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No. 10. Steglitz-Berlin, den 7. März 1903. XVIII. Jahrgang. Gigentbum des Verbandes der Handelsgärtner Deutschlands. Organ des Gartenbau-Verbandes für das Königreic Sacsen, berausgegeben unter Uitwirkung der hervorragendsten Fachmänner des 3n- und Huslandes. Das „Handelsblatt für den deutschen Gartenbau etc.“ erscheint am Sonnabend jeder Woche. Abonnementspreis für Nicht-Verbandsmitglieder in Deutschland und Oesterreich-Ungarn pro Jahrgang 8 M. 50 Pf., für das übrige Ausland 10 M, für Verbands-Mitglieder kostenlos. Verantwortlicher Redacteur: F. Johs. Beokmann in Steglitz-Berlin. Verlag: Verband der Handelsgärtner Deutschlands, eingetragen auf Seite 179, Band IV, de» Genossenschaftsregister des König], Amtsgerichts zu Leipzig. Die Feststellung des Wahlresultats findet am 9. März statt. Bericht über den thüringischen Gärtnertag in Weimar am 15. Februar 1903. Um 22 Uhr eröffnete Herr M a e r t e n s-Eisenach die Versammlung in Vertretung des verhinderten Obmanns und begrüsste die etwa 120 Erschienenen, namentlich die als Ehren gäste anwesenden Herren Geh. Regierungsrat Sleevogt, der vom Grossherzoglichen Ministerium entsandt war, und den Reichstagsabgeordneten Herrn J acobskötter aus Erfurt und brachte hierauf ein Hoch auf Kaiser und Bundesfürsten aus, in welches die Versammlung begeistert einstimmte. Dann schlug Herr Maertens vor, dem Vorsitzenden des Handels gärtner-Verbandes, Herrn F. Blut h-Steglitz die Leitung der Versammlung zu übertragen. Da kein Widerspruch er folgte übernahm Herr Bluth dieselbe mit einigen Worten des Dankes und erklärte sich bereit, seine schwachen Kräfte in den Dienst der guten Sache zu stellen. Herr K1 i e m-Gotha bemerkte, bei der Wichtigkeit der Sache wäre es vielleicht zweckmässig gewesen, die Regierungen der verschiedenen thüringischen Staaten zu dieser Versamm lung einzuladen In Gotha habe man dies auch getan, das dortige Staatsministerium bedaure, heute keinen Vertreter sen den zu können, bitte aber in der zur Tagesordnung stehenden Angelegenheit einen recht regen Meinungsaustausch zu pflegen und ein recht ausführliches Protokoll den Regierungen zur Verfügung zu stellen. Die gothaische Regierung habe erklärt, hierauf mehr Wert zu legen, als auf eine persönliche Ver tretung in der heutigen Versammlung. Herr Kaiser- Stadtsulza ersucht die Versammlung, da das Protokoll recht ausführlich gemacht werden solle, für heute auf dessen Verlesung zu verzichten. Hiergegen erhebt sich kein Widerspruch. Der Vorsitzende verlas hierauf einige eingegangene Be grüssungs-Telegramme und Postkarten. Das Wort zum Referat erhielt Herr Redakteur B e ck mann- Steglitz. Dieser führte etwa folgendes aus: Vor acht Tagen haben die gärtnerischen Arbeitnehmer in einer Versammlung hier in Weimar darge legt, was sie wollen und erstreben, heute sind wir zusammen gekommen, um unsererseits unsern Standpunkt darzulegen. In der hier am vorigen Sonntage stattgehabten Versammlung soll ein Redner gesagt haben, dass der Verband der Handels gärtner Deutschlands am liebsten hinter verschlossenen Türen verhandeln wolle, dass dies nicht der Fall ist, beweist die heutige Versammlung, zu der wir ja auch Vertreter der Arbeit nehmer zugelassen haben. Dass eine Organisation für den Gartenbau geschaffen werden muss, darüber sind sich wohl alle, Arbeitgeber sowie Arbeitnehmer, einig. Ohne eine solche geht es nicht mehr. Wir sehen ja, dass alle Stände, Hand werker, Landwirte usw. sich organisiert haben, nur die Gärtnerei ist bis jetzt noch nicht dahin gekommen und leidet dadurch sehr unter einer Unsicherheit nach jeder Richtung hin, die wir gerne beseitigen wollen. Die Fragen, die an unseren Beruf herantreten, sind so mannigfach und so einschneidend — namentlich die letzten 10 Jahre haben dies in so vielen, Fällen gezeigt, —- dass es schwer empfunden wurde, dass wir keine richtige Vertretung hatten, keine Stelle, wo wir mit unseren Wünschen gehört wurden. In diesem Punkte sind wir alle einig, nur über das Wie gehen die Ansichten auseinander, und die Frage über dieses Wie ist gerade hier in Thüringen brennend geworden durch die Ihnen allen bekannte Umfrage, welche die Gross herzoglich Weimarsche Regierung an die andern Thüringer Regierungen gerichtet hat. Aus einem Bericht über die Versammlung vom vorigen Sonntag entnehme ich, dass der Herr Regierungsvertreter ge sagt hat, die Umfrage sei durch einen Zufall leider zu früh in die Oeffentlichkeit gelangt. Wir wollen diesem Zufall ganz besonders dankbar sein, denn er hat uns Gelegenheit gegeben, dass wir uns mit der Sache beschäftigen konnten, und es ist dies besser, als wenn wir vielleicht später vor einer vollendeten Tatsache stehen müssten. Es handelt sich in der Frage der Organisation vor allem darum: Was wollen wir Arbeitgeber? Es muss aber auch der Frage näher getreten werden: Was wollen die Arbeitnehmer? Wir wollen eigene Gartenbau kammern, die Arbeitnehmer den Anschluss an die Handwerks-