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695 Handelsblatt für den deutschen Gartenbau usw. No 47 beantwortet. Die Mehrzahl war jedoch der Ansicht, dass der Ein fluss ein günstiger sei, dass aber auch eine Erhöhung nicht ge wünscht werde. Nur der Antrag, auch einen Zoll* für Forstpflanzen einzuführen, erregte eine längere Debatte. Man gelangte aber schliesslich zu der Ansicht, dass weder die deutsche noch die österreichische Regierung für einen solchen Schutz zu haben sein werde. (?) Die Vereinigung hat versucht, eine Statistik Her Produktions kosten aufzustellen; es haben sich aber nur 10 Mitglieder daran beteiligt. Ferner hat man nach deutschem Muster für die verschie denen Kronländer Normalsortimente der besten Obstsorten auf gestellt, über deren Zusammensetzung wir an anderer Stelle be richten. Auch die Frage der Mindestpreise wurde angeregt; es waren aber verschiedene Anwesende der Meinung, dass man, so lange der Verein nicht stärker sei, hier in Oesterreich nichts er reichen könne. . -1 Die Korbweide in den Vereinigten Staaten von Amerika. Die Korbweide ist von deutschen Einwanderern nach den Ver einigten Staaten verpflanzt worden und seit siebzig Jahren dort be kannt. Wie wir einem Berichte des landwirtschaftlichen Sachver ständigen in den „Mitteilungen der Deutschen Landwirtschafts-Ge sellschaft" entnehmen, ist der Verbrauch besserer Korbweiden arbeiten mit der steigenden Beliebtheit der Korbmöbel im Wachsen begriffen. Man bevorzugte bisher im allgemeinen das vor wiegend aus Frankreich eingeführte Weidenrutenmaterial. In den letzten Jahren haben sich die Preise nahezu verdoppelt. Aus diesem Grunde hat die Kultur der Korbweide eine Vergrösserung erfahren, neben welcher eine Steigerung des im Anfang des Jahrhunderts her abgegangenen Exports geht. Die Kultur der Korbweide erweist sich als lohnend, wenn auf die Erzielung eines Produkts Bedacht ge nommen wird, das mit dem eingeführten einigermassen wettbewerbs fähig ist. In den Vereinigten Staaten werden besonders die Mandelblättrige Weide (Salix amygdalina], die Purpurweide (Salix purpurea] und die Kaspische Weide (Salix pruinosa] angepflanzt. Die erstgenannte Art lässt sich leicht spalten und flechten, ihr Holz ist kräftig und schwer, zäh und von glänzend weisser Farbe. Den aus ihr hergestellten Waren rühmt man grosse Dauerhaftigkeit nach. Sie lässt sich im geschälten wie im ungeschälten (braunen) Zu stande gleich gut verwenden und hat starke Ruten für die kräftigste und dünne für die feinste Arbeit. Ihr Fehler ist die starke Neigung zur Zweigbildung, welche durch möglichst enges Pflanzen mit ziem lichem Erfolge bekämpft wird, und ihre Empfindlichkeit gegen Hagelschlag. Dieser verursacht nämlich warzenförmige Auswüchse oder schwarze Flecke auf der Rinde. Sie gedeiht am besten auf schwerem Boden; sandiger Boden genügt ja auch, wenn er reich an Nahrung ist. Die Purpurweide zeigt keinerlei Neigung zur Zweig bildung. Sie hat eine grosse Zahl geschmeidiger, schlanker, gleich mässig grosser Ruten, ist also nicht so allseitig verwendbar wie die Mandelblättrige Weide. Ausserdem hat sie noch den Nachteil, dass das Holz spröde, schwer spaltbar und schlecht in Farbe ist. Auch ist das Schälen der Ruten schwierig. Als Vorzug muss ihre Wider standsfähigkeit gegen alle Witterungsunbilden gelten, ihre lange Tragfähigkeit (bis zu 40 Jahren) und ihre Ergiebigkeit trotz lang samen Wachstums. Sie gedeiht auf humusreichem, sandigen Boden. Da sie wenig Pflege erfordert, wird sie am meisten angebaut. Die dritte genannte Art ist hinsichtlich der Qualität des Bodens genüg samer als die beiden andern. Sie wetteifert an Brauchbarkeit des Holzes mit der Mandelblättrigen Weide, hat aber wie diese grosse Neigung zur Zweigbildung. Zu einer Weidenpflanzung muss man einen zwar der Ueberflutung ausgesetzten, jedoch nicht mit Wasser gesättigten Boden aussuchen. Der Boden muss also durchlässig sein. An schattigen Stellen darf man sie nicht anbauen. Zumeist wählt man Felder, die durch austretende Flüsse oder bei Regenwetter zeit weise unter Wasser kommen. Mit den Vorarbeiten auf bisher unbe bautem Lande beginnt man im Herbst zuvor, indem man nach Ent fernung (Verbrennung) der bisherigen Vegetation die Setzlinge ohne weitere Vorbereitung des Bodens in Reihen von 2% bis 3 Fuss Ent fernung voneinander und einer Dichtigkeit der Pflanzen von 9 Zoll bis 1 Fuss, etwa 20 000 auf 1 Acre (= 34 ar), einpflanzt. Für weitere Abstände bei der Anpflanzung macht man geltend, dass auf diese Weise leichter die notwendige Entfernung des Unkrauts mit dem Pfluge geschehen kann und die Rutenbildung an den Stämmen gefördert wird. Die beiden hauptsächlich angebauten Weidenarten erfordern aber aus den obengenannten Gründen die Verringerung der Abstände. Die Setzlinge, 10 Zoll bis 1 Fuss lang, ragen etwa Zoll aus der Erde. Die Bearbeitung des bebauten Bodens ist eine verschiedene, je nachdem die Weiden auf regelmässig überschwemmten Niede rungen angepflanzt sind, oder, was häufig der Fall ist, auf Land, das vorher als Wiese oder zum Kornbau benutzt wurde. Letzterenfalls wird der Boden im ersten Jahre 3mal mit der Hacke bearbeitet, in den späteren Jahren je 2 bis 3mal mit dem Pfluge durchfurcht. Im erstgenannten Fall erübrigt sich diese Bodenbearbeitung, die regel mässige Ueberschwemmung macht auch die Düngung überflüssig, bedingt aber einen besonders kräftigen Kampf gegen das Unkraut. Im ersten Jahre haben die Ruten noch wenig Wert, auch im zweiten sollte man sie noch nicht schneiden. Vom dritten Jahr ab kann regelmässig geschnitten werden. Man rechnet im Durchschnitt 12 aufeinander folgende Ernten vom Stamm. Nach dem Schneiden werden die Ruten sortiert, und zwar nach der Grösse in 4 Sorten. Es geschieht das in der Weise, dass man je ein Pack in ein Fass stellt, so dass man die verschiedenen Längen der Ruten erkennen kann. Mit Hilfe eines Massstabes werden die 4 Grössen dann aus gelesen. Im Staate New York, wo weit über die Hälfte der gesamten Weidenkultur heimisch ist, brüht man die im November geschnit tenen Ruten mit Dampf ab, worauf man die Rinde mit einer Art Breche löst. Es ist das die billigste Art des Schälens und hat den Vorzug, dass sie in eine Zeit fällt, wo der Farmer anderweitig nicht sehr in Anspruch genommen ist. Die besseren Weidensorten werden im Saft geschält. Eine Abart des Schälens im Saft ist die, dass man die Weidenruten, die im Herbst geschnitten wurden, in Treibhäusern zum Grünen bringt. Luftelektrizität und Pilanzenwuchs. Das „Journal d'Agriculture pratique“ berichtet, dass auf der letzten Blumenschau in Antibes Leutnant B a s t y die Resultate siebenjähriger Beobachtungen über die Einwirkung der Luftelek trizität auf Pflanzen bekannt gegeben habe. Er bedient sich eines metallenen Schaftes, dessen Spitze mit einer gut leitenden inoxy- dablen Metallegierung bekleidet ist. Der Schaft ragt je nach der Höhe der Kulturpflanze 2 m bis 80 cm über die Erde und reicht so tief in die Erde, wie die Wurzeln der betr. Pflanzen. Der Wirkungsbereich ist radial gleich der Höhe des Schaftes. B a s t y experimentierte mit 30 verschiedenen Kulturpflanzen. B a s t y will die Einwirkung der Elektrizität nach 4 Richtungen hin erkannt haben. 1. Keimkraft. Samen, sowohl solche, die vor der Einsaat elektrisiert worden waren, als auch ganz besonders solche, die vor und nach der Einsaat elektrisiert worden waren, keimten 3—10 Tage früher. 2. Frühreife. Spinat und grüne Erbsen konnten 18 Tage früher (15. Mai gegen 3. Juni) geerntet werden. Erdbeeren blühten elektrisiert am 25. April und gaben Früchte am 19. Mai, gegen 18. Mai bezw. 3. Juni. Lein, Senf, Kartoffeln blühten 8 Tage früher. 3. Ertrag. Spinat gab auf 1600 qcm (!) elektrisiert 1450 g, nicht elektrisiert 325 g. Hanf zeigte auffallende Ueppigkeit, ebenso Senf und Hopfen. Rabinschen gaben doppelten Ertrag, Lein zeigte dreimal so viel Blüten, Erdbeeren den vierfachen Ertrag. 4. Qualität der Früchte war in allen Fällen auffällig ge hoben. Die „Mitt. d. Deutschen Landw.-Ges.“ bemerken hierzu, dass angesichts der negativen Resultate, welche alle bei uns ausge führten Versuche bisher ergeben haben, man nicht umhin könne, zu den angeführten Ergebnissen grosse Fragezeichen zu machen. Die Beobachtungen scheinen auf so kleinen Gartenbeetchen gemacht zu sein, dass alle möglichen anderen Einflüsse im Spiel gewesen sein können. Organisation zur Beobachtung und Bekämpfung von Pflanzen krankheiten. In den preussischen Provinzen und auch den ausserpreussi- sehen Bundesstaaten ist in den letzten Jahren eine einheitliche Or ganisation zur Beobachtung und Bekämpfung der Pflanzenkrank heiten durchgeführt worden. Diese Organisation beruht im wesent lichen auf der Dreiteilung von Sammlern, Sammelstellen und Hauptsammelstellen. Als Sammler sind Herren aus der landwirt schaftlichen Praxis, Kenner des Obstbaues, des Forstfaches u. a. tätig, die sich in den Dienst der Sache gestellt haben, und die ihrer seits das von ihnen beobachtete und gesammelte Material an die — zumeist mit den landwirtschaftlichen Winterschulen ver bundenen ■— Sammelstellen weitergeben. Die eigentliche wissen schaftliche Verarbeitung des gesamten Materials der Sammelstellen erfolgt alsdann an grösseren wissenschaftlichen Anstalten der be treffenden Provinz, den Hauptsammelstellen, als welche Universi tätsinstitute, landwirtschaftliche Versuchsstationen u. a. in Frage kommen. Die in Preussen zur Beobachtung von Pflanzenkrankheiten bestehenden Hauptsammelstellen nach dem Stande vom Jahre 1909 sind folgende: Das Kaiser-Wilhelm-Institut für Landwirtschaft in Bromberg, die Kaiserl. Biologische Anstalt für Land- und Forst wirtschaft in Dahlem bei Steglitz, die Agrikultur-botanische Ver suchs- und Samenkontrollstation in Breslau X, die Versuchsstation für Pflanzenkrankheiten in Halle, die Landwirtschaftliche Versuchs station in Münster i. W., die Kgl. Lehranstalt für Wein-, Obst- und Gartenbau in Geisenheim am Rhein, die Kgl. Landwirtschaft!. Aka demie Bonn-Poppelsdorf, der Kgl. Botanische Garten zu Göttingen und die Landwirtschaftliche Versuchsstation in Marburg, Bez. Cassel. Ausserdem sind Sammelstellen für Pflanzenschutz an den Landwirtschaftskammern für die Provinzen Pommern, Ostpreussen und Schleswig-Holstein eingerichtet.