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Nr. 19. Leipzig, 1. Oktober 1891. VI. Jahrgang. Eigentum des Verbandes der Handelsgärtner Deutschlands, Organ des Gartenbauverbandes für das Königreich Sachsen, sowie vieler gärtnerischer Lokalvereinigungen, herausgegeben unter Mitwirkung der hervorragendsten Fachmänner des In- und Auslandes. Das „Handelsblatt für den deutschen Gartenbau etc.“ erscheint am 1. und 15. jeden Monats. Abonnementspreis für Nicht verbandsmitglieder pro Jahrgang 7 Mk. 50 Pf.; für Verbandsmitglieder kostenlos. Redaktion: Otto Mohrmann, Leipzig-Lindenau, Geschäftsrührer des Verbandes der Handelsgärtner Deutschlands. Verlag: Expedition des Handelsblattes etc. Bericht der VIII. Jahresversammlung des Verbandes der Handelsgärtner Deutschlands zu Bonn vom 30. August bis 1. September 1891. 1. Sitzung Sonntag den 30. August. achdem der Vorsitzende, Hr. Mossdorf, die Ver sammlung kurz nach 8 Uhr eröffnet, teilte er mit, dass Hr. Bürgermeister Spiritus-Bonn die Liebenswürdigkeit haben wolle, den Ver band zu begrüssen. Hr. Bürgermeister Spiritus hielt darauf folgende Rede: Meine sehr verehrten Herren! Als Bürgermeister der Stadt Bonn heisse ich Sie na mens der Bürgerschaft - herzlich willkommen. M. H. Es ist.nicht Zufall, dass Sie Bonn als Sitz des Verbandstages gewählt haben, denn ich glaube, die Stadt Bonn bietet für Ihren Beruf und Gewerbe mancherlei, dass Sie schwerlich eine passendere und geeignetere Stelle hätten finden kön nen. Hat doch Bonn im benachbarten Poppelsdorf den Sitz der landwirtschaftlichen Akademie, wo diejenigen Rächer, welche auch die Grundsätze Ihres Berufes bilden, gelehrt werden. Finden Sie doch in den wunderschönen Gärten von Bonn diejenigen Pflanzen gezüchtet und veredelt, mit denen zu beschäftigen Ihr schönes Gewerbe erfordert, und ich möchte es als Aufmerksamkeit der Natur ansehen, dass sie gerade heute die. Victoria regia in schönster Blüten pracht dort vorführt. Doch nicht nur in diesem königlichen Institute, sondern auch in Bonn und Umgebung wird so viel Vorzügliches an Kunst- und Handelsgärtnerei geboten, dass Sie daselbst mancherlei vorfinden werden, was Sie sehr interessieren wird. Ferner bieten in Bonn die herr lichen Privatanlagen viel Beachtenswertes und ein Rund gang wird Ihnen manches Lehrreiche an die Hand geben. Aber, m.H., dasjenige, was Ihnen Bonn liefert, liegt noch in etwas anderem. . Ich glaube wohl, dass kein Beruf so sehr wie der Ihrige das innige Zusammenleben mit der Natur fordert. Wenn Sie Pflanzen veredeln, müssen Sie das Innere der Natur abgelauscht haben, Sie müssen Ver ständnis haben für das Schöne und Grosse, was die Natur bietet. Der Ihnen bekannte Gartenkünstler Lenne bat' ge wiss schon als Knabe, wenn er aus dem Elternhause her austrat und die Höhen des nahen Siebengebirges sah, das Erhabene und Schöne in der Natur tief empfunden und den Grundstein zu dem gelegt, welches ihn später befähigte die Gärten von Babelsberg, Charlottenburg und andere zu schaffen, welche der Familie unseres Kaiserhauses als Wohn sitz dienen. Und so denke ich, dass Bonn kein schlecht gewählter Ort ist. Ich hoffe mit der Bürgerschaft von Bonn, dass Ihre Versammlung in der Vaterstadt des grossen Lenn einen guten Verlauf nehmen und dass sie dadurch indirekt dienstbar sein wird dem Wohle des Vaterlandes.' Ich hoffe ferner, dass Sie sich in diesen Tagen hier recht wohl fühlen, dass dieselben sonnige, schöne. Tage für Sie sein mögen und Sie in Ihre Heimat zurückkehren mit dem Ge danken, in einer freundlichen Stadt gewesen zu sein, und mit der Erinnerung schöne Tage verlebt zu haben. M. H, ich bitte Sie, sich zu erheben. Wo immer deutsche Männer zu ernster Geistesthätig- keit zusammentreten, da ist es ein Gedanke, ein Gefühl das uns alle beseelt, ein elektrischer Funke der durch unser aller Brust geht, es ist unser Kaiser, es ist die Liebe für unsere Majestät, unter dessen Szepter Kunst und Han del blüht und die uns den Frieden erhält. M. H. Geben Sie diesem Gedanken Ausdruck in den Worten: Se. Ma jestät, unser allergnädigster Kaiser Wilhelm H. er lebe hoch! hoch! hoch! Begeistert stimmte die Versammlung in das Hoch ein und dankte darauf dem Redner für seine herzlichen Be grüssungsworte durch lebhaftes Händeklatschen.