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Nr. 35 Handelsblatt für den deutschen Gartenbau usw. 417 achten ist, daß das Treiben nur langsam und ohne Entwick lung großer Wärme erfolgen darf. Wertvoller ist entschieden Rhodotypus, zumal die großen weißen Blumen auch für den Schnitt und die Binderei verwertet werden können. Bei beiden Sträuchern ist zu beachten, daß sie, sowie die Blumen anfangen sich zu öffnen, kühl gestellt werden müssen, da die Blüten blätter sonst vorzeitig abfallen. Loniceren finden als Treibsträucher nur selten Be achtung, zumal die Blüten der eigentlichen Heckenkirschen weder durch ihre Größe, noch in der Färbung sonderlich auf fallen. Wer mit dem Treiben aber einen Versuch machen will, mag es immerhin tun; ein Fehlschlag wird es kaum sein, wenn die Sache richtig gehandhabt wird, d. h. wenn man kräftige, gutgenährte Pflanzen, die vom Frühjahr ab im Topf kultiviert sind, zum Treiben ansetzt und dieses selbst nur lang sam und bei mäßiger Wärme, höchstens 1 2 Grad, erfolgt. Zu empfehlen sind Lonicera tatarica mit ihren Formen und L. coerulea var. praecox. Eine besonders früh in Blüte tretende Sorte ist die herrlich duftende L. Standishi, die im Freien schon vor Laubausbruch ihre rötlich weißen Blumen hervorbringt. Von den schlingenden Arten der Caprifolium - Gruppe sei besonders auf L. sempervirens und deren Formen und Bastarde hingewiesen. Ein in Deutschland bisher kaum bekannter Strauch ist Loropetalum chinense. Einmal ist er noch sehr selten und zum anderen ist er wohl nur für sehr milde Lagen als Freiland strauch verwendbar. Es ist ein naher Verwandter der Hama melis-Arten, der durch seinen eigenartigen, schönen Flor auf fällt, der sich schon in den ersten Monaten des Jahres einstellt, weshalb man diesen Strauch in Töpfe pflanzen und ihn als Treibstrauch behandeln sollte. L. chinense ist ein niedriger, in seiner Heimat zu jeder Jahreszeit belaubter Strauch, der sich mit weißen, ins grünliche spielenden Blumen bedeckt, deren zenti meterlange Blumenblätter eine riemenförmige Gestalt besitzen und in der Knospenlage uhrfederähnlich nach innen eingerollt sind. Da der Strauch eine sehr leichte Blütenentwicklung zeigt und man ihn bei mäßiger Wärme im Gewächshaus gewiß schon im Januar in Blüte haben kann, sei er allen denen zur Kultur empfohlen, die mit feinerer Kundschaft zu tun haben, die gern einmal etwas mehr ausgibt, wenn sie dafür nur etwas Außerordentliches be kommt, das sich sonst so leicht nicht jeder Käufer leisten kann. In Deutschland ist der Strauch wohl nur in den Baumschulen von Herm. A. Hesse in Weener a. Ems vorhanden, in deren Katalog Topfpflanzen mit dem Preise von 2,50 M. das Stück verzeichnet sind. Der Wert der Staphyleen als Treibsträucher ist hin länglich bekannt. Wenn sie im letzten Jahrzehnt an Bedeutung verloren haben, so will das nichts weiter sagen, ist doch so manche schöne, alte Pflanze verschwunden und hat anderen Platz machen müssen, nicht weil sie weniger wertvoll und kulturwürdig gewesen wäre, sondern weil es eben die herr schende Zeitrichtung so verlangte. In der Treiberei blühen diese Sträucher alle willig. Die beste für diesen Zweck ist unzweifelhaft Staph^lea colchica und besonders die Abart Coulombieri grandiflora. Mit ihren weißen, an Maiblumen gemahnenden, duftreichen Blütentrauben bieten gutgepflegte Töpfe einen prächtigen Anblick. Zum Treiben sind dreijährige Pflanzen die besten. Zum Schluß sei noch Xanthoceras sorbifolia genannt, den man vor Jahren in Berlin und Umgegend auch als Treibstrauch in den Blumenläden bewundern konnte, der aber heute so gut wie unbekannt ist, aber der Vergessenheit entrissen zu werden verdient. In seinem Laubschmuck erinnert dieses schöne Gehölz an den Speierling oder an eine der fiederblättrigen Spier sträucher, wie z. B. Spiraea sorbifolia. Im Mai und Juni ent wickelt dieser Strauch im Freien herrliche Trauben großer weißer, im Grunde rot und gelb gezeichneter Blüten. Man kann von diesem herrlichen Gehölz, das in der Jugend aller dings etwas empfindlich und schutzbedürftig ist, außerdem etwas langsam wächst, schon zu Weihnachten und Neujahr blühende Pflanzen haben, die in ihrer ebenso schönen, wie eigenartigen Färbung sicher die Aufmerksamkeit auf sich ziehen dürften. Im Jahrgang 1914 des Handelsblattes haben wir eine Abbildung dieser Art nebst zwei Artikeln gebracht, auf die hiermit verwiesen sein mag. Da sich bereits an jungen Pflanzen die Blühwilligkeit offenbart, so sollte man diesen Strauch, der in Belaubung wie Blüte keine alltägliche Erschei nung darstellt und der in der Kultur und beim Treiben selbst keine Schwierigkeiten bereitet, wieder mehr berücksichtigen. E- Frage 228 7. Ich beabsichtige, im Herbst einige Dahlienbeete zu überdachen. Bis jetzt habe ich wenig Erfolg damit gehabt. Die Fröste setzen in hiesiger rauher Lage meist Mitte September ein, dann folgt oft ein Monat ohne Frost. Ist es nun ratsam und nicht zu teuer, bei genügendem Fenster- Vorrat Fensterverbinder zu verwenden und einen kleinen eisernen Ofen aufzustellen? Welches System Fensterverbinder hat sich am besten bewährt und wie teuer sind diese ? Ist ein Gerüst aus Kantholz etwa billiger? Würde ein Koksofen, wie sie bei Neubauten verwendet werden, verwendbar sein? H. A. Dem Überbauen von Schnittblumen zur Verlängerung des Flors so wie um denselben früher zu haben, steht noch eine große Zukunft bevor. Meiner Ansicht nach würde aber mit einem kleinen, leicht versetzbaren Kessel mehr zu erreichen sein, als mit Öfen. Ich hatte hier in Belgien Gelegenheit, einen solchen kleinen Kessel in Form eines flachen Hufeisens, der ungefähr 75 cm lang war, zu sehen. Das Rauchrohr kann von Ton oder Gußeisen sein und wird gleichzeitig als Kanalheizung mitbenutzt, denn bei fast allen Kesseln geht doch noch eine große Menge Hitze gleich zum Schornstein hinaus. Halle a. S. R i c h. H i e n s c h , z. Z. Landsturmmann. Frage 229 0. Am 2. Mai säte ich einen kleinen Garten mit Rasen ein, etwa 120—125 qm groß. Es sind drei schmale Streifen: 15X3, 9X3 (Vorgarten) und 17X3, ziemlich hinterm Haus gelegen. In dem Vorgarten liegen Beetstreifen je 2,50 m lang, 0,50 m breit. An dem Stück 9X3 und 17X3 zieht sich eine Staudenrabatte entlang, die Wegekanten sind mit Platten abgesetzt. Die Flächen sind im vorigen Herbst umgegraben und Dünger untergebracht, der alte Rasen war sehr verkrautet und mager. Der Vorgarten liegt schön sonnig, dem Gedeihen des Rasens günstig; der andere Teil, von Haus und Nachbarstrauchwerk umgeben, auch einige Bäume stehen noch auf dem Rasen, liegt ungünstiger, auch ist der Boden bindiger und magerer wie im Vorgarten. Verlangt wurde bester, dichter Rasen, so daß ich an Menge und Güte des Saatgutes nicht sparte; um volle Kanten zu haben, wurden die Kanten am Wege, an den Beeten und Rabatten dicht gesät. Auch der übrige Teil wurde dicht gesät, wie es bei kleinen Flächen üblich ist. Ich verbrauchte 20 Pfd. zu je 1,20 Mark. Der Rasen im Vorgarten erfreute nach einigen Tagen durch gleichmäßiges Aufgehen das Auge des Besitzers, auf dem anderen Gartenteil ging der Samen ungleichmäßig auf, dazu kam noch die kalte und nasse Witterung und das Tropfen von den Bäumen. So konnte man beobachten, wie die feinen Pflanzen gelb wurden und der Rasen gegen den Vorgarten zurückblieb. Auf wiederholtes Anraten des Besitzers mußte ich nachsäen, trotzdem ich erklärte, es wäre genügend Samen darauf; bei wärmerem und trocknerem Wetter sowie nach dem ersten Schneiden würden sich die Pflanzen bestocken und der Rasen würde ohne Nachsäen dicht genug. Auch ein Privat gärtner, der in nächster Nähe seinen Wirkungskreis hat und sich den Rasen betrachtet hat, sagte mir, der Rasen stehe dicht genug, er würde nichts nachsäen. Doch die Worte des Be sitzers über dünnen Rasen verstummten nicht, so daß ich noch 4 Pfd. nachgesät habe. Jetzt stellt es sich heraus, daß dem Besitzer unterbreitet worden ist, erstens ist der Samen zu teuer, ä 70 Pfg. für das Pfund beste Qualität ist der höchste Preis, weiter 50 g auf 1 qm. Eine Preisliste weist an 3 Pfd. auf