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। Nr. 13. Leipzig, 1. Juli 1891. VI. Jahrgang. Eigentum des Verbandes der Handelsgürtner Deutschlands, Organ des Gartenbauverbandes für das Königreich Sachsen, sowie vieler gärtnerischer Lokalvereinigungen, herausgegeben unter Mitwirkung der hervorragendsten Fachmänner des In- und Auslandes. Das „Handelsblatt für den deutschen Gartenbau etc.“ erscheint am 1. und 15. jeden Monats. Abonnementspreis für Nicht- verbandsmitglieder pro Jahrgang 7 Mk. 50 Pf.; für Verbandsmitglieder kostenlos. Redaktion: Otto Mohrmann, Leipzig-Lindenau, Geschäftsführer des Verbandes der Handelsgärtner Deutschlands. Verlag: Expedition des Handelsblattes etc. Arum sanctum hort. (Mit Abbildung.) ist eine auffallende Thatsache, dass in Syrien, be sonders in Palästina, eine verhältnismässig grosse Zahl niedriger Pflanzen wächst, deren oft seltsam geformte und sehr grosse Blüten in düste ren oder schwarzen Barben sich bewegen. . So gibt es mehrere Aaronstäbe, deren ) Jcheide und Kolben fast schwarz er sehe’' aen, oderauch wohl in so düste rem Purpur schillern, als ob sie trauerten, trauern vielleicht um den immer aufs neue gekreuzigten Hei land. Iris gibt es mit schwarzer Blüte, an dere mit dunkel schattierten Barben und selbst eine Tulpe, deren Genossen anderer Lande sonst an Barbenpracht und Glanz mit jedem Wesen im Blumenreiche wetteifern können, ergeht sich dort im düsteren Braun. Es wird der helle Himmel sein und das milde Klima, die solchen Erdenschmuck belieben und fördern. Dem Gärtner sind nun im allgemeinen dunkle Barben im Blumenreiche unsympathisch, seien sie auch noch so auffallend, und er kultiviert sie nur der Seltsam keit wegen. Es gibt aber Aus nahmen, wie die alte gute Iris Susiana^ „die trauernde Witwe“, beweist, die jeder Garten gern zeigt und die leider immer seltener wird. Zu solchen Aus nahmen gehört auch das eben so merkwürdige als schöne Arum sanctum. — Es blüht im Winter und Frühling und bringt bei richtiger Kultur sehr grosse, auffallende Blumen. Möge hier zunächst seine Beschreibung erfolgen: Aus der nicht tief im Boden liegenden grauschaligen, flachen Knolle, die sich wenig verzweigt und die einen Durchmesser von ca. 10 cm erreicht, entspringt im Oktober der einzige, aber sehr kräftige Trieb, der sich sehr schnell ent wickelt und. dessen volle Blatt scheiden sich ähnlich, wie das bei der allgemein beliebten Calla aethiopica bekannt ist, zu einem stammartigen, ziemlich festen Sten gel über den Boden erheben, dessen einzelne Scheiden schliesslich an ihrer Spitze ein einziges Blatt tragen. Nicht immer aber halten diese Blattstiele zu einem Schein stamme zusammen, trennen sich vielmehr zuweilen später, wenn sie voll entwickelt sind und sich selbst genügend tragen können, oder wenn sie durch den sich sehr kräftig entwickelnden Blüten schaft auseinander gedrängt wer den. Dieser Umstand thut indes dem eleganten Habitus durchaus keinen Abbruch und sollte hier nur beiläufig erwähnt werden. Die Blattstiele sind in ihrer unteren Hälfte scheidenförmig und dunkelbraun oder sattgrün, und in ihrer oberen Hälfte voll, cylin- drisch, zuletzt dünner werdend, sichelförmig gebogen und genarbt, hellgrün oder olivenfarben. Die Blätter sind lebhaft grün, mit starker Mittelrippe und lichtgrüner Nervatur, manchmal dunkel Arum sanctum hort.