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431 Handelsblatt für den deutschen Gartenbau usw. No. 27 Die Gartenbauwoche in Breslau und die Handelsgärtner. W ie uns die Leitung der Gartenbauwoche mitteilt, sind die Anmeldungen für die Teilnahme an den Breslauer Ver anstaltungen bis jetzt keineswegs geringer als im vorigen Jahr um die gleiche Zeit gelegentlich der Bonner Gartenbauwoche. Äusser allen grossen deutschen Verbänden, über deren Ver anstaltungen das in Nr. 24 veröffentlichte Programm Auf schluss gibt, halten folgende Verbände und Vereinigungen in der Zeit vom 6. bis 10. Juli in Breslau ihre Tagungen ab: Der Verband deutscher Privatgärtner, der Verein deutscher Rosenfreunde, und sieben Vereine ehemaliger Schüler deutscher Gärtnerlehranstalten. Vertreter haben bisher angemeldet: Das Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und Forsten in Berlin, das Reichs amt des Innern in Berlin, die meisten Regierungen und eine grosse Anzahl Behörden, die Bundesstaaten, die Landwirt schaftskammern Preussens, die meisten deutschen Gärtner lehranstalten und Gartenbauschulen, sowie viele Stadtver waltungen. Den Veranstaltungen und Versammlungen der Gartenbauwoche und des Gärtnertages kann jedermann, der sich eine Teilnehmerkarte für 2 Mark gelöst hat, beiwohnen. Teilnehmerkarten werden ausgegeben im Bureau des Orts ausschusses in Breslau, Gartenstrasse 82, Fernruf 3014, sowie im amtlichen Wohnungsnachweisbureau auf dem Hauptbahnhof in Breslau. Wie steht es nun mit der Beteiligung aus den Kreisen unserer Mitglieder? Wir hören aus Hamburg, dass es nicht einmal geglückt ist, die nötige Personenzahl für einen Sonderzug nach Breslau zusammenzubringen. Liegt es nur an der be kannten Sesshaftigkeit und Abneigung der Niedersachsen gegen das Wandern? Liegt es nicht im Interesse auch unseres Ver bandes, dass der Verlauf unserer Wanderversammlung so glänzend wie möglich wird? Haben nicht alle Teilnehmer der Gartenbauwoche in Bonn ein gutes Andenken von dieser Tagung mit nach Hause genommen? Oder fürchtet man, die mit dem Besuche Breslaus verbundenen Kosten? Allerdings wird von jedem Teilnehmer der Gartenbauwoche, auch von denen, die nur an unserer Wanderversammlung teilnehmen wollen, erwartet, dass er eine Teilnehmerkarte löst. Da der Ortsausschuss in Breslau ausschliesslich auf die Einnahmen aus dem Verkauf der Teilnehmerkarten angewiesen ist, und die Kosten für die Veranstaltung des Breslauer Unternehmens nicht unbedeutend sind, ist es auch für unsere Mitglieder eine Ehren pflicht, dieses kleine Opfer von 2 Mark für eine Teilnehmer karte zu bringen. Je zahlreicher aber die Teilnahme an allen Ver anstaltungen in Breslau ist, um so eindrucksvoller ist die Wirkung gegenüber der Allgemeinheit und den Behörden. Es trägt also ein jeder Teilnehmer durch seinen Besuch mittelbar zur Hebung unseres Standes bei! Deshalb möge jeder zurzeit noch Un schlüssige sich in letzter Stunde entschliessen, und auch die weitab ’m Norden und Westen wohnenden sollten die Gelegenheit benutzen, den Osten Deutschlands kennen zu lernen. &. Frage 1995. Welche nachweislichen Schäden sind durch Verzinkereien (nicht zu verwechseln mit Zink- hätten) an gärtnerischen Kulturen oder in Obstgärten und landwirtschaftlichen Betrieben entstanden? Es ist eine Ver zinkerei geplant, in welcher die durch Säuren gereinigten Eisen teile in Zinkbäder getaucht werden. Die sauren Gase und die Zinkoxydgase will man durch einen Kamin abführen, die Ab wässer der durch Kalk abgetöteten Säuren in einer Senkgrube versickern lassen. P: F. Die sauren Gase sind unter allen Umständen schädlich. Sie zer stören das Laubwerk, also das ernährende Organ, töten die eigentlichen Geschlechtsorgane ab (Staubfäden, Beutel, Griffel und Narbe), geben der Narbenflüssigkeit, welche die Keimung des Blutenstaubes, also die Be fruchtung zu vermitteln hat, saure Reaktion, machen sie gewissermassen giftig und verhindern daher unmittelbar oder mittelbar die Befruchtung. Sie sind also in dieser oder jener Beziehung, oft in mehrerer Beziehung sehr gefährlich, und die Gärtner haben deshalb allen Anlass, der Er richtung des geplanten Unternehmens mit Misstrauen entgegenzusehen. Die Baugenehmigung setzt voraus, dass die Baupläne öffentlich aus gelegt wurden, um Interessenten Gelegenheit zu Einsprüchen zu geben. Es kann daher nur geraten werden, sich die Pläne genau daraufhin anzu sehen, ob alle Massnahmen zur Beseitigung der Abgase getroffen sind. Es gibt hierfür heute sehr zweckmäßige Vorrichtungen. Wie dem aber auch sei; es ist immer von Nutzen, unter Hinweis auf die der Pflanzen kultur durch saure Abgase drohenden Schäden Einspruch zu erheben gegen die Genehmigung der Anlage. Freilich werden solche Einsprüche zumeist abgelehnt; aber sie bilden stets ein wichtiges Moment, wenn es später zu Schäden und Klagesachen kommt. Säureschäden lassen sich später leicht nachweisen. Die Baumkronen nehmen halbseitig Schaden, nämlich an den dem Werke zugekehrten Seiten, oder etwa an den Wipfeln, sofern sie über gegen das Werk hin schützende Mauern, Gebäude usw. ragen. Auch chemisch lassen sie sich mühelos ermitteln. Man wässert einige Kilogramm des beschädigten Laubes während 5—6 Stunden in destilliertem Wasser oder wäscht es darin aus. Färbt es rotes Lackmuspapier blau (dieses Papier ist in jeder Apotheke zu haben), ist Säure erwiesen. Ein hoher Schornstein für den Abzug der sauren Gase ist ja schätzenswert, aber kein unfehlbares Vorbeugemittel. Bei feuchter, trüber Witterung werden die Abgase zu Boden gedrückt, bei Windstille ruhen sie infolge ihrer Schwere über der Pflanzendecke auf dem Boden. Schnee und Regen binden die gasförmigen Säuren mit Wasser und Sauerstoff zu flüssigen, stark verdünnten Säuren, die als solche unmittelbar einwirken und besonders stark schaden. Das Eingehen der Koniferen in grossen Städten, in der Nähe von Industriegebieten beruht beispielsweise darauf, dass der oft wochenlang auf den Koniferen ruhende Schnee das bei der Steinkohlen verbrennung freiwerdende Schwefeldioxyd zu Schwefelsäure bindet und diese beim Auftauen durch Ätzen das Laub zerstört. Immergrüne und filzig behaarte Pflanzen leiden unter Rauchgasen mehr als solche mit glatter, lederiger Belaubung und alljährlichem Laubfall. Liegen gärtnerische An lagen in einer Talmulde, leiden die Pflanzen mehr als bei Höhenlage, im Osten des Werkes mehr, als im Westen. Die Unschädlichmachung der Abwässer, wie sie geplant ist, ist unbedenklich, wenn die Grube bis zu 1 Meter Tiefe betoniert ist und der Kalk genügend oft erneuert wird. Jena-Burgau. A. Janson. F r a ge 2 0 1 0. Gibt es ein Mittel gegen die sogenannte Rostfleckenkrankheit der Gurken in Mistbeeten? Die Krank heit tritt fast alljährlich in denselben Gärtnereien, oft schon in ganz neuen Betrieben, auf, während andere Betriebe, die mit unter sogar neben kranken Anlagen liegen, davon verschont bleiben. Die Krankheit kann daher, wie mir auch schon von der Geisenheimer Lehranstalt bestätigt wurde, keine tierischen oder pflanzlichen Schädlinge als Ursache haben. Sollte es an der Erdmischung liegen? Ein Versuch der Bekämpfung mit Kalkstaub hat nichts geholfen. J. G. Ich habe persönlich mit dieser Erscheinung nichts zu tun gehabt, aber in zahlreichen Fällen konnte ich doch meine Beobachtungen machen. In fast allen Fällen liegt ein leider in der Mistbeetkultur allgemein herrschender Fehler vor. Mistbeetkultur ohne eine poröse, humusreiche Erde ist unmög lich. Deshalb geht unser ganzes Trachten darauf hinaus, eine in unseren Augen sehr geeignete Erde zu geben. Die Mistbeeterde beliebtester Art ist jene, die aus dem verwesten Dünger zuvor abgeräumter Mistbeete ent standen ist. In physikalischem Sinne ist solche Erde freilich eine Idealerde, aber hinsichtlich ihrer Nährstoffzusammensetzung pflegen diese Erden be deutende Mängel zu haben. Nicht allein darin, dass ihr Nährstoffwert an sich bedeutend überschätzt wird. Normale, nicht durch Jauche oder Kunstdüngerbeimengung bereicherte Mistbeeterde hat selten mehr, oft ge ringeren Nährwert als gewöhnlicher, gut bearbeiteter, fetter Ackerboden. Ausserdem aber ist die Zusammensetzung derartiger Böden insofern höchst einseitig und deshalb mangelhaft, weil die Grundstoffe rein mineralischer Herkunft fehlen oder doch nur ungenügend vorhanden sind. Diesem Mangel wird auch damit nicht begegnet, dass, wie üblich, stark gejaucht oder der Boden im Umkreise der Pflanzen mit frischem, reinem Kuhdünger bedeckt wird, denn auch diese Düngung bereichert die Pflanze nur ein seitig, besonders mit Stickstoff, den die sehr rasch wachsenden Gurken allerdings ungemein stark verbrauchen. Bei der Gurke aber, wie bei allen sehr schnellwachsenden Pflanzen mit starker Gewebeerzeugung ist aber die Kalizufuhr fast noch wichtiger, weil der Kalibedarf sehr gross ist. Die übliche Erdbereitung bei der Mitsbeetkultur und speziell die übliche Düngung sind nicht das Richtige. Wir müssen mehr und mehr auf eine wirklich zweckmässige, systematische Kompost- und Mistbeeterdebereitung hinarbeiten. Reichlich Kalk, auf 1 cbm Erde je etwa % kg Thomasmehl und Kaimt im Herbst vor der Verwendung unter das Erdreich gegeben und sehr sorgfältig damit vermengt, beheben das Uebel sicher. Es tritt übrigens auch bei den gleichfalls sehr kalibedürftigen Selleriepflanzen auf, freilich derart, dass dort die Knollen innen vermorschen, d. h. lose, locker, schwammig im Gewebe ausgebildet werden und dann beim Kochen schwarz werden. Viele Gärtner führen dies auf das Jauchen zurück. In Wirklichkeit ist es das Fehlen bestimmter, sonst als unwichtig angesehener