Volltext Seite (XML)
Nr. 10. Leipzig, 15. Mai 1891. VI. Jahrgang. Eigentum des Verbandes der Handelsgärtner Deutschlands, Organ des Gartenbauverbandes für das Königreich Sachsen, sowie vieler gärtnerischer Lokalvereinigungen, herausgegeben unter Mitwirkung der hervorragendsten Fachmänner des In- und Auslandes. Das „Handelsblatt für den deutschen Gartenbau etc.“ erscheint am 1. und 15. jeden Monats. Abonnementspreis für Nicht- verbandsmitglieder pro Jahrgang 7 Mk. 50 Pf; für Verbandsmitglieder kostenlos. Redaktion: Otto Mohrmann, Leipzig-Lindenau, Geschäftsführer des Verbandes der Handelsgärtner Deutschlands. Verlag: Expedition des Handelsblattes etc. Coelogyne cristata (Lindl.). (Mit Abbildung.) gibt wohl kaum eine andere' Orchidee, (die bez. der Kultur anspruchsloser ist als Coelo gyne cristata. Sie gehört zu den Epiphyten, ver langt aber doch etwas mehr hu mose Nah rung wie die meisten an dern dieser Klasse. Ich pflanze sie meist in flache, durchbrochene Schalen und nehme als Erdmi schung 1 Teil Sphagnum (Sumpfmoos), ITeil Torf und 1 Teil gleichmässige Mischung von Topfscher ben , Holzkohlen und grober Holzerde. Die Pflanzen werden mög lichst fest und etwas er höht über den Schalen rand gesetzt. Dort, wo die Pflanze den Boden nicht vollständig deckt, wird frisches Sumpf moos aufgelegt. Es ist mir immer ein sicheres Zeichen,wenn dasSumpf- moos weiter wächst: dann war das Giesswasser kalkfrei und auch den Orchideen zuträglich. Das Verpflanzen ge schieht am besten bald nach der Blüte. Die Blütezeit ist sehr verschieden; in einem warmen Orchideenhause schon im Dezember und bei kalter Ueberwinterung erst im Mai. Als ostindische Orchidee ist sie vielfach zu warm gehalten worden, denn ihre eigentliche Heimat Nepal, besonders die höheren Lagen des Himalaja, wo diese Orchidee noch prächtig gedeiht, hat eigentlich kein Tropenklima mehr. Deshalb ist auch leicht begreiflich, dass eine kältere Ueber winterung den Pflanzen viel zuträglicher ist. Ich halte dieselbe im temperierten Hause bei 5—8 Grad B. Im Laufe des Winters wer den sie nach Bedarf warm gestellt, so dass die ersten Pflanzen im Februar die letzten im April blü,hen. Nach der Blüte werden sie, wenn nötig, ver pflanzt und bis zur Aus bildung der neuen Triebe im warmenKasten fe ucht, schattig und geschlossen gehalten. Nachher giebt man wieder mehr Luft, auch einigemale schwa che Dunggüsse. (Nur keinen Kunstdünger.) Wenn die Pflanzen ge nügend abgehärtet sind, stellt man sie in ein luf tiges Haus bei leichtem Schatten. Jetzt kann man auch schwächer giessen. Im Winter, so lange die Pflanzefi kalt stehen, wird sehr wenig gegossen; auch beim Antreiben darf man in der ersten Zeit nur mässig Wasser geben. Die ungemein zarten, duftigen Blüten halten an der Pflanze recht lange. Ab geschnitten welken sie ziemlich rasch, wenn man sie nicht ins Wasser stellen kann. Beim Versandt müssen sie sehr sorgfältig verpackt werden. Coelogyne cristata (Lindl.). Nach der Natur photographiert in der Kunst- und Handelsgärtnerei von W. Ohmer, Gernsbach. Gezeichnet für das Handelsblatt für den deutschen Gartenbau.