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Nr. 18. Leipzig, 15. September 1891. VI. Jahrgang. Eigentum des Verbandes der Handelsgärtner Deutschlands, Organ des Gartenbauverbandes für das Königreich Sachsen, sowie vieler gärtnerischer Lokalvereinigungen, herausgegeben unter Mitwirkung der hervorragendsten Fachmänner des In- und Auslandes. Das „Handelsblatt für den deutschen Gartenbau etc.“ erscheint am 1. und 15. jeden Monats. Abonnementspreis für Nicht- Verbandsmitglieder pro Jahrgang 7 Mk. 50 Pf.; für Verbandsmitglieder kostenlos. Redaktion: Otto Mohrmann, Leipzig-Lindenau, Geschäftsführer des Verbandes der Handelsgärtner Deutschlands. Verlag: Expedition des Handelsblattes etc. Beschorneria yuccoides Hook vel Roezlia regia C. Koch. (Mit Abbildung.) an findet in manchem Gartenbuche, sogar solchen neueren Datums und sehr respektabler Herkunft, die merkwürdige und jedenfalls völlig unrichtige Behauptung, die mexikanischen Beschorneria, welche den Agaven sehr nahe verwandt sind, seien überflüssige, entbehrliche, unschöne Pflan zen und geht damit einfach zur Tagesordnung über, ohne denselben Gerechtigkeit widerfahren zu lassen. Diese Notiz, die einfach immer wieder weiter kolportiert wird, ohne dass sie der Schriftsteller der schönen Garten kunst etwas auf ihren Wert geprüft haben mag, ist nun aber so sehr unrichtig, dass sie als Kuriosum hier einmal festgehalten sein mag. Sie ist völlig und in jeder Be ziehung falsch und das gerade Gegenteil ist der Fall! Man muss sich unbedingt fragen, hat der erste Schrift steller die Pflanze gesehen oder nicht? Denn nur was der Mensch sieht und kennt kann er beschreiben. Die ihm folgenden kommen ja gar nicht in Betracht, denn sie schrieben einfach ab, ein Uebelstand, dem die Herren Re dakteure unserer Gartenbauschriften etwas auf die Finger klopfen sollten. Allein dieses Thema gehört nicht hierher. Von Be schorneria sind bisher sicher drei Spezies bekannt, viel leicht sind es fünf gute Spezies, vielleicht sind einzelne nur Formen der anderen. Sie sind alle ohne Ausnahme sehr schöne, edle, hochdekorative Pflanzen mit immergrünen- den Blättern der Yucca mehr als denen der Agaven ähn lichen Blättern und oft riesigen Blütenständen von hochmale rischer Wirkung. Ihr Vaterland ist Mexiko und neuer dings kommt eine von Untercalifornien. Die schönste aber der bekannten Spezies und deren etwaigen Formen ist unsere im Bilde gegebene B. yuccoides, die besser be kannt wurde, nachdem sie der seelige Roezl in Mexiko im Gebiet eines Vulkanes neuerdings aufgefunden hatte und nachdem sie der damalige Professor 0. Koch in Berlin als RoeYlia regia beschrieb. Kochs Bezeichnung die „könig liche“ allein schon spricht von Schönheit und edlen For men, denn ein Botaniker übertreibt selten oder niemals und legt seinen Tauf kindern meist viel bescheidenere Namen bei als es der enthusiasmierte Gärtner thun würde. Der Mann der Wissenschaft muss allemal nüchtern bleiben, er verfällt sonst der Lächerlichkeit. Der Gärtner aber speku liert und sucht durch Namen zu gewinnen und er hat Recht. Aber C. Koch hat nicht zuviel gesagt, die Pracht pflanze verdient in der That das stolze „regia“, aber leider können wir es nicht beibehalten, denn wie man sieht, es ist keine neue Gattung, sondern eine simple Beschorneria. Während alle anderen Arten resp. Formen dieser schönen und höchst dekorativen Pflanzen sich durch Steck teilung bald und ausgiebig vermehren und ausbreiten, bildet diese stolze Spezies einen Stamm und gleicht ganz einer Yucca oder auch mancher Agave resp. Fourcroya. Das und andere Absonderlichkeiten veranlassten auch C. Koch, eine eigene Gattung aufzustellen und sie nach ihrem Entdecker, dem viel zu früh geschiedenen Roezl zu benennen. Die Pflanze erreicht eine Höhe von ca. 4 Metern, davon kommen bei dieser Höhe ca. 21/2 Meter auf den von vertrockneten Blattresten bedeckten Stamm und der Rest auf die dichte, malerische und immergrüne Blatt krone. Der Stammumfang beträgt bei den stärksten Exem plaren circa 0,50 Meter. Der Stamm selbst ist innen locker, trockenfaserig, aber sehr zähe und vor dem Aus trocknen zudem noch durch die ewig hängenbleibenden Blattreste beschützt. Die Blätter sind kugelförmig nach allen Richtungen gestreckt, streng aufrecht, resp. horizontal oder abwärts gerichtet, im Alter etwas gebogen, je mehr