unterseite der Blätter sitzt, welche verkümmern und schließlich abfallen. Die Johannisbeerblattlaus (Rhopalosiphum ribis) sitzt an der Unterseite der Blätter der Johannis- und Stachelbeersträucher und ruft durch ihr Saugen wulstige, gelb- oder rotgefärbte Wölbungen hervor. Sie wandert Ende Mai bis Juni auf die Stengel und Blätter der Gänsedistel und kommt Ende August auf die Sträucher zurück. Hier überwintert das Ei. Ganz besonders interessieren uns die Blattläuse an den Gemüsen. Der hier angerichtete Schaden ist oft sehr groß. Sehr gefürchtet ist die Blattlaus der Bohnen (Aphis evon^pmi). Sie kommt sowohl an den verschiedenen Bohnen arten, Busch-, Stangenbohnen und ganz besonders an den Puff bohnen vor, deren mehr oder minder gute Entwicklung ganz von dem Auftreten der Blattläuse abhängig ist. Außerdem findet man diese Art auch an Erbsen, Spargel, Schwarzwurzeln, Spinat u. a. Als Wirtspflanze kommt der Spindelbaum und der Schneeballstrauch in Betracht. Ende Juli beginnt die Rück wanderung zu diesen, und hier überwintert das Ei. So gibt es eine Unmenge Blattlausarten. Sie alle auf zuzählen, würde zu weit führen. Die Lebensweise der Blattläuse gibt uns Fingerzeige zu ihrer Bekämpfung. Nicht nur an den Pflanzen, an welchen sie den größten Schaden anrichten, soll die Bekämpfung allein vorgenommen werden, sondern auch an den Wirtspflanzen, wo sie nur einen Teil der Sommerszeit zubringen, und wo die Eier überwintern, da muß man gegen diese schädlichen und lästigen Schmarotzer Front machen. Sei es, daß die Pflanzen vernichtet werden, oder, daß man die befallenen Zweige ent fernt oder geeignete Spritzmittel zur Anwendung bringt. Aus rotten lassen sich die Blattläuse nicht, aber ihr Auftreten kann doch eingeschränkt werden. Je früher mit der Bekämpfung begonnen wird, um so sicherer ist der Erfolg. Frage 229 8. Besitzen die Abfälle von Schildpatt, die in Kammfabriken zu haben sind, Düngewert, wie groß ist derselbe und kommt er dem der Hornspäne gleich? Da Hornspäne zurzeit sehr knapp sind, die Schildpattabfälle jedoch zu haben wären, möchte ich gern den Wert davon kennen lernen. N. D.