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441 Handelsblatt für den deutschen Gartenbau usw. Nr. 37 quecksilberhaltigen Mitteln waren die Ergebnisse einigermaßen günstig. Diese Mittel sind jedoch sehr giftig, so daß, wenn man sie überhaupt anwenden will, größte Vorsicht am Platze ist. Außer auf die Ausmerzung der kranken Samen muß man natürlich auch auf die Beseitigung jedes Ansteckungsstoffes bedacht sein. Zu diesem Zwecke geht man die Anbauflächen, bald nachdem die Pflanzen heraus gekommen sind, durch und vernichtet die krank herauskommenden Pflanzen entweder durch Ausziehen und Verbrennen oder in der Weise, daß man die Pflanzen mit einem Stock, der nicht zugespitzt ist, tief in den Boden eindrückt und das Loch mit Erde schließt. Die kranken Pflanzen werden dabei so tief versenkt, daß sie auch bei der nachfolgenden Bodenbearbeitung nicht wieder an die Ober fläche gelangen, wo sie eine Ansteckungsgefahr bilden würden. Da ferner alle Teile erkrankter Pflanzen die Pilze über tragen können, muß man alle auf dem Felde, sowie bei der Konservenbereitung und Samengewinnung entstehenden Reste sorgfältig sammeln und verbrennen oder tief vergraben, auch wenn sich der Pilz nur wenig gezeigt hat. Bei Bohnen hat es sich als zweckmäßig erwiesen, die Samen nicht in Reihen zu legen, sondern immer zu je 4—5 in Abständen von etwa 50 cm. Dadurch wird ein lockerer Stand erreicht, der dem Auftreten des Pilzes nicht günstig ist. Aus denselben Gründen ist auch eine Anlage von Kammkulturen zweckmäßig, auch kann man mit Vorteil die Ränder der Spargelbeete zur Bohnen anpflanzung, besonders gut zur Heranzucht gesunden Samens verwenden. Gewissen Erfolg hat auch das Häufeln der jungen Pflan zen, da dadurch die oft am Stengelgrund vorhandenen Flecke bedeckt werden; sind sie klein, so kommen sie manchmal noch zur Ausheilung, sind sie dazu schon zu groß, so fault die Pflanze unter der Erde ab und die dort gebildeten Sporen kommen für die Weiterverbreitung kaum in Betracht. Wenn auch noch keine volle Sicherheit über das Verhalten der einzelnen Sorten gegen die Krankheit besteht, so wird man doch vorhandene Erfahrungen nach jeder Richtung hin aus nutzen und solche Sorten beim Anbau bevorzugen, die in der Gegend als widerstandsfähig gelten. Benutzt man dabei auch Saatgut dieser Gegend, so ist die Aussicht, gesunde Bestände zu erhalten, besonders groß, da man ja dadurch gesunde Samen erhält. Beim Samenbezug ist es unter Umständen wichtig, eine Prüfung der Samen auf den Gesundheitszustand vorzunehmen. Dabei verfährt man am besten in der Weise, daß man eine Probe der Bohnen oder Erbsen 12—1 Tag lang in Wasser einquellt und sie dann in Keimschalen auslegt. Als Keimbett benutzt man dabei aber nicht Sand, sondern Sägemehl, das man vorher in einem Beutel 5 Minuten lang in kochendes Wasser gebracht hat. Nach wenigen Tagen erscheinen dann die Pilze an der Oberfläche der kranken Samen, und auch an Flecken auf den austreibenden Keimlingen oder etwas später auf den Samenlappen erkennt man, ob man gesundes oder krankes Saat gut hat. Dabei kommen auch vielfach andere Pilze zur Beob achtung, die entweder wie z. B. Fusarium und Cephalothecium roseum ebenfalls die Samen angreifen können oder die sich auf den durch die Brennfleckenpilze befallenen und getöteten Ge weben nachträglich arsiedeln. Gesunde Saat muß bei dieser Prüfung frei bleiben von Pilzen, die die Samenlappen oder jungen Stengel angreifen. Am sichersten ist es immer, solche Untersuchungen von Pflanzenschutzstellen oder Samenprüfungs anstalten ausführen zu lassen. ) Erwähnt sei noch, daß das Flugblatt im Deutschen Reich für Behörden, gemeinnützige Körperschaften und Vereine sowie in einzelnen Abzügen auch für Privatpersonen durch die Kaiser liche Biologische Anstalt für Land- und Forstwirtschaft zu Berlin-Dahlem (Post Berlin-Steglitz) unentgeltlich zu beziehen ist; außerdem ist es bei der Verlagsbuchhandlung Paul P a r e y , Berlin SW. 1 1, Hedemannstr. 10-1 1, käuflich, und zwar der Abzug zu 5 Pf. bei Bezug von 1—99 Abzügen, zu 4 Pf. bei Bezug von 1 00—499, usw. □ □ □ Mehr Zimmerpflanzen! Von E. Rasch in Leipzig-Lindenau. E s ist wiederholt darauf hingewiesen worden, den Blumen liebhabern statt der Schnittblumen allein mehr Topfpflanzen anzubieten. Wer die Blumenhandlungen von heute mit denen von früher vergleicht, dem muß es auffallen, wie wenig Zimmer pflanzen angeboten werden. Abgesehen davon, wo der Blumengeschäftsinhaber selbst Gärtner ist und nicht nur Blumenhändler, finden wir Zimmerpflanzen selten und oft in einer Art aufgestellt, daß sie dem Käufer mehr als Laden schmuck, denn als Verkaufspflanzen in Erscheinung treten. Das Publikum klagt, dies muß ich fortwährend hören, über mangelhaftes Angebot bzw. geringe Auswahl von haltbaren Zimmerpflanzen in Blumenläden, und der Blumenhändler schreibt im Marktbericht: „Topfpflanzen sind wenig gefragt.“ Hier stimmt offenbar etwas nicht. Was ich in folgendem sage, trifft nicht allerorten zu, will also nicht oberflächlich verallgemeinert sein. Es mag hier aber auf Erscheinungen hingewiesen sein, welche nachdenklich betrachtet sein wollen. Wie allgemein bekannt sein dürfte, war früher und ist heute noch großenteils die Pflege von Zimmerpflanzen überhaupt die einzige Blumen pflege im Hause. Abgeschnittene Blumen werden nur als Ge legenheitsschmuck, auch als ständiger verwendet. Zimmer pflanzen blieben unbedingt die Hauptsache. Vor dem Kriege war in weiten Kreisen eine oberflächliche Lebensführung ein gerissen, die Leute waren mehr auswärts zum Vergnügen als daheim. Bei dieser Lebensführung mit ihren kurzen, hitzigen Genüssen war der Zimmerschmuck mit Schnittblumen, wenn nicht gar Kunstblumen, natürlich angebrachter als Zimmer blumenpflege, welch letztere ja eine edle Häuslichkeit und Familienleben voraussetzt. Der erhöhte Schnittblumenbedarf wurde seitens der Händler unter Zurücksetzung der Zimmer pflanzen noch mehr künstlich hochgetrieben, wozu die Einfuhr aus dem Süden gesteigert wurde. Infolge davon wurde die Anzucht der Schnittblumen im Süden wie bei uns immer weiter verbessert und gesteigert, da sie dem Zwischenhändler bessere Verdienstmöglichkeiten bot. Für anderes war bei ihm kein Sinn vorhanden. Der Schnittblumenhandel war um so ange nehmer, als der Züchter diese an die Blumenhandlungen besser absetzen konnte als Topfpflanzen, auch ihre Behandlung für die Ladenangestellten leichter war als die Pflege der Zimmer pflanzen. Erst unter solchen Verhältnissen und mangelhaftem Angebot ging der Topfpflanzenhandel zurück. Man wird mir einwenden, daß doch Topfpflanzen massen haft angeboten würden. Gewiß, Pflanzen und blühende Pflanzen sind reichlich da, aber es ist eben nicht das, was man eigentlich von alters her unter Zimmerpflanzen versteht. Einige Sachen finden wir ja, aber in ermüdender Fülle und Abwechs- lungslosigkeit. Es ist immer wieder dieselbe „Marktware“ in Massenvermehrung, die, bald abgeblüht, nicht lange im Zimmer bleibt. Lorrainebegonien, Alpenveilchen, Primeln, dazu die eingetopften Gartenpflanzen als Meteor-Pelargonien, Veilchen, Vergißmeinnicht, Aurikeln, Astern, Petunien und andere, die als „wertvoll für den Topfverkauf“ im Preisverzeichnis an geboten sind. Daneben immer wieder dieselben Azaleen, Rho dodendron, Farne, Palmen, Kamellien und Erica, oder ge triebene Pflanzen in Töpfen mit der bekannten Papier umhüllung, welche vor dem Gießen schützt. Alle diese „Markt pflanzen“, deren Wert ich keineswegs herabsetzen will, sind doch aber keine Dauerware für Winter und Sommer, jahr aus, jahrein in das Bürgerzimmer. In Nr. 41 des vorigen Jahrganges des Handelsblattes habe ich in den Ausführungen „Für den Blumentisch“ näher auf jene Pflanzen hingewiesen, die ich meine. Wir haben von den guten bewährten Dauerzimmerpflanzen genug Vorräte; die Vermehrung jetzt ergibt oft bis zum kommenden Herbst verkaufsfähige Pflanzen. Wenn man in manchen Blumenhandlungen für Zimmerpflanzen wenig übrig hat, weil weder der Ladeninhaber noch die Angestellten mit