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No. 28 Handelsblatt für den deutschen Gartenbau usw. 420 Cattleya-Hybriden, wie B. Veitchi {Brassavola Digbyana Cattleya Mossiae) und B. Mariae {Cattleya WarneriK B. Digbyana) konnten dagegen wegen ihrer prächtigen Blütenform als Kabinettstücke der Orchideengruppe gelten. Auch die zartgefärbte, matt zitronengelb be hauchte, fast weisse Miltonia flavescens erregte viel fach Bewunderung, nicht minder wie die grossblütigen, lebhaft gefärbten Spielarten von Miltonia vexillaria. OttoBeyrodt, Marienfelde hatte sich ausserdem noch mit seiner zweiten Spezialität, mit japanischen Zwergkoniferen beteiligt. Ein japanischer Vorgarten ver mittelte zwischen der Rosenausstellung und dem von der Stadtgartenverwaltung Liegnitz geschaffenen Palmen hain mit anschliessender heizbarer Teichanlage. Die japanischen Zwergkoniferen fanden allgemein Anklang, wiewohl es vereinzelt auch an Stimmen nicht fehlte, die diesen japanischen Kunstformen keinen Geschmack ab zugewinnen vermögen. Abgesehen von der Nachbildung von Tierformen, die wohl heiter stimmen können, sonst aber als Geschmacklosigkeit zu verurteilen sind, halten wir die japanischen Zwergkoniferen für einen eigen artigen, in passender Umgebung jedoch wirkungsvollen Garten- und Zimmerschmuck. Ueberdies sehen wir in dieser Liebhaberei eine Belebung des Geschäftes, ins besondere auch eine Anregung des kaufenden Publikums, und sei es auch nur der „oberen Zehntausend“. Gerade die zahlungsfähigsten Kreise sind dem Gartenbau in den letzten Jahrzehnten durch mancherlei Einflüsse recht entfremdet, während in den Kreisen des wohlhabenden Mittelstandes die Gartenliebhaberei zugenommen hat. Die bereits genannte, von der städtischen Parkver waltung in Liegnitz geschaffene Anlage, die mit den Be ständen tropischer und subtropischer Pflanzen aus der Stadtgärtnerei in reicher und vornehmer Weise ausge stattet war, bildete eine Sehenswürdigkeit für sich. Wenn auch die Nymphaeen und deren edlere Ver wandte, die Victoria- und Nelumbium-Arten, noch nicht blühten, so bot doch die ganze Anordnung, namentlich abends bei künstlicher Beleuchtung, ein packendes Bild. Die mächtigen Phoenix canariensis, Sabal, Bambusen, Dasylirion, Agaven usw. wurden der Stadt von einem reichen Mitbürger geschenkt und entstammen den Kul turen der Riviera. Der ganze pflanzliche Schmuck dieser Anlage, mit Einschluss der bodendeckenden Trades- cantien, Farne usw., war dem Charakter der grossen Palmen und Musa angepasst. Im Hintergründe ging diese Partie wieder in die übrigen Ausstellungsabteilun gen über, und zwar schlossen sich hier hauptsächlich Baumschulartikel an. & (Schluss folgt.) Meine Erfahrungen mit neuen Erdbeersorten. Von Wilhelm Kliem, Baumschulen, in Gotha. 5jeit den letzten 30 Jahren ist eine sehr, K sehr grosse Menge neuer Erdbeerzüch- % tungen erschienen, von denen nur ver- o hältnismässig wenige ihren Platz in den 6 Sortimenten und eine noch geringere Zahl © in den Grosskulturen behauptet haben. Während die Züchtungen aus der Klasse der Fragaria grandiflora und aus der Klasse der Scharlach erdbeeren meist als Massenanbausorten ihren dauernden Platz behaupten, haben die Züchtungen aus den Klassen der Chili- und Moschus-Erdbeeren meist nur Lieb haber- und Sammlerwert. Der Grandiflora-Klasse gehören die meisten älteren und neueren Sorten für Massenanbau an, jedenfalls ein Beweis dafür, dass diese Klasse überhaupt für diesen Zweck die bessere ist, und dies mit vollem Recht! Die Sorten der Grandiflora-Klasse sind als Pflanze lang lebiger als die aus der Gruppe der Scharlach-Erdbeeren. Sie behalten ihre Fruchtbarkeit bei einigermassen guter Pflege 5—7 Jahre, die Blumen und Pflanzen sind gegen Frost weniger empfindlich, die Früchte sind festfleischig, vollfrüchtig und schwerer. Ausserdem vertragen sie den Transport besser und gedeihen auf allen für Erd beeren überhaupt in Betracht kommenden Bodenarten. Sie reifen meist ebenso früh wie die Scharlach-Erd beeren und stehen diesen an Grösse nicht nach, über ragen sie aber weit an feinem Geschmack. Als ältere, zum Teil länger als 30 Jahre in Kultur befindliche Sorten der Grandiflora-Klasse sind heute zu nennen; Carolina superba, Duc de Magenta, White Pine Apple, Mac Mahon, Marguerite, La Constante, La Grosse Sucree, Kerrs prolific, Ehlers’ Fruchtbare (Syn.; Walluf, Jucunda, Waldaffe), Prinz Aribert. Später sind hinzu gekommen Prof. Dr. Liebig, König Albert, Garteninspektor Adam Koch, Kaisers Sämling u. s. w. Als neuere Sorten, welche nach den gemachten Erfahrungen sicher ihren Platz behaupten dürften, sind folgende, nachstehend näher beschriebene Sorten zu nennen : Rheingold dürfte obenan stehen. Der Wuchs ist kräftig und gesund, die Pflanze ist widerstandsfähig gegen Frost, die Fruchtstengel sind zahlreich und sehr stark. Die zahlreichen Blüten setzen alle gut an und bilden alle Früchte gut- aus. Diese sind glänzend, lebhaft rot, mit gelben Samen und festem, innen rotem Fleisch. Die Form ist teils rundlich, stumpfspitz auslaufend, teils dreieckig. Die Früchte reifen bis zur Spitze gleich gut aus und halten sich bei Regenwetter infolge des aufliegenden Samens gut sauber. Sie machen am Stocke wie geerntet einen verlockenden Eindruck. In der Reife wetteifert Rheingold mit Noble und Deutsch- Evern, und sie behält ihre Fruchtbarkeit 5—7 Jahre. — Rheingold hat die Mutter (Jucunda = Walluf, Ehlers’ Fruchtbare) übertroffen und wird gleich dieser ihren Platz ebenso lange behaupten. Consum, ein Kind von Garteninspektor Adam Koch, welcher sie im Wuchs und Fruchtbarkeit wie in Reife, Lebensdauer und Geschmack u. s. w. gleich ist. Nur die Früchte sind ein wenig dunkler und taschenförmig, oft nach der Spitze zu wie zusammengedrückt, Sie ist in jeder Beziehung gut, nur bleiben die Früchte leicht an der Spitze, ähnlich wie bei Garteninspektor Koch, etwas hell. Delicatess ist wiederholt als frühe König Albert be zeichnet worden, und dies wohl mit vollem Recht. Die Sorte ist ein Kind von König Albert und hat alle guten Eigenschaften in Form, Grösse, Geschmack, langer Lebensdauer u. s. w. geerbt. Sie bleibt 8—9 Jahre tragfähig. Der Ertrag ist unglaublich reich, wie wohl bei keiner anderen. Wuchs niedrig, Pflanze mit wenig Ranken, widerstandsfähig gegen Frost. Es ist schade, dass sie, gleich König Albert, nur rosarot gefärbt ist und weisses Fleisch hat. — Wer eine Delicatess mit roten Früchten und rotem Fleisch zieht, könnte ein reicher Mann werden. Jörn Uhl. Trotzdem hier noch keine mehrjährigen Erfahrungen vorliegen, glaube ich, dass diese Sorte ihren Platz als Massensorte behaupten wird. Die Frucht ist gross bis sehr gross, teils dreieckig, teils kammartig, schön lebhaft rot. Die Pflanze ist hervorragend reich tragend und ziemlich früh reifend, gesund und kräftig wachsend und zeigte sich bisher immer gut winterhart! Lotte ist der vorhergehenden sehr ähnlich und trotz des schwächeren Wuchses sehr reichtragend. Schöne Lore verspricht ebenfalls, sowohl im Ertrag wie Grösse und Festigkeit, sehr gut zu werden.