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369 Handelsblatt für den deutschen Gartenbau usw. Nr. 31 pflanzen in kräftige Lauberde, der etwas Heideerde zugesetzt ist, werden die Pflanzen nach der Durchwurzlung, die man, um schneller kräftige Pflanzen zu bekommen, durch Aufstellen in einem lauwarmen Kasten beschleunigen kann, wie die besseren Neuholländerpflanzen behandelt, d. h. man stellt sie in einem luftigen Haus auf oder bringt sie in den Schattenstellagen unter. Bei etwas Aufmerksamkeit und passendem Wetter wird man bald nochmals verpflanzen können, wozu man jetzt unter die Erde bis ein Fünftel gut verrottete Rasenerde oder leichtere lehmige Landerde mengt, aber nicht zu große Töpfe nimmt, und erhält dadurch bis zum nächsten Frühjahr ohne große Mühe mindestens Pflanzen in der Größe wie die im Bilde ge zeigte, die mit ihren großen, 3—4 cm langen, sehr schön karmin rosaroten, inwendig weißen Blumen und glänzend dunkelgrünen Blättern sehr ansprechen. Da sich die Pflanzen stark verästeln, ist ein regelmäßiges Stutzen nicht erforderlich und man schneidet nur die ganz mastigen Triebe zurück. Das Begießen geschehe, um nicht zu vorzeitigem Wachstum anzuregen, im Winter nur sehr spärlich, gerade nur soviel, daß das Holz nicht ein schrumpft, in der Blütezeit und in vollem Wachstum im Sommer dagegen reichlich, auch ein mehrmaliger Dungguß mit einem Volldünger, 2—3 g auf den Liter Wasser, tut den Pflanzen wohl. □ □ □ Convolvulus mauritanicus. E ine alte vergessene Schönheit ist diese Winde aus Nord afrika, und eine reizende Art, die aber bis auf den heu tigen Tag selten geblieben ist. Die kleinen, aber herrlichen blauen Blumen mit dem weißen Schlund und den gelben Staub gefäßen sind von bezaubernder Schönheit. Wie bei allen Windengewächsen tritt auch bei dieser in der Blumenkrone durch die gefaltete Knospenlage deutlich eine Sternzeichnung hervor. Die Blätter sind einfach, eirund-lanzettlich, wechselständig und kurz gestielt, die Stengel niederliegend. Letzteres Merk mal macht diesen Convolvulus zu einer prächtigen Ampel pflanze, die sich auch an sonnig gelegenen Baikonen gut ent wickelt. Während der Nacht sind die Blumen, wie auch bei den anderen Vertretern der Gattung, geschlossen. Sie sind nur von kurzer Lebensdauer, aber da sie sich in ununterbrochener Folge durch Monate hindurch ergänzen, wird dieser Übelstand reichlich ausgeglichen. C. mauritanicus ist kein Schlinger und braucht nicht so viel Platz wie andere Windegewächse. Er wächst zu kleinen, niedrigen Büschen heran und entwickelt Stengel, die im Höchst fälle 50 cm lang werden. Die ganze Pflanze ist mit weichen, weißen Haaren bekleidet. Als Ampelgewächs zeigt die Pflanze ein schmuckes Aussehen, und unter allen Pflanzen dieser Klasse bleibt diese Winde eine der zierendsten, namentlich zur Zeit ihres Flors. Als Kulturstätte im Winter kommt das Kalthaus in Betracht. In einem Gemisch von mildem Lehm, Laub- und Mistbeeterde nebst Sand gedeiht diese Winde vortrefflich. Die Vermehrung erfolgt durch Stecklinge, die man im zeitigen Frühling von den überwinterten Pflanzen, nachdem man sie etwas wärmer gestellt hat, gewinnt. Die Anzucht aus Samen erfolgt gleichfalls in den ersten Frühlingsmonaten auf halb warmem Fuß. E- illilililii! illiiiiilii 1 Kleine Chronik ee. IIIIIIIIII! illiiliÄi Zur Empfehlung der Alonsoa-Arten. Unter den Pflanzen, die von der Kölner Gartenbaugesellschaft zur Anzucht empfohlen wurden, weil sie durch ihren bis in den Winter hinein zu verlängernden Herbstflor berufen sind, den Bedarf an Schnittblumen und blühenden Topfpflanzen mit decken zu helfen, sei gleich an erster Stelle Alonsoa Warscewiczii genannt. Die Alonsoa-Arten sind niedliche, kleine Halbsträucher oder krautartige Pflanzen von mehr- oder einjähriger Lebensdauer mit vierkantigen Zweigen, gegenständigen oder wirtlig zu drei stehenden Blättern und in achsel- oder endständigen Trauben stehen den Blüten in Form der Torenien von meist scharlachroter Farbe, die gewöhnlich noch schwarze oder gelbe Zeichnungen im Schlunde der Blume aufweisen. Ihr Flor dauert vom Frühling bis in den Herbst und läßt sich durch entsprechende Folgeaussaaten bis in den Winter hinein verlängern, worin der Wert der Pflanze für den Handelsgärtner als Schnitt blume und für den Topfverkauf liegt. Außerdem sind in warmen Sommern die Zinnoberkräuter, wie man sie passend bezeichnen kann, sehr hübsche Ausstattungspflanzen für den Garten. Man zieht sie aus Samen heran und zwar nimmt man die erste Aussaat im März oder April vor. Die jungen Pflänzchen werden nun pikiert und später ent weder in Töpfe in sandige Mistbeet- und Lauberde gepflanzt oder ins freie Land. Von den späteren Aussaaten kultiviert man einen Teil aus gepflanzt im Mistbeetkasten weiter, den man im Herbst bei eintretender Frostgefahr oder schlechtem, regnerischem Wetter decken muß, während man den anderen Teil in Töpfe pflanzt und in einem Hause bei 5—10° C überwintern läßt. Auch durch Stecklinge lassen sich die Alonsoa-Arten vermehren, wofür die geeignetste Zeit das Frühjahr und der Hochsommer ist. Eine der bekanntesten Arten ist A. Warscewiczii mit scharlach roten Blüten in beblätterten Trauben und ovallanzettlich gezähnter Be laubung. Sie erreicht mit ihren schlanken Zweigen bis 80 cm Höhe. Außer dieser sind noch A. incisifolia und albiflora zu empfehlen; erstere bildet einen verästelten Halbstrauch, 30—60 cm hoch werdend mit gegen ständigen, tiefgezähnten Blättern und ebenfalls scharlachroten Blüten, die lockere endständige Trauben bilden und vom Mai bis Oktober er scheinen. A. albiflora ist eine der wenigen Arten, auf die die deutsche Bezeichnung nicht paßt, denn ihre Blume ist reinweiß, gehoben durch ein gelbes Auge. Diese weißblühende Pflanze ist besonders wertvoll für den Schnitt und die Kultur in Töpfen, zumal die Blütezeit bis in den Winter hinein anhält. Die Höhe der Pflanzen beträgt 45—60 cm. Beheimatet sind die Alonsoa-Arten in Mexiko und Südamerika. Systematisch gehören sie zur Familie der Scrophulariaceae, Unterfamilie Antirrhinoideae. E- Diascia Barberae. Diese niedliche, 20—25 cm hoch werdende, aus Südafrika stammende Scrophulariacee rechnet zwar mit zu den zweijährigen Gewächsen und kommt, im Herbst ausgesät, im Mai zur Blüte, läßt sich aber auch sehr leicht, im Frühjahr ausgesät und wie die besseren einjährigen Pflanzen behandelt, im selben Jahr und zwar vom Juli ab in Blüte bringen. Und da es eine wirklich hübsche und interessante Pflanze ist, die sich ge drungen und buschig baut, willig mit eigenartigen Blumen in verschiedenen roten Schattierungen blüht, und die Blumen ziemlich dauerhaft sind, lassen sich aus ihr gefällig aussehende, reichblühende Topfpflanzen er ziehen, die sicher leicht abzusetzen sind und den ganzen Sommer über im Blühen aushalten. Und wenn es auch nicht eine Pflanze zur Massen anzucht ist, so kommt mit ihr doch auch einmal etwas anderes, etwas nicht alltäglich Angebotenes auf den Markt, nach welcher Liebhaber gern greifen werden. Deshalb sei diese niedliche Pflanze besonders Gärt nereien, die ein besseres und wählerisches Publikum befriedigen müssen, sehr zu einem Versuch empfohlen, wo sie sich dann als eine vornehme, wenig Zeit und Ausgaben beanspruchende Topfpflanze einbürgern wird. Ihre Kultur ist wie die jeder anderen besseren Sommerblume, d. h. sie kann nicht ins freie Land, sondern muß im Kasten oder Haus aus gesät werden; durch zeitige Aussaat kann man schon im Juni schön blühende Pflanzen haben, welche man durch Folgesaaten immer wieder ersetzen kann. Da diese Diascia im Anfang sehr langsam wächst, ist es ratsam, ihr wöchentliche schwache Jauchegüsse oder Dunggüsse mit schwefelsaurem Ammoniak (3 g auf den Liter) zu geben, damit man sie bald „auf die Beine bringt“. Aber auch als Sommerblume ist sie sehr brauchbar und füllt ihren Platz als solche auf Rabatten und Plätzen, wo sie nicht von anderen Pflanzen unterdrückt wird, zur Zufriedenheit aus. Dresden-A. B. Voigtländer. Die Bastard-Indigosträucher. Unter diesem Namen faßt man die Arten der Gattung Amor pha zusammen, hübsche sommergrüne Sträucher mit zierlicher, unpaarig ge fiederter Belaubung und schönen, meist violettblauen in ährenförmigen Trauben stehenden Blüten. Man kennt etwa 10 bis 12 Arten, alle nordamerikanischer Herkunft, von denen A. fruticosa die bekannteste und am häufigsten angepflanzte ist. Schöner und empfehlenswerter ist aber A. canescens, die von niedrigem Wuchs und auch in allen Teilen zierlicher ist, weshalb sie sich auch recht gut zur Verwendung in Haus gärten eignet. Sie wird kaum meterhoch, und die ganze Pflanze besitzt einen weißfilzigen Überzug, der auf der Unterseite des Laubes einen mehr grauen Ton hat. Die gehäuften Blütenstände erfreuen durch die herrliche, violettblaue Färbung. Sie tritt etwas später als A. fruticosa in Blüte. A. micropht)lla erreicht meist nicht über 40 cm Höhe und bildet einen dichtverzweigten Busch. Die Blütenstände stehen meist einzeln und die Farbe der Blumen ist die gleiche wie bei den vorgenannten Arten. Während A. fruticosa mehr feuchte, selbst sumpfige Standorte liebt, sind die beiden andern Bestandteile der nordamerikanischen Prärienflora und bevorzugen daher mehr trockne Lage und einen sandhaltigen Boden, welchen Verhältnissen auch in der Gartenkultur Rechnung zu tragen ist. Im Frühjahr sind die Amorphen einem möglichst langen Rückschnitt zu unterwerfen, wodurch auch ein reicheres Blühen lierbeigeführt wird. Die Vermehrung kann sowohl durch Sommerstecklinge unter Glas erfolgen, wie auch durch Steckholzableger und Ausläufer. Auch ist natürlich die Möglichkeit einer Anzucht aus Samen gegeben.