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Nr. 32 Handelsblatt für den deutschen Gartenbau usw. 382 ersten Hälfte des August ausgegossen, so wirken sie in ähn lichem Maße wie Nährsalzmischungen, die Blütenkeime stär kend. Die Jauche ist ebenfalls ein Düngemittel von stickstoff reicher Zusammensetzung. Nachteile sind mit dieser Nach düngung kaum zu befürchten. In feuchteren Böden und Lagen, in denen die Maiblumen gerne sogenannte Vorblüher bringen, mag vielleicht einige Vorsicht angebracht sein. Hier kann nur der Versuch an Ort und Stelle entscheiden, und nicht uner wähnt soll bleiben, daß die nachgedüngten Maiblumen in der späteren Treiberei fast überreichlich Blattwerk entwickeln, wes halb sie möglichst wenig warm und wenig geschlossen getrieben werden müssen. Im übrigen zeigten aber nach unsern letzt- jährigen Versuchen die nachgedüngten Maiblumen gegenüber den nicht behandelten Keimen in ihrer Güte einen derartigen Unterschied, daß ich mir eine Freude daraus mache, meine Berufsgenossen auf diese Kulturarbeit hinzuweisen. □ □ □ Vogelkirschen. Von H. Gold in Karlstadt a. Main. (Zugleich Beantwortung der Frage 2289.) Neben der St. Julienpflaume ist die Vogelkirsche diejenige, die bei der Anzucht die größten Schwierigkeiten in der Rein zucht macht. Es ist beim Bezüge von Wildlingen stets eine Vertrauenssache, reine Ware zu erhalten, da es in diesem Ent wicklungszustand unmöglich ist, die Echtheit festzustellen. Haben die Wildlinge weiten Stand gehabt, so sind Knospen und Zweige besser entwickelt und mehr charakteristisch, hin gegen bei dem meist engen Stand kommt dieses nie recht zum Ausdruck. Die echte weißrindige Vogelkirsche mit hellen Früchten, denn n u r u m diese handelt es sich, kommt in allen Kirschengegenden reichlich vor und liefert in guten Kirschen jahren Unmengen an Früchten, nur ist die Ernte etwas müh sam, wodurch sich auch der Preis für das Saatgut so hoch stellt. Das Saatgut sollte nur von solchen Bäumen gewonnen werden, wo keine schwarzfrüchtigen Sorten in der Nähe stehen, um jeder nachteiligen Befruchtung vorzubeugen. Würden die Wildlingszüchter die Früchte statt der gereinigten Steine kaufen, so könnten sie sich von der Reinheit überzeugen und ihren Wildlingskunden auch Garantie leisten. Verstehen kann ich nicht, daß man die Kirschensteine vom Ausland beziehen muß, wo doch in Deutschland so viel Gegenden damit reichlich gesegnet sind und es eigentlich nur am Ernten fehlt. Die seit längeren Jahren so vielfach angepriesenen reinen Vogelkirschen bringen immer noch einen großen Ausfall, jeden falls doch durch ungünstige Befruchtung. Vor dreißig Jahren bezog ich aus Breslau einen großen Posten Vogelkirschenwildlinge, die vorzüglich rein waren, nie mehr habe ich seitdem so gleichmäßiges, schönes Wildlings material erhalten. Vor vier Jahren erhielt ich aus Holstein Vogelkirschen, die sich dann zu einem Drittel als Sauerkirschen entpuppten und nur Brennholz lieferten. Die Wildlingszüchter sollten doch vorsichtiger beim Bezüge von Saatgut sein und müßten in solchen Fällen haftbar gemacht werden für den Schaden. Die echte weißrindige Vogelkirsche macht mittel starke, mehr konische Triebe, die Endknospen sind schwächer als bei den Süßkirschen, der Stamm ist in der Baumschule schön konisch, glatt, ganz hellrindig, Blatt mittelgroß, Knospe hell, auch die Rinde an den Jahrestrieben ist ganz hell, gegen über den schwarzfrüchtigen Sorten, die dunkle Rinde haben. Diese Schattierungen zeigen sich jedoch nur scharf, wenn den Pflanzen genügend Licht und der Sonne Gelegenheit zur Ein wirkung gegeben ist. Die soviel gesuchte St. Julienpflaume ist zurzeit überhaupt nicht mehr in leidlich reiner Ware zu haben, es ist nur ein Gemisch von Pflaumen, wenn es nicht vorwiegend die minder wertigen Zwetschen sind. Es bleibt hier nichts weiter übrig, als den Samen selbst zu ziehen, wie dieses bei den Rosen ja vielfach geschieht, um reine, einheitliche Unterlagen zu erhalten. Gern würde jeder tüchtige Fachmann, der den Wert guter Unterlagen zu schätzen weiß, den doppelten Preis zahlen, so bald er eine Gewähr für reines Wildlingsmaterial hat, da er dann doch sicher auf gleichmäßige Bestände rechnen kann und bei dem heutigen Material stets mit großem Ausfall rechnen muß. Die Zeit liegt nicht fern, wo man auch bei Aepfeln und Birnen diesem Punkte mehr Beachtung schenken wird. Es würde auch damit größerem Ausfall vorgebeugt, besonders aber auch wesentlich auf die Lebensfähigkeit und Fruchtbarkeit hin gewirkt. F r a g e 2 2 8 9. Ist die sogenannte ausländische Vogel kirsche, wie sie von manchen Baumschulen in Holstein 1913/14 bezeichnet wurde, wirklich eine reine, zur Hochstammzucht ge eignete Vogelkirsche oder ist es eine Sauerkirsche? Welche Erfahrung ist damit gemacht? Wie unterscheidet sich diese von der gewöhnlichen Vogelkirsche, Prunus avium, die von aus dem Auslande stammender Saat bezogen sind? Gibt es eine reine Bastard-Vogelkirsche, die zwischen echter Vogelkirsche und Sauerkirsche im Handel ist? S. M. Die seinerzeit von holsteinischen Züchtern verbreiteten Kirschen wildlinge, welche aus Samen der von auswärts bezogenen sog. „auslän dischen Vogelkirsche“ entstanden, entpuppten sich später als meistens saure, ferner halbsaure und süße Kirschen, alles mögliche schwach wüchsige Zeug. Zur Hochstammzucht sind diese meines Wissens dort nicht verwendet worden, die Brauchbarkeit derselben muß sich übrigens bereits herausgestellt haben. Die in der Natur, namentlich auch im Harz, in unzähligen Varietäten vorkommenden wilden Kirschen weichen in Stammbildung sowie Form und Farbe der Früchte alle mehr oder weniger voneinander ab. Zur Aussaat bestimmte Früchte sollte man nur von der ganz kleinfrüchtigen roten oder schwarzen süßen Vogelkirsche (Prunus avium) ernten. Diese Früchte haben verhältnismäßig großen Stein, sowie wenig Fleisch und Saft, der Baum hat eine weißliche Rinde, bildet schlanken, festholzigen, nicht allzu dicken Stamm und ist sehr wider standsfähig gegen Gummifluß. Sauerkirschen und sonstige Hybriden sind überhaupt zur Stammzucht ungeeignet, dagegen bilden die von der edlen Süßkirsche gezogenen Wildlinge ebenfalls guten, sogar dickeren Stamm mit bräunlicher Rinde, leiden aber gewöhnlich sehr an Gummifluß, was sich meist schon bei 3—4jährigen Bäumen in der Baumschule bemerkbar macht. Jedenfalls sind seinerzeit die Züchter bei diesen „ausländischen Vogelkirschen“ hineingefallen. Es ist gar nicht genug vor dem Bezug von Vogelkirschen aus unzuverlässigen Quellen zu warnen. Am meisten empfiehlt es sich, Vogelkirschen in Früchten zu beziehen, dagegen bleibt der Einkauf von Vogelkirschenwildlingen immer Vertrauenssache. Blankenburg-Harz. E. Fedder, Obergärtner der Fa. Conrad Trumpf f. Im Herbst 1913 habe auch ich ausländische Vogelkirschen be zogen und im Frühjahr 1914 aufgeschult. Selbige sahen hellrindig aus, ich hielt sie daher für eine besondere Sorte Süßkirschen. Wie groß war aber mein Erstaunen, als ich im Sommer an den Blättern erkennen mußte, daß 90 % Sauer- und nur 10 % Süßkirschen waren. Es blieb mir weiter nichts übrig, als den ganzen Kram im Herbst auszureißen und zu verbrennen, da Sauerkirschen zur Hochstammzucht ungeeignet sind. Auch mußte ich im Herbst 1914 feststellen, daß die Kirschen in meinem Boden wie andere Sauerkirschen dunkelrindig geworden waren. Die von mir hier genannten Pflanzen hatten keine Spur irgendeiner Ähnlichkeit mit Vogel kirschen aus dem Auslande oder mit solchen aus ausländischer Saat ge zogenen, sondern sind in Wuchs, Knospen- und Blätterbildung ganz anders geartet, ein richtiger ausländischer Sauerkirschen-Mischmasch, Eine Bastard-Vogelkirsche gibt es nicht und ist mir und auch niemals irgendwo bekannt gewesen. Es gibt nur Süß-, Vogel- und Sauerkirschen. Arnsberg i. Westf. A. Röhrig. Frage 229 0. Am 2. Mai säte ich einen kleinen Garten mit Rasen ein, etwa 120—125 qm groß. Es sind drei schmale Streifen: 15X3, 9X3 (Vorgarten) und 17X3, ziemlich hinterm Haus gelegen. In dem Vorgarten liegen Beetstreifen je 2,50 m lang, 0,50 m breit. An dem Stück 9X3 und 17X3 zieht sich eine Staudenrabatte entlang, die Wegekanten sind mit Platten abgesetzt. Die Flächen sind im vorigen Herbst umgegraben und Dünger untergebracht, der alte Rasen war sehr verkrautet und mager. Der Vorgarten liegt schön sonnig, dem Gedeihen des Rasens günstig; der andere Teil, von Haus und Nachbarstrauchwerk umgeben, auch einige