Volltext Seite (XML)
No. 27 Handelsblatt für den deutschen Gartenbau usw. 402 Alle übrigen Samen, nicht besonders genannt, 10 Cents für das Pfund. Nach dem altenTarif waren folgende Sämereien frei: Anis-, Kümmel-, Kardamomen-, Blumenkohl-, Ko riander-, Baumwollen-, Pfefferkümmel-, Fenchel-, Bocks horn-, Hanf-. Andorn-, Senf-, Raps-, Johannisbrot, Zuckerrübensamen, Blumensamen, Grassamen, die jetzt alle einem Zoll von 42 Pf. = 10 Cts. für das Pfund unterworfen sind. Der neue Tarif lässt die Frage offen, ob der Blumen kohlsamen als Kohl mit 8 Cts. — 33,6 Pf. für das Pfund zu verzollen ist, oder mit dem höheren Satz. Es ist anzunehmen, dass die Zollverwaltung auf Blumenkohl samen den höheren Zollsatz von 10 Cents anwendet. 274, 3. Preisseibeeren, 25 vom Hundert vom Werte (unverändert). 265. Kartoffeln, 1 M. — 25 Cents für einen Scheffel von 60 Pfund (unverändert). Nach Tarifstelle 652 (Freiliste) sind frei: Pflanzen, Bäume, Sträucher, Wurzeln, Rhizome und Sämereien, die von dem Ackerbaudepartement oder den botanischen Gärten der Vereinigten Staaten eingeführt werden. Unsere Ausfuhr von Blumen-Zwiebeln, Knollen und Bulben (mit Ausnahme von Orchideenbulben), sowie Sä mereien, betrug in den Jahren 1909 und 1908: An Blumenzwiebeln : An Blumensamen : 1909 1908 1909 1908 im Januar 279 dz 403 dz 58 dz 71 „ Februar 92 274 20 28 „ März 44 4 18 5 „ April 3 — 2 21 „ Mai — 3 0 1 „ Juni 16 — 1 — „ Juli — 1 2 — „ August 5 2 0 1 „ September 3 1 1 2 „ Oktober 55 609 — 1 „ November 1431 2694 35 24 „ Dezember 1684 856 106 115 3612 dz 4847 dz 243 dz 269 dz. -,9632 8 Zuviel Gehölzsorten? as Juniheft von „Die Gartenkunst“ bringt unter obiger Ueberschrift einen Artikel von Gartendirektor H e i c k e , Schrift leiter der Zeitschrift und Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Garten kunst. Der Artikel lässt sich daher keines wegs als die unmassgebliche Ansicht eines weniger ein flussreichen Mitarbeiters auffassen. Sein Inhalt dürfte die Anschauungen wiederspiegeln, die heute bei einem grossen Teile von Gartenkünstlern als massgebend gelten oder wenigstens in diesen Kreisen ein williges Ohr finden. Wenn hier die gleiche Ueberschrift gewählt ist, nur mit dem Unterschiede, dass das Ausrufungszeichen durch ein Fragezeichen ersetzt wurde, so deutet dies bereits unseren Standpunkt an. Der H e i c k e ' sehe Artikel enthält gewiss beherzigenswerte Anregungen, aber er verallgemeinert wieder einmal einzelne Tatsachen und Misstände, indem er seine Beweisführung an Ausnahme fälle anknüpft. Der Verfasser richtet sich mit seinen Mahnungen unmittelbar an den Züchter und Baum schulenbesitzer, und wir können ihm daher an dieser Stelle die Antwort nicht schuldig bleiben. Ueberdies ist der Leserkreis der „Gartenkunst“ ein sehr gewählter, und Handelsgärtner und Baumschulenbesitzer dürften unter den Lesern dieser Zeitschrift recht vereinzelt sein. Der Inhalt der H e i c k e ' sehen Ausführungen bietet uns ausserdem eine vortreffliche Gelegenheit, die neu zeitliche Reformbewegung in der Gartenkunst in ihren Beziehungen zur gärtnerischen Praxis zu beleuchten. Anstatt daher, wie es erst unsere Absicht war, die Polemik mit allgemein gehaltenen Erörterungen einzu leiten, begeben wir uns gleich auf ein Einzelgebiet dieser, nach den verschiedensten Seiten hin ver wickelten Frage. Gartendirektor Heicke beklagt sich über die Schwierigkeiten, denen der Gartenkünstler bei der Deckung seines Bedarfes in den Baumschulen begegne. Er bedauert, dass die Züchter dem Rate eines anderen Gartenkünstlers, „verschieden geformtes Gehölzmaterial in Wand-, Säulen-, Dachform u. s. w., sowohl auf ge radem wie freiem Stamm, sowie für natürliche Anlagen ihren individuellen Charakter zeigende Gehölze in ähn lichen Hauptformen auf geraden, krummen und ver zweigten Stämmen, sowie Buschform“, mehr als bisher heranzuziehen, nicht gefolgt seien. Nachdem er zugeben muss, dass dieser „sehr verständige“ Rat in der Be folgung doch seine Schwierigkeiten habe, sagt Heicke, es sei fast unmöglich, 1000 Stück Gehölze einer be stimmten Art in gleichmässiger Beschaffenheit und hin reichender Stärke sich zu verschaffen. Schuld daran sei zum Teil die Sortenliebhaberei in den Kreisen der Baumschulbesitzer. Eine Abstossung alles Ueberflüssigen und Wertlosen, eine gründliche Sichtung täte not. Als mehr oder weniger überflüssig bezeichnet Heicke die Mehrzahl aller Gehölzformen mit ge scheckten und bunten Blättern, und die mit farnähnlichem, „zernagten“ Blatt. Er tadelt die Bevorzugung der fremd ländischen Arten, und auch die Formen mit gefüllten Blüten finden keine Gnade vor seinen Augen. Nach dem zu Beginn des Aufsatzes die Gärtner getadelt wurden, dass sie nicht willig alle möglichen Kunstformen, wie Säulen, Dächer, Kugeln, Wände u. s. w. vorrätig halten, wird ihnen dann wieder ein Strick daraus ge dreht, dass sie die natürlichen Trauerformen, Zwerg gehölze und Säulenformen in ihre Kataloge auf nehmen. Trotzdem doch der ganze Artikel eine Be schränkung des Materials befürwortet und von „tausend weiser" Beschaffung die Rede ist, missfällt dem Ver fasser plötzlich wieder die zu ausgedehnte Verwendung der Koniferen mit bläulicher Benadelung, besonders der Picea pungens-Formen. Endlich sagt Heicke wörtlich: „Wohin geraten wir, wenn die Vermehrung unserer Rosensorten in der bisherigen Weise fortgesetzt wird?“ „Es sei fast unmöglich, einen wirklich schönen Rosengarten anzulegen!“ Diese kleine Blütenlese mag genügen, um zu zeigen, worauf der Verfasser des Artikels: Zuviel Gehölz sorten ! hinaus will. Es ist natürlich unmöglich, hier den Inhalt selbst nur zum grössten Teil wiederzugeben. Es lag uns anderseit fern, die Anschauungen des Ver fassers zu entstellen. Zweifellos sind wir mit dem Ver fasser der Ansicht, dass die botanischen Arten gegen über den Gartenformen bei der Auswahl möglichst zu bevorzugen sind, soweit letztere nicht entschiedene Vorzüge besitzen. Wir teilen auch seine Abneigung gegen die Gehölzformen mit aufgeblasenen oder löffel artig gestalteten Blättern, befürworten auch keineswegs eine übertriebene Verwendung von Gehölzen mit farbiger oder bunter Belaubung. Wenn wir aber den Artikel in seiner Gesamtheit auffassen, vermögen wir uns des Eindrucks nicht zu erwehren, dass Gartendirektor Heicke mit seinen Ausführungen um etwa 25—30 Jahre zu spät komme. Vor zwei bis drei Jahrzehnten konnte man aller-