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466 Handelsblatt für den deutschen Gartenbau usw. Nr. 39 interessanten Sammlung abgeschnittener Blütenstiele von Zonal pelargonien in zum größten Teile eigenen Züchtungen auf dem Plane erschienen. Es waren 22 Sorten, meist eigenartig schöne Färbungen. Uns gefielen am besten Apfelblüte mit ge krausten Blumen in einer zarten rosa Tönung mit weißem Auge; Farbenk.önig, sowohl durch die edle Form der Blume als das feurige Zinnober-Karmin auffallend, das nach dem Rande zu in Purpur verlaufend noch durch einen weißen Fleck in der Mitte wirkungsvoll gehoben wurde; Bornemanns Beste fehlte auch nicht, die, wo immer sie auch verwendet wird, sich tatsächlich als eine der besten niedrigen Gruppensorten erweist, die wir besitzen, und in ihrer leuchtenden, aber doch nicht auf dringlichen roten Farbe immer Aufmerksamkeit erregend. Sehr schön und wirkungsvoll sind auch die von der alten Meteor abstammenden Züchtungen Harr'p, leuchtend orangescharlach, und Pandora, eine orange-scharlachrote Sorte von großer Blüh- Willigkeit; Cermania entwickelt hellachsfarbige, sehr große und formschöne Blumen; bei Lill^ Hadenfeldt sind die unteren Blumenblätter hellkarminrosa, die oberen lachsrosa; Brocken schnee, ebenfalls eine großblumige niedrige und sehr buschig wachsende Edel-Zonalpelargonie, zeigt schon in ihrem Namen die Blumenfarbe an; eine weißblumige, gefüllte Sorte ist Gabriel Monod, die besonders auch als Winterblüher seitens der Handelsgärtner wie Schnittblumenzüchter Beachtung ver dient. Zum Schluß machen wir noch auf die neue Borne mann sehe Züchtung Bläuling aufmerksam, die sich nament lich als Balkonschmuck eignen soll. Die Färbung ist ein bläuliches Violett ohne jeden roten Fleck oder Schein, und auch das weiße Auge der einzelnen Blüte verschwindet in der Gesamtwirkung der in dichten Massen erscheinenden großen Dolden, so daß diese Neuheit auch als Gruppensorte eine ruhige Wirkung ausübt. Eine ganz hervorragende Kulturleistung stellten die Stau denblumen H. Deutschmanns aus Lokstedt dar, unter denen besonders die herrlichen Rittersporne auffielen, die von einer Schönheit waren, wie wir sie um diese Jahreszeit noch nie gesehen hatten und die von neuem den Wert bewiesen, der dieser Gattung als Schmuck- wie Schnittstaude innewohnt. Aus der Belladonna-Kla.sse waren vertreten: Lamartine, eine ein fache, leuchtend dunkelblaue Sorte; die bekannte Mr. /. S. Brunton mit leuchtend himmelblauen Blüten, und Theodora, kornblumenblau mit weinroten Spitzen. Von anderen, noch neueren Sorten sind besonders erwähnungswert The Lake, die wohl die größten Blumen besitzt, die man gegenwärtig in dieser Gattung kennt, sie sind halbgefüllt und von tiefdunkelblauer Färbung; Amos Perr^, mit sehr regelmäßigen, großen halb gefüllten Blumen, innen lilarosa, außen himmelblau; dann Zuster Lugten mit tief dunkelblauen, gefüllten flachen Blumen; ferner Lorenco de Medici und Corry mit riesigen Blumen. Den Delphinien schlossen sich ebenbürtig verschiedene Stauden phloxe an, worunter besonders Direktor Brodersen und Cruppen- königin auffielen? Sehr hübsch waren auch die Chrysanthemum maximum-Varietäten Magda am Ende und semiplenum; Hele- nium autumnale superbum rubrum, genannt das Goldlack-Hele- nium, wegen der dunkelbraunroten, lackfarbigen Blumen, sowie Geum coccineum fl. pl. „Feuerkugel“ mit den leuchtend karmin roten Blumen waren ebenfalls vertreten. Alles in allem lehrten die ausgestellten Blütenzweige, welch hohen Grad der Voll kommenheit Stauden erreichen können, wenn ihnen eine ver ständnisvolle Pflege zuteil wird. E- □ □ □ Über den Wert einiger Disteln der einheimischen Flora zu Zierzwecken. Von B. Voigtländer in Dresden-A. S ehr mit Unrecht werden die wenigen, wirklich sich zur Gartenausschmückung eignenden Pflanzen unserer Heimats flora meistenteils beiseite gelassen; einesteils wegen nicht ge nügender Kenntnis ihrer guten Eigenschaften, größtenteils aber auch weil es sich eben nur um „einheimische“ handelt, was in den Augen vieler Fachleute gleichbedeutend mit minderwertig ist. Im Verhältnis zur Anzahl der einheimischen Gewächse ist zwar die Anzahl derer, die im oben angeführten Sinne verwendet werden können, nicht gerade sehr groß, doch gibt es unter diesen so manche Art, die ausländischen Ver tretern derselben Gattung getrost als ebenbürtig zur Seite ge stellt werden kann; ja, einige sind sogar schöner und statt licher als jene. Und gerade weil es der Pflanzen nicht allzu viele sind, die uns die heimische Flora zu den verschiedensten Zwecken zur Verfügung stellt, sollten wir sie mehr gebrauchen und verwenden lernen. So stellt uns auch die Gattung Cirsium, von denen manche Arten auch unter Carduus gehen, von ihren einheimischen Vertretern einige zur Ausschmückung unserer Anlagen zur Ver fügung, die meines Wissens nicht oder wenigstens nicht wesent lich an Schmuckwert von ihren ausländischen Geschwistern übertroffen werden. Die stattlichste Art ist die zweijährige C. eriophorum, die wollköpfige Distel, die mit ihren tieffiederspaltigen, trotzig bestachelten, unterseits spinnwebig-wolligen Blättern und großen, wollig eingehüllten Blüten eine ganz passende Pflanze zur Belebung und Ausschmückung natürlich gehaltener Stauden pflanzungen ist, sich aber auch zur Zwischenstellung in lockere Gehölzgruppen eignet. Sie wird reichlich mannshoch und wächst bei uns auf sonnigen, unfruchtbaren, besonders kalkigen Hügeln und Abhängen, namentlich im südlichen Teile Thü ringens, im Rhein-, Main- und Moseltale, sowie in Böhmen und steht an Schmuckwert der von verschiedenen Geschäften geführten südosteuropäischen Zelenovskyi kaum nach. Eine andere brauchbare Art ist die blaßgelb blühende graue Distel, C. canum, die besonders im östlichen Deutschland und in Böhmen auf feuchten Wiesen zu finden ist, deren im Juni, Juli erscheinende und der Centaurea ruthenica ähnelnde Blumen auch abgeschnitten in Natursträußen zu verwenden sind, sie selbst aber mit ihrem dunkelgrünen, meistenteils ungeteilten haltbaren Blattwerk eine wohl zu gebrauchende Füllstaude für Rabatten und lockere Strauchgruppen ist. Auch die ungarische Distel, C. pannonicum, die z. B. an der sächsisch-böhmischen Grenze auf Gebirgswiesen und sonnigen, bebuschten Anhängen wächst, ist mit ihren blaßpurpurnen Blumen in gleicher Art und Weise zu verwenden und wächst sich in Gartenkulturen zu einer sehr hübschen Schmuckstaude aus. C. bulbosum ist eine weitere brauchbare einheimische Distelart, sie ähnelt sehr der schon erwähnten grauen und wächst auf Wiesen und Triften von der Provinz Sachsen an bis hinunter ins Maingebiet. Eine ganz ausgezeichnet schöne und in Kultur besonders gut zu ver wendende Art ist ferner die Alantdistel, C. heterophyllum, die bei uns auf feuchten oder nahrhaften Wiesen und Hängen höherer Gegenden wächst, wie z. B. im Riesengebirge, der Sächsischen Schweiz und im Erzgebirge, sowie in Nordböhmen. Sie wird bei nicht zu magerem Standort gegen 1 m hoch und ist mit ihren meist ungeteilten, unterseits schneeweiß-filzigen Blättern eine sehr passende, haltbare Staude zur Vorpflanzung vor Felsanlagen und Gebüschgruppen, wo sie durch Ausläufer selbst für Vermehrung sorgt. Ihre im Juni, Juli erscheinenden dunkelroten Blumen sind auch in Sträußen gut verwendbar. Zwei dekorative Vertreter der Gattung sind ferner auch C. erisithales, die klebrige, und spinosissimum, die vielstachlige Distel. Beide sind Gebirgskinder, z. B. der bayerischen Alpen, wo sie von der Ebene bis ziemlich hoch ins Gebirge steigen. Erstere ist die dauerhafteste, sie zeichnet sich durch tiefleierförmig gefiedertes, dunkelgrünes Blattwerk und gelbe, überhängende Blumen aus, die durch eine prachtvolle, weiße, dichte Bestachlung auffallen, so daß die ganze Pflanze im nichtblühenden Zustand sehr dem Acanthus spinosissimus ähnelt; Mitte Mai erscheint bei ihr ein schöner Blütenstand mit großen, den hellgelblichen Blumen fast gleichfarbigen Stützblättern, während C. erisithales mehr gegen den Sommer hin blüht. Beide sind prächtige Gesteinspflanzen und